Heidelberger Betriebshof

Betriebshof wird in Bergheim nach bisherigen Plänen ausgebaut

Der Ausschuss fällte einen Grundsatzbeschluss. Nachbesserungen soll es bei dezentralen Abstellanlagen geben.

24.03.2021 UPDATE: 25.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden
Immerhin: Für die Planungen am Alt-Standort in Bergheim gab es im Bauausschuss eine deutliche Mehrheit: Der Betriebshof soll modernisiert werden, in der heutigen Emil-Maier-Straße (links) entsteht ein Bürgerpark – Arbeitstitel: Emil-Maier-Park. Graphik: RNV/RNZ-Repro

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Nach einer emotional aufgeladenen und mehr als dreistündigen Debatte hat der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am Dienstag doch noch seinen Grundsatzbeschluss gefällt: Der Straßenbahn-Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) soll am alten Standort in Bergheim nach den bisherigen Plänen ausgebaut werden. Was die dezentralen Abstellanlagen angeht, die vor allem während der Umbauzeit benötigt werden, sieht der Ausschuss aber noch Nachbesserungsbedarf. Bis zur Sommerpause soll die RNV noch einmal nachjustieren.

Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, Stadtplanungsamtschefin Annette Friedrich und Frank Dommasch von der RNV stellten noch einmal ausführlich ihre Planungen vor. Das Hauptproblem ist in ihren Augen, dass während der Bauphase in Bergheim der alte Betriebshof nicht genutzt werden kann und daher an anderer Stelle neue Abstellanlagen für die Straßenbahnen gebaut werden müssen. 38 Züge müssen untergebracht werden, doch an den Wendeschleifen – zum Beispiel am Kirchheimer Friedhof und in Handschuhsheim Nord – könnten nur 20 Bahnen geparkt werden. Die verbleibenden 18 Fahrzeuge sollten – so der Wunsch der Planer – am besten auf einer neuen Abstellanlage in direkter Nachbarschaft zur Haltestelle Rohrbach-Süd unterkommen.

Hintergrund

Hoch ging es her in der Debatte um den Neubau eines Betriebshofes im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss. Das waren die knackigsten Zitate:

> Wolfgang Lachenauer ("Heidelberger"): "Die einzige sinnvolle Möglichkeit wurde uns mit der Ochsenkopfwiese genommen.

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Hoch ging es her in der Debatte um den Neubau eines Betriebshofes im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss. Das waren die knackigsten Zitate:

> Wolfgang Lachenauer ("Heidelberger"): "Die einzige sinnvolle Möglichkeit wurde uns mit der Ochsenkopfwiese genommen. Vielleicht denken manche, die uns das eingebrockt haben, mal darüber nach."

> Jürgen Odszuck (Bürgermeister) zur Entscheidung, dass der neue Betriebshof am alten Standort gebaut werden muss: "Damit haben Sie uns die eierlegende Wollmilchsau auferlegt."

> Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) als Antwort auf Odszuck: "Sie sollten ihren Auftrag erfüllen, was bisher noch nicht geleistet worden ist."

> Jürgen Odszuck (nach einem Wortgefecht mit Weiler-Lorentz): "Bitte schalten Sie Herrn Weiler Lorentz stumm, er stört hier die Sitzung. Wenn Sie sagen, Sie glauben nicht, was Herr Dommasch hier vorgetragen hat, dann sind wir im Bereich ,glaube ich nicht’, dann gehört das nicht in den Bauausschuss, sondern in den Kulturausschuss, wo es auch mal um Glaubensfragen geht."

> Martin in der Beek (Technischer Geschäftsführer RNV): "Die Prüfaufträge kosten wieder Monate, Jahre Zeit. Wir werfen Millionen raus für diesen sch... Betriebshof. Das gefährdet den Nahverkehr in Heidelberg. Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich so aufrege, aber es geht nicht anders."

> Jan Gradel (CDU) zum Vorschlag der Verwaltung: "Nachdem wir den Wegfall des Ochsenkopfes verschmerzen mussten, sollten wir jetzt auch die Chuzpe haben, zu unseren Entscheidungen zu stehen, auch wenn wir dafür dezentrale Abstellanlagen brauchen."

> Judith Marggraf (GAL) zu Jürgen Odszuck: "Sie müssen sich wirklich besser im Griff haben."

