Was jeder auf dem Neckar darf und was nicht
Auf dem Fluss herrscht friedliche Koexistenz. Fast alles ist erlaubt, Baden ist jedoch nicht zu empfehlen. Vorsicht vor großen Schiffen!

In den letzten Jahren sind auch immer mehr Stand-Up-Paddler auf dem Neckar unterwegs - so wie gestern die Brüder Johannes (stehend) und Martin Burkhard. Foto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. An einem Traum-Sommerwochenende wie diesem ist nicht nur die Neckarwiese voll. Auch auf dem Fluss selbst herrscht Hochbetrieb. Dort tummeln sich in Heidelberg längst nicht mehr nur Ruderer und Gäste der großen Ausflugsschiffe: Freizeitsportler haben den Fluss für sich entdeckt. Wer alles auf dem Neckar unterwegs, was erlaubt und was verboten ist - die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Keine gute Idee: Baden im Neckar ist zwar nicht verboten, wird aber wegen gesundheitlicher Gefahren nicht empfohlen. Foto: hen
Was ist los auf dem Fluss? Viel. "Darauf mit dem Schiff zu fahren, ist alles andere als trivial", sagt Peter Fischer von der Wasserschutzpolizei. Der Neckar sei wie eine Autobahn. Laut Wasser- und Schifffahrtsamt sind täglich rund 25 Berufsschiffe unterwegs, etwa Güterschiffe oder Kohlefrachter. Nur: "Der Neckar ist eben auch noch Spiel- und Trainingsgelände", so Fischer. Vom Stand-Up-Paddler - also einem, der sich, auf einem Surfbrett stehend, mit einem Paddel fortbewegt - über das kleine Mädchen, das gerade rudern lernt, bis zum Leistungssportler: Auf dem Fluss sind sie alle unterwegs. Dazu kommen noch die sieben Fahrgastschiffe der Weißen Flotte. Fischer: "Ich arbeite seit 40 Jahren bei der Wasserschutzpolizei, wurde bundesweit eingesetzt - so eine intensive Nutzung eines Flusses habe ich noch nirgends erlebt." Und dafür, so Fischer, passiere "relativ wenig". Damit das so bleibt, ist die Wasserschutzpolizei täglich im Einsatz, ebenso wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft.
Hintergrund
Welche Wassersportarten es gibt - und wer sie anbietet
Der Tretbootverleih liegt an der Neckarwiese, östlich der Theodor-Heuss-Brücke, und ist täglich ab 14 Uhr geöffnet - bis eine Stunde vor Sonnenuntergang. Tretboote gibt’s ab zehn
Welche Wassersportarten es gibt - und wer sie anbietet
Der Tretbootverleih liegt an der Neckarwiese, östlich der Theodor-Heuss-Brücke, und ist täglich ab 14 Uhr geöffnet - bis eine Stunde vor Sonnenuntergang. Tretboote gibt’s ab zehn Euro für eine halbe Stunde - und jeweils zwei Euro mehr pro weitere zehn Minuten. Für Faule gibt’s Boote mit Mini-Motor, das kostet dann aber ab 18 Euro für eine halbe Stunde. Mehr Infos unter 06221 / 411925 oder auf www.tretbootverleih-hd.de.
Stand-up-Paddle-Bretter gibt’s nicht zum Leihen - aber wer noch nie auf einem stand, sollte ohnehin erst einen Kurs machen: Der Verein "Cocosup" bietet Anfänger-Gruppenkurse für 59 Euro pro Person. Anmeldungen und Infos unter Telefon 0177 / 1703620 oder auf www.cocosup.de.
Der Heidelberger Ruderklub (HRK) in der Neuenheimer Landstraße 3a, direkt an der Neckarwiese, bietet diverse Ruderkurse. Einen Anfängerkurs für Erwachsene mit zehn Terminen gibt’s etwa für 150 Euro. Informationen unter Telefon 06221 / 418703 und online auf www.hrk1872.de.
Die Rudergesellschaft Heidelberg (RGH) in der Schurmanstraße 2 - auf der anderen Neckarseite im Stadtteil Bergheim - bietet Anfängerkurse ab 80 Euro an. Mehr Infos unter Telefon 06221 / 161456 oder auf www.rgh-heidelberg.de.
Beim Motor-Yacht-Club direkt neben der RGH (Schurmanstraße 1) kann man einen Sportbootführerschein (für See- als auch für Binnengewässer) machen. Ausbildungsleiter Bruno Renneberg beantwortet unter Telefon 0172 / 7455449 alle Fragen dazu. Mehr Infos auch online unter www.myc-heidelberg.de.
