Wo die Kunst was zu sagen hat
Aktion von Theater und Metropolink in den Stadtteilen - Soundinstallationen bringen Kultur zu den Menschen - Es geht um Sichtbarkeit

Von Karla Sommer
Heidelberg. Wenn, wie in diesen Zeiten, der Mensch nicht zur Kultur kommen kann, dann kommt sie eben zu ihm. Diese Idee setzen im Corona-Lockdown Heidelberger Kulturschaffende auf vielfältige Weise um – überwiegend online. Doch jetzt gehen sie noch einen Schritt weiter, und der führt sozusagen vor die Haustür. "Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Publikum, es herrscht eine aufregende Spannung..." raunt eine weibliche Stimme von einem Mast herab. Der steht in der Bahnstadt und ist mit einem Lautsprecher versehen. Eine hängende Fledermaus, gestaltet von der Künstlerin Gabi Kaiser, ergänzt das Gesamtwerk.
Ähnliches wird nach und nach mit weiteren 15 Präsentationen unter dem Aktionstitel "Pssst... Die Kunst hat was zu sagen!" die Stadtteile nicht nur schmücken, sondern ihren Bewohnern auch "die Sicht- und Hörbarkeit von Kunst im öffentlichen Raum ermöglichen", so drückt es Theater-Intendant Holger Schultze bei der Projektvorstellung am Samstag in der Bahnstadt aus. In Kooperation von Theater und Orchester mit dem Festival Metropolink entstanden die "Soundinstallationen", an denen auch viele freie Künstler und Künstlerinnen beteiligt sind.

Was lag näher, als dass Pascal Baumgärtner von Metropolink als Spezialist für urbane Kunst das Projekt begleitet? "Wir haben zusammen überlegt, wie wir Theater und Kunst in den öffentlichen Raum bringen können", so Baumgärtner, der es spannend findet, wie die Passanten auf die sprechenden, singenden und musizierenden Installationen, die man durch einen Knopf aktivieren kann, reagieren werden. Aber auch die beteiligten Künstler selbst wurden gefragt, was ihnen in der Corona-Zeit am meisten fehlt, berichtet Dramaturgin Lene Grösch vom Theater. Im Falle von Schauspielern und Musikern war es etwa das mit Spannung erfüllte Publikum, den bildenden Künstlern fehlen Galerien mit all den interessierten Besuchern – und die Hendsemer Krischer etwa vermissen das gemeinsame Singen. Das haben sie nun in dem urbanen Soundprojekt gelöst, indem sie aus dem "Homeoffice" heraus ein gemeinsames Lied aufgenommen haben.
Hintergrund
> Die Installationen wurden künstlerisch gestaltet von: Gabi Kaiser, Anna Baer, Jean-Luc Cornec, Florian Feigenbutz, Diana Frasek, Sassan Hitzler-Vörg, Inkling, Ella Kehrer, Limow, Oxana Nizhnik, Malique Panzini und Björn Ruppert.
> Besprochen und bespielt wurden
> Die Installationen wurden künstlerisch gestaltet von: Gabi Kaiser, Anna Baer, Jean-Luc Cornec, Florian Feigenbutz, Diana Frasek, Sassan Hitzler-Vörg, Inkling, Ella Kehrer, Limow, Oxana Nizhnik, Malique Panzini und Björn Ruppert.
> Besprochen und bespielt wurden sie von: Frank Barsch, Bella Bender, Lisa Bless, Sabine Dietenberger, Hendsemer Krischer, Harald Krüger, Sebastian Rotard, Toni-L, Katharina Uhland, Daniel Wagner, Jessica Samantha Starr Weisskirchen, den Künstlern vom Theater und Orchester Marco Albrecht, Massoud Baygan, Johanna Dähler, Daniel Friedl, Samuel Gilovitz, Peter Klinkenberg, Caroline Korn, Thomas Matt, Jonah Moritz Quast, Nadja Rui, Esra Schreier.
Die Installationen werden, so sie nicht der Zerstörungswut zum Opfer fallen, etwa zwei Monate die Menschen in den Stadtteilen erfreuen. Man hofft, dass sich das "Experiment verfestigen könnte", so Baumgärtner. Schultze könnte sich Ähnliches auch im Außenbereich des Stadttheaters vorstellen. Schließlich gehe es auch nach Corona um die "Sichtbarkeit von Kunst".