> Manuel Steinbrenner (Grüne): "Herr Gradel, dieses Grinsen und auch die Polemik von Herrn Lachenauer bringen uns nicht weiter. Wenn wir über Inhalte reden, sind wir doch gar nicht so weit auseinander. Wir wollen den Eingriff in landwirtschaftliche Flächen minimieren und einen funktionierenden Betriebshof." hob

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Die Alternative, ein Standort an der Haltestelle Berufsschule in Wieblingen, sei weniger geeignet, da dort die Baukosten aufgrund des unebenen Geländes wesentlich höher seien, die Ökobilanz schlechter ausfiele und die Lage in der Nähe zum Betriebshof in Bergheim für eine Nutzung nach Fertigstellung des Betriebshofes wirtschaftlich keinen Sinn ergebe. Rohrbach-Süd hingegen könnte dauerhaft genutzt werden. Wenn die Bahnen, die früh morgens nach Heidelberg fahren, dort starten, könne man Leerkilometer und Kosten sparen.

Ursprünglich wollte der Gemeinderat keine landwirtschaftlichen Flächen in den Stadtteilen für einen neuen Betriebshof versiegeln. Für die Planungen sollte einzig das Gelände in Bergheim herangezogen werden, unter Einbeziehung der Emil-Maier-Straße und der Alten Feuerwache. Doch gerade die Erweiterung des Betriebshofes um das Dezernat 16 ergibt in den Augen von Odszuck keinen Sinn: Da die benachbarte Tankstelle nicht zum Verkauf steht, hat das Areal einen trapezförmigen Grundriss, auf dem kaum zusätzliche Bahnen untergebracht werden können. Odszuck: "Daher schlagen wir vor, die Frage, was mit dem Dezernat 16 in Zukunft geschieht, von den Betriebshofplanungen abzutrennen." In der Emil-Maier-Straße schlägt das Stadtplanungsamt aktuell einen 25 Meter breiten und 150 Meter langen Park vor. Er hätte ähnliche Ausmaße wie der Werderplatz in Neuenheim. Und so könnte mit den Betriebshofplanungen sogar noch das Quartier Bergheim-West aufgewertet werden. Das Dezernat 16 würde erst einmal bleiben.

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Gegen die neue Abstellanlage in Rohrbach-Süd, aber auch gegen die Alternative in Wieblingen, gibt es heftigen Widerstand aus der Bevölkerung. "Ich kann die Rohrbacher und Wieblinger durchaus verstehen. Warum sollen Flächen versiegelt werden, wenn wir bereits in Bergheim versiegelte Flächen haben, die wir nutzen können?", fragte Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke). Widerspruch erntete er von Manuel Steinbrenner (Grüne): "Es wundert mich schon, dass ausgerechnet die ,Bunte Linke’, die sich sonst immer für die Entsiegelung von Flächen und das Mikroklima in den Quartieren einsetzt, das so sieht."

"Wenn wir in Bergheim einen neuen Betriebshof bauen, benötigen wir Ersatzflächen. Vor dieser Tatsache sollten wir uns nicht wegducken", forderte Wolfgang Lachenauer ("Heidelberger"). Es war schließlich Sören Michelsburg (SPD), der in der hitzigen Diskussion moderatere Töne anschlug: Ursprünglich wollte seine Fraktion das Thema in den nächsten Stadtentwicklungs- und Bauausschuss zurückverweisen, denn dort sollte die Verwaltung noch einmal eine detaillierte Gegenüberstellung der beiden provisorischen Abstellanlagen in Wieblingen und Rohrbach-Süd vorlegen. Diesen Antrag zog Michelsburg aber zurück. Der Grundsatzbeschluss für den Alt-Standort in Bergheim könne jetzt schon gefällt werden. Was die dezentralen Abstellanlagen angeht, solle die Stadt aber prüfen, ob nicht zwei kleinere Flächen sowohl in Wieblingen als auch in Rohrbach-Süd möglich seien oder auch das geplante interkommunale Gewerbegebiet Heidelberg-Leimen und zusätzliche Kapazitäten in Kirchheim und Handschuhsheim miteinbezogen werden könnten.

Noch vor der Sommerpause soll die RNV Planungen mit einer geringeren Flächenversiegelung vorlegen. Für diesen Antrag votierte der Ausschuss mit elf Ja-, zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen. "Die Planungen sollten jetzt zügig umgesetzt werden", forderte Karl Emer. Der Grundsatzbeschluss, die Planungen des 78 Millionen-Euro-Projektes fortzuführen, erhielt mit zehn Ja-Stimmen ebenfalls eine deutliche Mehrheit. Bislang geht die RNV von einem Baubeginn im Jahr 2025 und einer Fertigstellung in 2028 aus. Der Gemeinderat wird sich am 6. Mai mit dem Thema befassen.

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