Tourismus-Chef will ein Feuerwerk streichen
Mathias Schiemer von "Heidelberg Marketing" will ab 2024 nur noch zwei statt drei Schlossbeleuchtungen veranstalten.



Geschäftsführer von Heidelberg Marketing
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Bei der letzten Schlossbeleuchtung Anfang September kamen gerade einmal 40.000 Besucher. Angesichts des Klimawandels und der trockenen Sommer mit Waldbrandgefahr wird kontrovers darüber diskutiert, ob Feuerwerke in dieser Größenordnung noch zeitgemäß sind. Aus ganz anderen Gründen schlägt nun aber Mathias Schiemer, Geschäftsführer von "Heidelberg Marketing" vor, ab 2024 nur noch zwei, statt bisher drei Schlossbeleuchtungen anzubieten.
Herr Schiemer, wie kommt es zu diesem Sinneswandel?
Das ist kein Sinneswandel. Wir überlegen das schon seit längerer Zeit. Es gibt weltweit außer uns keine Stadt, die jährlich drei Feuerwerke in dieser Größe abfeuert. Dabei liegen die ersten beiden Schlossbeleuchtungen zu nahe beieinander. Das belastet auch die Bewohner der Altstadt. Deshalb schlage ich vor, eine im Juni oder Juli und eine im September stattfinden zu lassen. Wenn gewünscht, könnte man dazwischen eine Laser-Drohnen-Wasser-Show anbieten.
Hintergrund
> Die Heidelberger Schlossbeleuchtung zählt nicht nur zu den beliebtesten Veranstaltungen Heidelbergs, sondern auch zu den ältesten. Sie nimmt Bezug auf den französischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1697) und den daraus resultierenden Zerstörungen des Schlosses (1689 und
> Die Heidelberger Schlossbeleuchtung zählt nicht nur zu den beliebtesten Veranstaltungen Heidelbergs, sondern auch zu den ältesten. Sie nimmt Bezug auf den französischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1697) und den daraus resultierenden Zerstörungen des Schlosses (1689 und 1693). Die erste nachweislich stattgefundene Schlossbeleuchtung (Juni 1815) wurde im Zuge eines Staatsbesuchs von Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Kronprinz Ludwig von Bayern und Kaiser Franz I. aus Österreich veranstaltet. Seit 1860 finden die Schlossbeleuchtungen regelmäßig statt. Aktuell gibt es jährlich drei Schlossbeleuchtungen: im Juni, im Juli und im September. Mit Begleitprogramm auf der Nepomuk-Terrasse, Sicherheitspersonal und allem Drum und Dran kostet eines dieser Feuerwerke 35.000 Euro. Der Ablauf ist immer der Gleiche: Zu Beginn tauchen bengalische Feuer die Schlossruine in einen roten Schein und erinnern an die Zerstörung Heidelbergs im Jahr 1693. Danach wird von der Alten Brücke ein Brillantfeuerwerk abgefeuert. hob
Wie konkret sind diese Pläne?
Zunächst einmal haben wir vom Gemeinderat den Auftrag, im Jahr 2023 zusätzlich zu den drei geplanten Schlossbeleuchtungen so eine Drohnenshow als Testballon zu organisieren. Das lässt sich aber gar nicht so leicht umsetzen. Ein Knackpunkt ist, dass wir genügend Start- und Landeplätze für die 200 bis 250 Drohnen benötigen. Das ginge nur vom Neckar, von der Alten Brücke oder vom Schlosspark aus. Wenn dann aber noch das Philharmonische Orchester das Spektakel begleiten würde, hätten wir eine wunderbare Neuerung.
Und doch wieder eine Belastung für die Altstadt.
Ja, aber die Show wäre zumindest nicht so laut.
Und es gäbe weniger Feinstaub.
Die Schlossbeleuchtungen sind für die Umwelt keine große Belastung. Das hat uns das Umweltministerium bescheinigt.
Planen Sie jetzt schon mit einer jährlichen Drohnenshow?
Nein. Wir haben jetzt erst einmal den Auftrag für 2023 – und schauen, wie es läuft. Aber selbst wenn es nur bei einer einmaligen Aktion bleiben sollte, werde ich dem Gemeinderat vorschlagen, eine der jährlichen Schlossbeleuchtungen zu streichen.
Hat der Vorschlag auch damit zu tun, dass bei der letzten Schlossbeleuchtung so wenige Menschen kamen?
Überhaupt nicht. 40.000 Besucher bei der schlechten Wettervorhersage ist immer noch eine gute Zahl. Morgens dachten ja noch viele, dass es gewittern wird.
Ihre Pläne werden nicht allen, die vom Tourismus leben, schmecken. Haben Sie diesen Vorstoß zum Beispiel mit der "Weißen Flotte" abgesprochen?
Nein. Das müssen wir nicht absprechen. Die Stadt Heidelberg muss das für sich selbst entscheiden, was das Richtige ist. Die Gäste kommen doch auch, wenn es eine Schlossbeleuchtung weniger gibt. Es wäre traurig, wenn wir solche Events bräuchten, um die Stadt bekannter zu machen. Die Leute kommen wegen unserer Schönheit, unserer Historie und dem urbanen Flair.
Wollen Sie der Branche eine Alternativ-Veranstaltung anbieten?
Wir haben doch ohnehin viele Veranstaltungen. In zwei Wochen den "Heidelberger Herbst", der "Lebendige Neckar", das Weindorf, "Stadt am Fluss" mit dem autofreien Neckarufer. Ich glaube, niemand kann sagen, dass wir zu wenig machen.
Warum wollen Sie nicht schon im Jahr 2023 eine Schlossbeleuchtung streichen?
Die Verträge für das nächste Jahr sind schon unterschrieben. Die Hotels werben schon damit. Das können wir jetzt nicht mehr zurücknehmen.
Eine letzte Frage: Werden Sie die Feuerwerke irgendwann ganz abschaffen?
Nein. Das darf man nicht machen. Die Schlossbeleuchtungen sind ein Teil der Heidelberger Historie. Wir sollten die Tradition bewahren. Das sagt sogar das Landesumweltministerium.




