Wegen Bus- und Bahnausfällen kamen etliche Schüler nicht in die Schule
Kritik an der Regelung des Kultusministeriums

Von Anica Edinger
Heidelberg. Egal, ob in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen, in Hessen oder im Saarland – dort hieß es am Montag für alle Kinder und Jugendlichen: schulfrei! Wegen des Sturmtiefs "Sabine" sei der Schulweg schlicht zu gefährlich, befanden die dortigen Schulämter und Kultusministerien. In Baden-Württemberg lautete die Ansage aus Stuttgart hingegen anders: Eltern im Land dürften selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken.
Bei manchen Schulen in Heidelberg stieß die Regelung des Kultusministeriums auf wenig Gegenliebe. Über die "Uneindeutigkeit" klagte am Montag etwa Ulla Leonhardt-Holloh, Rektorin an der Schlierbach-Grundschule. Ihr hätte es besser gefallen, wenn der Unterricht komplett ausgefallen wäre. Auch Volker Nürk, Schulleiter des Bunsen-Gymnasiums und geschäftsführender Schulleiter aller Heidelberger Gymnasien, findet: "Ein kompletter schulfreier Tag hätte es einfacher gemacht." Jedenfalls seien die Telefone im Sekretariat des Bunsen den ganzen Morgen über heiß gelaufen. Auch das E-Mail-Postfach quoll laut Nürk über. Ein leichtes Chaos sei das schon gewesen.
Thilo Engelhardt von der Waldparkschule auf dem Boxberg fand die Regelung unterdessen "ganz gut". So habe man flexibel reagieren können. Er gibt aber zu bedenken: "Als ich ein kleiner Junge war, bin ich bei schweren Stürmen in die Schule gegangen. Dann habe ich mir eben schwerere Schuhe angezogen, damit ich nicht wegfliege", sagt er.
Die Waldparkschule traf es am Montag besonders hart: "Ohne Busse und Bahnen geht bei uns auf dem Berg nichts", sagt Engelhardt. Und so seien am Morgen etwa 50 Schüler – von insgesamt 450 – in der Schule erschienen. Einige seien mit ihren Eltern gekommen und direkt wieder mit nach Hause gefahren. Wer blieb, wurde von Lehrern und Pädagogen betreut.
Auch interessant
Der Ausfall des öffentlichen Nahverkehrs in der ganzen Stadt war überhaupt das größte Problem für die Kinder und Jugendlichen. Vor allem an den weiterführenden Schulen, die ein großes Einzugsgebiet haben, blieben am Montag laut Auskunft der Stadt einige Klassenzimmer leer. In manchen Klassen seien nur etwa zehn Prozent der Schüler anwesend gewesen, heißt es aus dem Rathaus. Aus Wieblingen berichtet Martin Döpp, Schulleiter der Elisabeth-von-Thadden-Schule, dass rund die Hälfte der Schüler zum Unterricht erschienen sei. "Das waren vor allem die, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen konnten", sagt Döpp. Am Bunsen-Gymnasium in Neuenheim haben laut Schulleiter Nürk dagegen nur etwa 150 Schüler gefehlt. Die restlichen mussten während der Pause drinnen bleiben – "vorsichtshalber", meint Nürk. Aber so richtig stürmisch sei es in Heidelberg nun auch nicht gewesen.
Das sieht auch Ulla Leonhardt-Holloh so: "Es war nicht wirklich dramatisch." Man müsse gut darüber nachdenken, "ob wir das jetzt bei jedem Sturm so machen". An der Schlierbach-Grundschule fehlten am Montag laut der Rektorin gut 40 Prozent der Schüler und Schülerinnen – allerdings sei davon auszugehen, dass einige auch schlicht krank gewesen seien. "Wir hatten einen entspannten Tag", lacht die Rektorin. Vor allem das Arbeiten in den Lernwerkstätten am Morgen sei mit so wenigen Schülern für die Lehrkräfte ein "Traum" gewesen.