Den Umzug in die Südstadt macht die Chefin nicht mehr mit
Ingrid Wolschin vom Karlstorbahnhof hört Anfang 2020 auf - Start des Kulturhauses in der Südstadt ist erst für 2021 geplant

Begutachten den neuen Standort: Noch-Geschäftsführerin Ingrid Wolschin, Toni Landomini (Freundeskreis Karlstorbahnhof) und Architekt Christopher Heinzerling. Foto: Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Ingrid Wolschin wird den Umzug nicht mehr miterleben. Jedenfalls nicht als Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs. Denn Wolschin wird, wenn das Kulturhaus von der Altstadt auf die Campbell Barracks in der Südstadt zieht, bereits im Ruhestand sein.
"20 Jahre sind genug", findet Wolschin. Nach der Übernahme des Hauses Ende 1998 habe sie, nachdem der Karlstorbahnhof in seinen ersten Jahren rote Zahlen geschrieben hatte, ums Überleben kämpfen müssen. Jetzt ginge es darum, für den Nachfolger (oder die Nachfolgerin) ein zukunftsfähiges Haus zu hinterlassen. Zum 1. Januar 2020 soll dieser sein Amt antreten. Und Ende desselben Jahres soll in den ehemaligen Stallungen auf den Campbell Barracks in der Südstadt dann alles fertig sein. Nach einem Probelauf im Februar 2021 könne das Haus dann schließlich öffnen, heißt es auf RNZ-Anfrage von der Stadt.
"Ich hätte den Umzug gerne noch mitgemacht und das neue Haus für den Nachfolger aufs Gleis gesetzt", sagt Wolschin. Überhaupt: "Ganz ursprünglich wollte ich schon im Jahr 2017 umziehen." Doch da machten ihr Gemeinderat wie auch Stadtverwaltung einen Strich durch die Rechnung. Nachdem Wolschin erstmals 2011 Bedarf für eine Erweiterung angemeldet hatte, wurde 2013 der Umbau am Standort geplant. Doch der wurde den Stadträten zu teuer. Die Konversionsflächen sollten die Lösung sein - und so beschloss der Gemeinderat im Juli 2015, dass der Karlstorbahnhof in die ehemaligen Stallungen auf den Campbell Barracks ziehen soll.
Zwei Jahre später lagen schließlich die Planungen vor. Doch dann intervenierte wieder die Verwaltung. Die Kosten seien mit 15 Millionen Euro zu hoch, hieß es. Also überprüfte man alles noch einmal, auch eine Art "Karlstorbahnhof light" ohne das Kino wurde ins Spiel gebracht. Doch dann, nach einer gemeinsamen Notsitzung des Konversions- und Kulturausschusses, entschied man sich doch für die teure Variante, die jetzt voraussichtlich ebenfalls 15 Millionen kosten wird. So viel ist jedenfalls nach aktuellem Stand im Doppelhaushalt 2019/2020 für den Umbau und Umzug vorgesehen. Auch ein entsprechender Bauantrag wurde noch vor der Sommerpause eingereicht. "Anfang 2019 soll mit den Abbrucharbeiten am und im Gebäude begonnen werden", so eine Stadtsprecherin.
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Ginge es nach Wolschin, wäre das alles natürlich viel schneller gegangen. "Wirtschaftlich wird es in der Altstadt immer schwieriger", sagt sie. Für viele größere Künstler oder auch Autoren sei der Saal schlicht zu klein. Man verbringe aktuell viel Zeit damit, zusätzliche Mittel zu akquirieren. "Das kostet viel Energie", sagt Wolschin. Auch deshalb blickt sie eher mit einem lachenden Auge auf die Zeit, die nach dem Karlstorbahnhof kommt. Doch so lange versuche sie weiterhin, "das Beste aus der derzeitigen Situation zu machen".