Heidelberger Lieblingsplätze

"Eine Art von Heimatgefühl"

Arvid Boecker sitzt am liebsten an einer bestimmten Straßenecke in Rohrbach. Er mag vor allem die Geschäfte und Lokale in der Umgebung.

17.08.2022 UPDATE: 17.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Der Künstler Arvid Boecker sitzt gerne an der Ecke Rathausstraße/Amalienstraße. Dort begegnet er freundlichen Menschen und er findet jede Menge Inspiration: zum Beispiel in Form von Farbkombinationen. Foto: Friederike Hentschel

Von Karla Sommer

Heidelberg. Arvid Boecker ist Maler und lebt seit 2008 in Rohrbach. Dorthin zu ziehen, ist für den gebürtigen Wuppertaler nach vielen Stationen in seinem Künstlerleben eine bewusste Entscheidung gewesen, wie er erzählt. Die Geschichte und das jetzige Leben im Stadtteil faszinieren ihn.

Und wo kann er das am besten erleben? "Ich sitze gern auf dem Platz an der Ecke Rathausstraße und Amalienstraße." Das ist sein Lieblingsort. Seit der Sanierung genießt er als "Vertreter der konkreten Kunst" auch den Hauch der Geschichte, die den Platz umgibt.

Was diesen Ort zum Lieblingsplatz macht: Boecker hat sich nicht nur schnell in die Rohrbacher Gemeinschaft eingefügt – er ist im Stadtteilverein und im Heimatmuseum aktiv –, sondern er erlebt auf der Bank an der Rathausstraße sitzend auch "eine Art von Heimatgefühl". Und das hat er "hier erstmals verstanden", äußert er seine Begeisterung für das, was sein Lieblingsort in ihm ausgelöst hat.

Den Künstler, der seine Werke noch bis 21. August im Kurpfälzischen Museum in der Hauptstraße ausstellt, interessieren sowohl das bunte Treiben an dem zentralen Ort als auch die Geschichte, die durch die alten Gebäude in der Umgebung wachgehalten wird. Und so verfügt Boecker auch über einen ganzen Schatz an Fotografien, die die Geschichte des Stadtteils dokumentieren. Darauf zu sehen ist etwa das ehemalige Rathaus, das 1750 erbaut wurde und das Herzog Carl August, nachdem er das Schlösschen gebaut hatte, 1770 kaufte.

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Der damalige Bürgermeister Frey sollte mit dem Geld ein neues Rathaus bauen, veruntreute es aber wahrscheinlich, und so wurden die Amtsgeschäfte in einem anderen Gebäude weitergeführt. Erst als Markgräfin Amalie (daher die Amalienstraße) darauf bestand, dass ein Rathaus gebaut werden müsse, nahm endlich 1813 das heutige Rathaus Gestalt an. Auch das hat man von Boeckers Lieblingsplatz aus im Auge. Und auch über das rege jüdische Leben in der unmittelbaren Umgebung des Platzes kann der Rohrbacher Künstler einiges erzählen.

Wie man hinkommt: Am besten mit der Straßenbahn, da Parkplätze in der Rathausstraße knapp sind.

Wann die beste Zeit für einen Besuch ist: "Das ist sehr unterschiedlich", so Boecker, denn er mag seinen Lieblingsort sowohl am Samstag, wenn hier richtig was los ist, als auch am Vormittag vor 10 Uhr, wenn es noch ruhig ist.

Was man dort machen kann: Dort kostenlos sitzen zu können und dabei den spielenden Kindern am Bach und dem bunten Treiben auf der Straße zuzusehen, das gefällt Boecker. Aber auch ein Eis essen kann man hier gut. Und der Künstler freut sich über die "netten kleinen Geschäfte und die guten Restaurants" im nahen Umfeld. Der Wahlrohrbacher findet, es lohne sich durchaus, ihnen einen Besuch abzustatten.

Wem man dort begegnet: "Man begegnet dem Leben", so Boecker. An dem Rohrbacher "Hotspot" sieht man eigentlich nach und nach alle Rohrbacher, hat aber auch interessante Einzelbegegnungen. So erzählt er, dass er mit seiner Frau ein paar Häuser weiter ein Paar auf der Fensterbank habe sitzen sehen, das es sich dort bei einem Glas Wein gemütlich gemacht hatte. Spontan wurden die Boeckers auf einen Schluck eingeladen – und bis heute sei man befreundet.

Was man mitbringen sollte: "Hier bringt man nichts mit", ist Boeckers Meinung. Eher das Gegenteil trifft für den Künstler zu, denn er nimmt etwas mit: Inspiration. "Ich sammele Farben", erzählt er. Denn Arvid Boeckers künstlerisches Thema ist die Farbe an sich. Und so sieht er schon mal Farbkombinationen, beispielsweise an der Kleidung von Passanten, die ihn inspirieren. "Es sind die Farbenspiele, die mich interessieren", so der Maler. "Und wenn ich sie sehe, entwickele ich daraus etwas."

Das schönste Erlebnis: Ein bestimmtes schönstes Erlebnis bringt Boecker nicht mit diesem Ort in Verbindung. "Aber immer, wenn ich hier sitze, freue ich mich, dass es einen so schönen Ort gibt", sagt er. Das ist ihm genug.

Ort des Geschehens

Info: Alle bisher erschienenen Serienteile finden Sie auf www.rnz.de/lieblingsplatz.

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