Die Universität Heidelberg bietet für Studenten viele verschiedene Wassersport- Aktivitäten auf dem Neckar an - etwa Kajak, Stand-up-Paddling, Rudern und Drachenbootfahren. Mehr Infos über Kurse und Preise gibt es online unter www.hochschulsport.issw-hd.de. jas
Was darf der Laie? Alles - fast. Mit einem Schlauchboot, Tretboot oder Stand-Up-Brett kann man friedlich auf dem Neckar und auch im Seitenkanal Wieblingen schippern - allerdings gilt das Recht des Stärkeren. Das heißt: Kommen große Schiffe, müssen alle anderen schnell in Richtung Ufer. "Vor allem im Seitenkanal kann es sehr eng werden, wenn Berufsschiffe vorbeikommen", weiß Johanna Reeg vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Und: Vom Schiffsführer-Haus aus kann der "tote Bereich", in dem der Kapitän vor seinem Schiff nichts sieht, bis zu 300 Meter betragen. Es ist also Vorsicht geboten!
Was ist verboten? Von einer Brücke in den Neckar zu springen. Wer diesen Kick sucht, begeht eine Ordnungswidrigkeit - und bringt sich selbst in Gefahr. "Vor zwei Jahren sprangen drei Menschen vom Wehr in Wieblingen - und nur zwei tauchten wieder auf", erinnert sich Fischer - und insistiert: "Von Brücken springen und auch schwimmen im Brückenbereich ist lebensgefährlich und deshalb verboten." Doch gibt es leider viele allzu Waghalsige. Nahezu täglich springe jemand von einer Brücke in den Neckar, wie Fischer erklärt. Außerdem tabu für Freizeitwassersportler: Schleusen, Wehre und Kraftwerke. "Dort dürfen etwa Schlauchboote nicht hineinfahren", berichtet Johanna Reeg. Gerade bei Kraftwerken herrsche oft eine starke Strömung - und damit Lebensgefahr.
Und was ist mit Baden und Schwimmen? Verboten ist es nicht - außer im Naturschutzgebiet am Altneckar in Wieblingen. Dennoch ist das Baden im Neckar alles andere als ratsam. Das Gesundheitsamt des Landkreises Rhein-Neckar sagt deutlich: Baden im Neckar ist gesundheitsgefährdend. Denn er ist kein Schwimm- und Badegewässer nach der offiziellen EU-Richtlinie. Dort werden etwa Industrieabfälle, vor allem aber Abwasser aus Kläranlagen eingeleitet. Bei Niedrigwasserstand besteht das Wasservolumen des Neckars aus bis zu 40 Prozent Klärwasser. "Dies dürfte besonders in der sommerlichen Badesaison häufig der Fall sein", heißt es aus dem Gesundheitsamt.
Macht Baden im Neckar also krank? Auch wenn viele Neckar-Schwimmer das für Panikmache halten: Durch das Abwasser können laut Gesundheitsamt Krankheitserreger wie Viren, Pilze, Fäkalkeime oder eben Salmonellen in den Fluss gelangen. Zwar werden die Keime im Klärwerk zum größten Teil abgebaut, nie jedoch vollständig. Ein weiteres Problem sind Fäkalien von Tieren, in Heidelberg insbesondere der Kot der Gänse. Ganz aktuell zudem ein Thema: multiresistente Keime. Eine noch laufende Studie zur Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika zeigte bereits, dass - wegen der Kläranlagen und besonders in Verbindung mit Krankenhäusern - auch in Gewässern wie dem Neckar anzunehmen ist, dass die Konzentration dieser Keime im Wasser steigt.
Und wie sieht es am Altneckar in Wieblingen aus? Dort stehen die Tiere im Mittelpunkt. Denn der Bereich zwischen Wehrsteg Wieblingen und Edingen ist als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) und teilweise als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Neckarinseln dürfen generell nicht betreten werden. So sollen besonders die sensiblen Uferbereiche geschützt werden, in denen seltene Vögel brüten - etwa der Eisvogel oder die Zwergdommel. "Wassersportler sollten möglichst großen Abstand zum Uferbereich halten", so ein Stadtsprecher. Und auch Sportfischer sollten mindestens zehn Meter Abstand halten. Die Kiesbänke dienen ebenso als Lebensraum und Brutquartier für empfindliche Vogelarten. Zudem finden sich in langsam fließenden, kiesigen Bereichen Fischkinderstuben. "Wer hier anlegt, begeht eine Ordnungswidrigkeit", so der Sprecher.
Gibt es eine Kennzeichnungspflicht für Freizeitboote und Stand-Up-Bretter? Im Prinzip: Ja. Wer mit dem Schlauchboot auf den Neckar geht, sollte diesem einen Namen geben. "Er sollte sichtbar an der Boot-Außenseite angebracht sein", erklärt Peter Fischer. Sinnvoll sei, den eigenen Namen und die Adresse an der Boot-Innenseite zu vermerken. "Etwa falls es mal abgetrieben wird", so Fischer. Motorboote ab drei PS müssen sich ein amtliches Kennzeichen beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt besorgen. Bei Stand-Up-Brettern werde ein Auge zugedrückt - wo soll man da schon den Namen gut sichtbar anbringen?
Info: Wenn Sie wissen wollen, wo Sie noch in der Region baden gehen können, dann finden Sie unsere Übersicht hier