Wieblinger klagen über "Partymeile" Alt-Neckar
Bezirksbeirat kritisiert Situation im Natur- und Landschaftsschutzgebiet - Doch es gibt kaum Ordnungswidrigkeiten

Die Neckarwiese in Wieblingen ist ein beliebter Treffpunkt und auch außerhalb des Stadtteils schon lange kein Geheimtipp mehr. Anwohner klagen jedoch über Lärm, Müll und befürchten Gefahren für Badende. Foto: Werner Popanda
Von Werner Popanda
Heidelberg-Wieblingen. Verkommt das Natur- und Landschaftsschutzgebiet tatsächlich zunehmend zu einer Partymeile? Sind eine zugemüllte Neckarwiese und Lärmbelästigungen der Anwohner im Neckarhamm und in den Straßen, die zur Bushaltestelle führen, im Sommer mittlerweile an der Tagesordnung?
Aus den Reihen des Wieblinger Bezirksbeirates wurde jüngst nicht nur dies beklagt, sondern auch, dass in den Buchten wild gegrillt und Feuer gemacht werde. Und: Dass die Besucher der Neckarwiese zu den Inseln schwimmen und diese betreten, wobei der Müll einfach an Ort und Stelle liegen gelassen werde.
Mit einem entsprechenden Antrag hatte sich das Landschafts- und Forstamt zu beschäftigen. Die Ergebnisse präsentierte Ernst Baader, Leiter des städtischen Landschafts- und Forstamtes, nun den Ratsmitgliedern. Sein Fazit: "Es gibt nichts, was im größeren Maße beunruhigend wäre." Denn von einigen freilaufenden Hunden einmal abgesehen, habe man bei den seit Mai durchgeführten 25 Kontrollen kaum Ordnungswidrigkeiten festgestellt.
Konkret habe es vier Anzeigen gegeben, weil Vierbeiner nicht angeleint waren. Doch sonstige Verstöße gegen die Straßen- und Anlagenverordnung der Stadt Heidelberg, die Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe über das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Unterer Neckar oder andere Verordnungen/Gesetze wurden nicht festgestellt.
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Um ein genaues Lagebild erstellen zu können, seien die "Präsenzmaßnahmen an Werktagen zu den unterschiedlichsten Zeiten" erfolgt. Hierzu merkte Grünen-Rätin Christina Kreckel-Arslan prompt an, dass aus ihrer Sicht "Kontrollen unter der Woche wenig Sinn machen".
In Wieblingen habe man es mit einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet zu tun, weshalb Kreckel-Arslan vorschlug, größere Mülleimer aufzustellen und auch am Wochenende Kontrollen durchzuführen. GAL-Rätin Regine Buyer plädierte obendrein für eine bessere Beschilderung. Das Amt müsse stärker auf das Natur- und Landschaftsschutzgebiet hinweisen.
In der Tat berichtete der Kinderbeauftragte Thorsten Röver, dass "Leute auf der Insel Zelte aufstellen". Nicht zuletzt diese sollten seiner Meinung nach auf die "sehr schlechte Wasserqualität" aufmerksam gemacht werden. Denn in den Sommermonaten bestehe das Wasser in diesem Bereich bis zu 40 Prozent aus Klärwasser. Buyer ergänzte, dass es "einfach kein gesundes Wasser" sei, womit die Idee, hier zu baden, keine gute sei.
Auf die Feststellung von FDP-Stadträtin Simone Schenk, dass das Hauptproblem im "enormen Menschenzulauf am Neckarvorland" bestehe, sprach Baader, von einem "Dilemma, in das wir automatisch reinrutschen - zwischen Naturschutz und Umweltverbänden auf der einen und den Interessen der Bürger auf der anderen Seite".
Dem Gedanken, am Wieblinger Neckarufer einen breiten naturbelassenen Randstreifen einzurichten, der den Zugang zum Neckar erschweren würde, konnte er freilich nicht viel abgewinnen. Und zwar deshalb, weil man dann, "wenn die Brombeeren erst mal fünf Meter hoch sind, auch nichts mehr vom Neckar sieht". Unterm Strich steht aber auch für das Landschafts- und Forstamt außer Frage, dass an diesem Ufer die "Erholungsnutzung einen Umfang angenommen hat, der Natur und Landschaft deutlich überlastet und teilweise die Erholung stört".



