Lieber Glühwein als Geschenke kaufen
Am Samstag war die Altstadt voll - Zwiespältige Bilanz der "Langen Einkaufsnacht" - Abends strömten viele eher auf den Weihnachtsmarkt

Auch abends - diese Aufnahme entstand gegen 21 Uhr - war auf der Hauptstraße noch viel los. In den meisten Geschäften aber ebbte der Andrang ab, weil die Menschen auf den Weihnachtsmarkt strömten. Dafür lief es tagsüber in manchen Läden richtig gut. Foto: Philipp Rothe
Von Karla Sommer
Heidelberg. "Hier wird shoppen zum Erlebnis", stand auf dem Flyer des City-Marketingvereins "Pro Heidelberg" zur Einkaufsnacht am Samstag. Und ein Erlebnis war es durchaus, sich durch die dichten Menschenmassen in der Hauptstraße zu kämpfen. Besonders voll - und sogar noch voller als an den vergangenen beiden Adventssamstagen - war es allerdings eher nachmittags. Und dieses Mal glänzten die Geschäfte, die bis 22 Uhr geöffnet hatten, nicht nur mit schön geschmückten Schaufenstern, sondern auch mit speziellen Angeboten und ordentlichen Preisnachlässen.
Den Menschen gefiel’s: "Genau das ist es, was ein Einkaufserlebnis ausmacht", gab sogar ein männlicher Einkaufsmuffel auf der Hauptstraße zu, der sonst, wie er sagte, "seine Frau zum Shoppen schickt". Überhaupt waren viele Männer unterwegs. Vielleicht auch, weil das Modehaus Henschel die Einkaufsnacht als "Gentlemen’s Night" deklariert hatte. Da konnten sich die Kunden beim Torwandschießen mit vier Sandhäuser Fußballprofis messen, sich im Rennsimulator ausprobieren - und beim Tischkicker gegen eine Profispielerin antreten.
Trotz voller Altstadt: Die ökonomische Bilanz der Einkaufsnacht schwankte stark von Laden zu Laden. "Die Rückmeldungen waren extrem unterschiedlich", sagt Nikolina Visevic von "Pro Heidelberg": "Von richtig schlecht bis himmelhochjauchzend!" Vielen Händlern falle aber auf, dass die Frequenz in den Geschäften leicht zurückgehe im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Visevic hat dafür zwei Erklärungen: "Natürlich zum einen der wachsende Online-Handel, andererseits kaufen viele ihre Geschenke aber auch früher, weil es schon im Herbst viele Rabattaktionen wie etwa den ,Black Friday’ gibt."
In vielen Geschäften war aber auch richtig was los am Samstag. "Endlich läuft’s", meinte eine Verkäuferin der "Alten Brennerei". Sonst kämen ja überwiegend Touristen, doch "heute sind auch viele Heidelberger im Laden und das nicht nur, um die Liköre zu kosten". Die Verkäuferin im Schuhgeschäft "Dielmann" war zwar auch mit dem Ergebnis des Samstags zufrieden, schrieb das aber dem Geschäft am Tage zu. Sie fand sogar, man könne sich die lange Einkaufsnacht kurz vor Weihnachten sparen.
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Tatsächlich strömten die meisten Menschen am Abend eher an die Glühwein- und Bratwurst-Stände des Weihnachtsmarktes, statt noch in den Läden nach Geschenken zu suchen. Doch natürlich gab es auch für diese Regel Ausnahmen: Die Buchhandlung "Jokers" war auch um 21 Uhr noch gut besucht - etwa von Irina Hoffmann aus dem niedersächsischen Gifhorn, die extra wegen des Weihnachtsmarktes nach Heidelberg gekommen war, sich aber auch ein paar DVDs ausgesucht hatte. "Wir fahren jedes Weihnachten in eine andere Stadt," erzählte sie. Aber Heidelberg gefiel ihr besonders gut.
So ging es auch einem Paar aus Heilbronn, das sich zur gleichen Zeit an einem Gewürzstand auf dem Weihnachtsmarkt am Universitätsplatz umsah. Zwar trugen die beiden durchaus ein paar Tüten in der Hand, aber der Inhalt, ein paar Weingläser, war für sie selbst gedacht. Geschenke hatten sie keine gekauft. "Falls wir noch was finden, nehmen wir es natürlich mit", versicherten sie.
"Pro Heidelberg" will an der Langen Einkaufsnacht in der Vorweihnachtszeit festhalten: "Es ist ein wichtiges, bewährtes Format", sagt Visevic. Damit locke man auch Kunden in die Stadt, die sonst vielleicht eher online einkaufen würden, einfach, weil sie wenig Zeit zum Shoppen haben. Insgesamt zieht sie vom dritten Adventssamstag doch eine positive Bilanz: "Es waren deutlich mehr Menschen mit Tüten und Taschen unterwegs als an den ersten beiden Adventssamstagen. Und viele Läden haben richtig Umsatz gemacht."