Wenn der Intendant ausgepumpt und zufrieden ist
Zwanglos und ausgelassen: Das Musikfestival "Heidelberger Frühling" ging am Samstag zu Ende

Nach dem Abschlusskonzert feierten die Gäste im Ballsaal mit DJane E-Star. Foto: privat
Heidelberg. (hö) Kurz nach Mitternacht, am frühen Sonntagmorgen, saß Thorsten Schmidt, der Intendant des Klassikfestivals "Heidelberger Frühling", blass und etwas verloren auf einem Sofa im Ballsaal der Stadthalle, um ihn herum die hämmernden Rhythmen, die DJane E-Star (Esther Ritschel) aus ihrem Laptop zauberte. Schmidt ist so ausgepumpt wie zufrieden: Der 22. "Frühling" ist vorbei, ein Jahr Arbeit und fünf Wochen Festivalstress fallen von ihm ab - und das feiert er mit alkoholfreiem Bier.
Vor dem Abschlusskonzert hatte er vor den über 1000 Gästen eine erste Bilanz gezogen, bei der es weniger um den abermaligen Rekord mit 47.000 Besuchern ging, als vielmehr um die ganz spezielle Atmosphäre des "Frühlings": "Dieses Publikum ist einfach fantastisch. Das sage ich jedes Jahr, aber es wird auch jedes Jahr bestätigt. Es ist das beste der Welt!" Und er vergaß auch nicht, die anstehende Sanierung der Stadthalle zu erwähnen, für die der Gemeinderat vor zehn Tagen den Weg freigemacht hat - wofür es beim Dank an die Mäzene auch mal ordentlich Applaus gab.
Der Empfang samt Party bestätigte das, was Gabriele von Weizsäcker vom "Frühling"-Freundeskreis immer wieder begeistert: "Es mischt sich hier!" Natürlich kommen die wichtigen Leute der Stadt, aber hier trifft sich im Prinzip jeder zum zwanglosen Austausch: Unirektor Bernhard Eitel gibt Insidertipps für Wanderungen im Kinzigtal, wo er aufgewachsen ist, und Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson erlaubt ausnahmsweise, nach 23 Uhr mit einem Getränk ins Freie zu gehen.
Aber wäre nicht mal ein Ball wie anno 2006 zum zehnjährigen Bestehen des Festivals ein würdiger Abschluss? Schmidt, der oft darauf angesprochen wird, winkt ab: zu viel Aufwand - und vielleicht der fröhlich-ausgelassenen Atmosphäre etwas abträglich. Aber es gibt Hoffnung: "Vielleicht ja mal, wenn die Stadthalle saniert ist."