Weichenstellung für Heidelbergs Bahnhofsplatz Süd

Bei der ersten Stufe für den Hochbaurealisierungswettbewerb durften die Bürger mitreden - Investor plant auch ein Hotel

20.10.2016 UPDATE: 21.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Grafik: Peh & Schefzik

Von Holger Buchwald

Die Bahnstädter wollen einen urbanen Platz mit Aufenthaltsqualität und eine attraktive Verbindung zum Hauptbahnhof. Nachdem der Gemeinderat der Gustav-Zech-Stiftung den Zuschlag für die Entwicklung der Baufelder B1 und B2 erteilt hatte, durften die Bürger am Dienstagabend im Schulungsraum des Roten Kreuzes erstmals mitreden. Dabei ging es um den Text für einen Hochbaurealisierungswettbewerb, den die Zech-Stiftung ausloben wird. "Es ist das Drehbuch für die Architekten", betonte Barbara Ettinger-Brinckmann vom Kasseler Büro ANP.

Hintergrund

Pläne für das Baufeld B1/B2

hob. Die Architekten haben alles andere als freie Hand. Der Rahmenplan Bahnstadt gibt die Eckpunkte für die Baufelder B1/B2 und den Bahnhofsplatz Süd vor.

> Die Straßenbahn verläuft über die Grüne

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Pläne für das Baufeld B1/B2

hob. Die Architekten haben alles andere als freie Hand. Der Rahmenplan Bahnstadt gibt die Eckpunkte für die Baufelder B1/B2 und den Bahnhofsplatz Süd vor.

> Die Straßenbahn verläuft über die Grüne Meile und den Czernyring. Die Haltestelle "Hauptbahnhof Süd" ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Baufeldes B2 geplant. Links und rechts davon wird es Fußgängerampeln geben. 2018 sollen die Gleise verlegt sein, danach wird der Czernyring ausgebaut.

> Auf den Baufeldern B1/B2 ist ein Mix aus Dienstleistungen, Einzelhandel und Wohnen vorgesehen. Bis auf das Hochhaus mit elf Geschossen variieren die Gebäudehöhen zwischen zwei und fünf Stockwerken.

> Der künftige Platz wird auf dem Niveau des Czernyrings und des Querbahnsteigs liegen. Indem unter den Baufeldern ein zweigeschossiges Parkhaus gebaut wird, können die sechs Meter Höhenunterschied zwischen der Hauptverkehrsstraße und den Bahngleisen überwunden werden. Der Deckel der Tiefgarage wird zum öffentlichen Bahnhofsplatz Süd. Der Querbahnsteig wird so verlängert, dass ein barrierefreier Zugang zur Bahnstadt möglich ist.

> Über den Max-Planck-Ring kommen die Autos in die Tiefgarage. An den Gleisen sollen im Erdgeschoss "bahnaffine Nutzungen" möglich sein, wie Christoph Czolbe vom Stadtplanungsamt betont. Gedacht ist zum Beispiel an Reisebüros oder Fahrkartenschalter. Hier sollen auch künftig die Fernbusse halten.

> Passivhausstandard soll auch für die Baufelder B1/B2 gelten. Wolfrat Voigt von der Zech-Stiftung wünscht sich eine Architektur, die die Bedeutung des Platzes betont, "ohne zu aufregend zu sein". Sie solle ins Stadtbild passen und nicht alles dominieren. Dagegen wünschten sich einige Bürger einen außergewöhnlichen Entwurf. Die Bahnstadt sei derzeit "recht monoton".

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Die Bundespräsidentin der Architektenkammer moderiert den Wettbewerb. Rund 50 Bürger kamen, um sich an der ersten Weichenstellung zu beteiligen. An drei Thementischen durften sie Anregungen zur Anbindung an den Bahnhof, zur Platzgestaltung und zur Nutzung und Erschließung der Neubauten geben. Dabei erfuhren sie auch, dass sich der Investor in dem geplanten elfgeschossigen Hochhaus auf dem Baufeld B1 ein Hotel mit 150 Zimmern vorstellen kann.

> Knackpunkt des ganzen Projektes ist für viele die Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem neuen Platz, der mit mehr als 6000 Quadratmetern deutlich größer als der Universitätsplatz sein wird. Der Gemeinderat wünscht sich eine Sichtbeziehung vom Querbahnsteig zum neuen Konferenzzentrum und zur Haltestelle Hauptbahnhof Süd. Doch nach dem bisherigen Rahmenplan sind hier noch die Neubauten auf dem Baufeld B2 im Weg. "Der ungehinderte Blick auf den neuen Platz ist uns wichtig", sagte Wolfrat Voigt von der Zech-Stiftung. Er ist gespannt auf die Vorschläge der Architekten. Die Stiftung will zehn bis zwölf namhafte Büros zu dem Wettbewerb einladen.

> Die Gestaltung des Platzes liegt den Bürgern am Herzen. Sie wünschen sich einen auch an den Abendstunden belebten Platz, der mehr sein soll als nur ein Durchgang zum Bahnhof. Möglich werden soll dies durch attraktive Gastronomie. Wasser- und Stromanschlüsse sollen temporäre Nutzungen ermöglichen. Der Platz müsse auf jeden Fall hell ausgeleuchtet sein, damit man sich auch nachts sicher fühle. Das Hochhaus dürfe ihn nicht erdrücken. Zudem wünschen sich einige einen eindeutigen städtebaulichen Heidelberg-Bezug - etwa zur Wissenschaftsstadt.

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> Der Verkehr spielte eine zentrale Rolle. Die Stadt müsse auf jeden Fall für genügend Fahrradstellplätze sorgen - und zwar sowohl oberirdisch als auch in der geplanten Tiefgarage. Für die bessere Erreichbarkeit mit dem Auto schlug Felix Grädler, Geschäftsführer der Halle 02, vor, die Tiefgaragen unter den Baufeldern B1/B2 und unter dem Konferenzzentrum miteinander zu verbinden. Einige befürchteten ohnehin, dass die geplanten 800 Stellplätze unter dem Bahnhofsplatz Süd für die vielfältigen Nutzungen zu wenig sein könnten. Andere warnten davor, dass man für den Fernbushalt am Max-Planck-Ring, direkt an den Gleisen, genügend Platz vorsehen müsse.

> Auswirkungen auf das Konferenzzentrum wird es einige geben. Auch für diesen Neubau auf der gegenüberliegenden Seite plant die Stadt einen Architektenwettbewerb, der Bezug nehmen soll auf B1/B2. Derzeit gibt es Überlegungen, am Standort des Kongresshauses auf ein Hotel zu verzichten und dies stattdessen im B1-Hochhaus unterzubringen.

> Das Fazit von Voigt fiel positiv aus. "Wir haben eine anspruchsvolle Aufgabe übernommen, gemeinsam werden wir es schaffen", ist der Präsident des Verwaltungsrates der Zech-Stiftung überzeugt. Läuft alles nach Plan, könnte 2018 mit dem Bau begonnen werden.

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