Wie die Kurfürsten-Anlage am Brunnenpark aufgewertet werden soll
Der Bereich zwischen Hauptbahnhof und Römerkreis soll gestaltet werden. Beim Workshop "1+1=3" wurden finale Fragen geklärt.

Von Leon Kaessmann
Heidelberg. Wie sollen die öffentlichen Flächen entlang der Kurfürsten-Anlage gestaltet werden? Dazu wurde es beim Workshop "1+1=3", organisiert vom Verein gegen Müdigkeit, jetzt konkret. Seit November bringt der Verein in seiner dreiteiligen Workshopreihe Bürger aus Heidelberg zusammen, um die Flächen um den Park am Brunnen zwischen Hauptbahnhof und Römerkreis gemeinsam zu gestalten – nun ging es in der Chapel in der Südstadt um finale Punkte in Bezug auf Organisation, Genehmigungen, Infrastruktur und Material.
Der große Saal in der Chapel ist gut gefüllt an diesem Samstag. In Kleingruppen entwickeln die Teilnehmer bestehende Projekte weiter, spinnen neue Ideen und bilden Netzwerke. Unter den gut 40 Teilnehmern sind viele seit Beginn mit dabei, so zum Beispiel Alexis Ketassoudis vom Paradoxon Kollektiv. Aus seiner Idee eines "Gesellschaftskiosks" für den Bergheimer Park, hat sich nun die Idee eines "Gesellschaftsrads" entwickelt: Ein Lastenrad soll zum mobilen Spieleverleih umfunktioniert werden.
"Ich hab einiges an Werkstatterfahrung", erklärt Ketassoudis. "Wir brauchen nur ein preiswertes Fahrrad von Ebay oder so und dann bauen wir das um." Frisbeescheiben, Dartsscheiben oder auch Gesellschaftsspiele soll man im Fahrrad dann lagern und mieten können. Am besten auf Spendenbasis, so stelle er sich das vor.
Nun diskutiert die Kleingruppe um Ketassoudis die Frage der Lagerung des Rads – sie favorisieren einen Hauptstandort in der Nähe der Stadtwerke. Auch ein prägnanter Name für das Rad fehlt noch, schließlich will man "eine richtige Marke aufbauen".
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Für jeden Projektentwurf will der Verein erst einmal 500 Euro zur Verfügung stellen. Für die Finanzierung, zurzeit von mehreren Stiftungen und Kulturförderungen getragen, soll nun auch die Stadt miteinbezogen werden. Jasper Schmidt, Teil des künstlerischen Teams, stimmen diesbezüglich mehrere Initiativen der Stadt positiv.
Zum Beispiel das Bürgerbeteiligungsprojekt "Mut zur Innenstadt", aus dessen Fördertopf der Verein Geld beantragen will, sobald die Ideen aus den Workshops ausgewertet sind. Für jeden Euro, den die Initiatoren für ihr Projekt einbringen, stellt die Stadt dabei den gleichen Betrag als Förderung in Aussicht. "Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache", sagt Schmidt.
Auch die kommunale Suchtbeauftragte Eva Leichman ist nun mit im Boot. Mit ihrer im Oktober gegründeten "AG Park" will sie Lösungen für die kritische Situation der Menschen um den Brunnenpark in der Kurfürsten-Anlage finden. An der AG beteiligt sind unter anderem Streetworker, Sozialarbeiter und die Kriminalpolizei. Auch der Verein gegen Müdigkeit ist Teil der AG und will die Situation im Park nun mit deren "geballter Kompetenz", wie Schmidt sagt, für die Menschen im Park ändern.
Noch ist nicht ganz klar, welche der vielen Projekte die Teilnehmer von "1+1=3" umsetzen werden. Ideen haben sie jedenfalls reichlich gesammelt. So will der Ping Pong Social Club Tischtennisplatten in den Bergheimer Brunnenpark stellen. Eine andere Kleingruppe will den Wartebereich an der Bushaltestelle in Richtung Patrick Henry Village mit Bänken, Beleuchtung und Musikbühne bestücken.
Auf dem Parkgelände soll ein kleiner "Ausdrucksraum" entstehen, in dem man einfach mal "alle Aggressionen rauslassen kann", wie eine Teilnehmerin erklärt. Ein weiterer Teilnehmer will eine mobile Ausstellung konzipieren, um den Anwohnern die Geschichte des Viertels näherzubringen. Auch Sportangebote sollen wöchentlich stattfinden.
Für Schmidt ist am Ende der Workshopreihe klar: "Nach der Show ist vor der Show." Er will sich gar nicht richtig verabschieden und bedanken, "denn jetzt geht es weiter." In weiteren anberaumten Treffen im März sollen die Kleingruppen ihre Projektideen umsetzen können. "Es wird spannend, zu sehen, ob wir es geschafft haben, dass die Leute dabeibleiben", so Schmidt. Aber er sei zuversichtlich, denn bei vielen sehe er "viel Wille und Engagement".