Heidelberg einst und jetzt

Wie sich der Bahnhof "Hendesse" wandelte

Das alte Bahnhofsgebäude musste der geänderten Verkehrsführung weichen. Man fand es auch nicht mehr zeitgemäß.

24.02.2021 UPDATE: 25.02.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden
Der Bahnhof Handschuhsheim im Jahr 1956. Rechts im Bild ist noch gut das alte Bahnhofsgebäude zu erkennen. Foto: Stadtteilverein Handschuhsheim

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Am Hans-Thoma-Platz in Handschuhshheim wird gerade schwer gebaut – ein neues Gleisdreieck muss her. Die nächste Baustelle steht ebenfalls schon in den Startlöchern. Ab 2022 soll die gesamte Dossenheimer Landstraße zwischen Hans-Thoma-Platz und Fritz-Frey-Straße saniert werden. Es ist nicht das erste gewaltige Bauprojekt an dieser Stelle. In den Jahren 1957 und 1958 wurde die Verkehrsführung durch Handschuhsheim stark verändert. Und im Zuge dessen musste vor über 60 Jahren auch das possierliche alte Bahnhofsgebäude weichen.

Gerhard Genthner, Vorsitzender des Stadtteilvereins Handschuhsheim, hat im Rahmen der RNZ-Serie "Einst und jetzt" gleich mehrere Fotos vom alten Bahnhof Handschuhsheim gesendet. Das schmucke Holzhaus, das damals als Bahnhofsgebäude diente, ist noch gut zu erkennen. Es wurde gebaut, als dort noch eine eingleisige Dampfbahnstrecke entlangführte. Sie war 1890 in Betrieb genommen worden, wie Genthner berichtet. Um die Jahrhundertwende ging es zwischen Weinheim und Heidelberg dabei noch sehr beschaulich zu, schreibt der Stadtteilsvereinsvorsitzende weiter: Jeden Tag dampften sechs Zugpaare an der Bergstraße entlang, wofür sie fast eine Stunde brauchten.

1930 wurden die Dampfzüge dann aus der Innenstadt Heidelbergs verbannt, deshalb musste im OEG-Bahnhof Handschuhsheim jeweils ein Lokwechsel vorgenommen werden. Das Foto, das der Stadtteilverein zur Verfügung gestellt hat, zeigt den Handschuhsheimer Bahnhof im Jahr 1956 mit der damals hochmodernen elektrischen Tram.

Und wo so ein modernes Fahrzeug fährt, da muss auch ein moderner Bahnhof her. Außerdem stand das alte Gebäude im Weg, denn 1957 begannen der Ausbau der Frankfurter Straße (heute Berliner Straße) und die Umgestaltung der B 3 am Hans-Thoma-Platz. Das Ziel war, den Durchgangsverkehr "flüssig und weitgehend gefahrlos" zu gestalten.

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Damals berichtete die RNZ: "Der alte, wenig schöne OEG-Bahnhof am Hans-Thoma-Platz soll verschwinden und durch einen modernen Glaspavillon ersetzt werden, so daß die gesamte Anlage, auch baulich gesehen, gewinnen wird." Am 1. Mai 1958 war es soweit: "Das neue OEG-Bahnhöfle in Handschuhsheim ab heute in Betrieb", titelte die RNZ und überschlug sich schier vor Lobeshymnen ob des neuen Gebäudes. "Es ist ein richtiges kleines Bahnhöfle en miniature, das da auf einer Fläche von etwa 90 Quadratmetern in gelbem Backstein, Beton und mit viel Glas quasi in aller Stille entstanden ist." Mancherlei Vorteile biete es für Fahrgäste und Personal. Eine Ölheizung, Wartemöglichkeiten und Toiletten. Die Einweihungsfeier musste jedoch verschoben werden – erst sollte der alte Bahnhof abgerissen werden, was wenig später geschah. Mehr Fotos und Infos: www.handschuhsheim-erkunden.de/oegbahnhof/ 

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