Windkraft in Heidelberg: Jetzt melden sich die Grenzhöfer zu Wort
Auch die Bewohner der Höfe westlich von Wieblingen wollen keine Windräder vor der Nase - SPD will keine Standorte im Gebirge

Symbolbild: dpa-Archiv
ste. Nicht nur die Grünen diskutieren den möglichen Bau von Windrädern in Heidelberg, auch die anderen politischen Kräfte der Stadt positionieren sich nach und nach zum Thema. Die SPD ist ganz auf der Linie von Oberbürgermeister Eckart Würzner und lehnt alle Konzentrationszonen im Wald ab, die der Nachbarschaftsverband vorgeschlagen hatte - zudem melden sich erstmals auch Bewohner der Ebene zu Wort.
Die SPD lehnt - auch nach der Diskussion bei einem Info-Abend zum Thema - die Standorte in den Hanglagen, etwa im Bereich Weißer Stein oder Langer Kirschbaum, ab. Dafür sollte man die vorgeschlagenen Konzentrationszonen in der Ebene nutzen. In diesem Zusammenhang fordert die SPD auch, dass der Mindestabstand von Windrädern zu Wohngebieten auf zwei Kilometer erweitert wird, um "eventuellen Bedenken" wegen der Lärmbelastung im Niedrigfrequenzbereich (Infraschall) zu begegnen. Die Landesgesetze sehen hier 700 Meter vor, der Nachbarschaftsverband hatte bei der Ermittlung möglicher Standorte 1000 Meter angenommen.
SPD favorisiert die Ebene
Außerdem haben die Sozialdemokraten einen Katalog mit Fragen an die Verwaltung erarbeitet. Sie wollen unter anderem, dass die rechtliche Situation eindeutig geklärt und der Handlungsspielraum des Gemeinderates abgesteckt werden müssten. Heidelberg muss wie alle Mitgliedskommunen des Nachbarschaftsverbandes eine Stellungnahme zu den vorgeschlagenen Konzentrationszonen abgeben, im kommenden Jahr entscheidet die Verbandsversammlung, welche Bereiche ausgewiesen werden.
Dabei läuft es offenbar darauf hinaus, dass Heidelberg nur die Standorte "Kirchheimer Mühle" und "Grenzhof" empfiehlt. Die Grenzhöfer zumindest sind damit aber ganz und gar nicht einverstanden: Die rund 100 Bewohner melden sich nun mit einem offenen Brief an Würzner, den Gemeinderat und den Nachbarschaftsverband zu Wort. Darin bezweifeln sie, dass für den Grenzhof die Abstandsregelung für Aussiedlerhöfe (600 Meter) angewandt werden kann. Vielmehr sei die Siedlung zwischen Wieblingen und Plankstadt als Ortsteil zu bewerten. Schließlich sei der Grenzhof älter als Heidelberg selbst und bis 1934 selbstständig gewesen - nicht zu vergleichen mit einem Bauernhof, der vom Ortszentrum in die Ebene umgezogen ist. Darum müsse der 1000-Meter-Abstand gelten.
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Windräder in kürzerer Entfernung seien auch nicht mit dem Denkmalschutz vereinbar: Die Siedlung als Ganzes sei ein Kulturdenkmal und stehe unter Ensembleschutz. "Mit dieser Begründung wurden schon der Bau einiger Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen untersagt", schreiben die Grenzhöfer. Zudem weisen sie auf die vielen Störche hin, die sich in der Ebene tummeln und für die Windräder eine Gefahr darstellen könnten. Potenzielle Gesundheitsgefahren werden ebenfalls erwähnt (Infraschall, Schlagschatten), und die sollten in der Abwägung und im Vergleich mit den Waldstandorten stärker berücksichtigt werden. "Der Ausschluss von Waldflächen darf nicht auf Gefühlen beruhen", heißt es in dem Brief.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels stand, in Grenzhof würden 40 Personen leben. Zudem betrage die Abstandsregelung für Windkraftanlagen zu Aussiedlerhöfen 700 Meter. Beides ist falsch und wurde von uns korrigiert. Wir bitten beide Fehler zu entschuldigen. (RNZonline, 8.12.2015)