Heidelberg

Verkaufsoffene Sonntage statt Online-Marktplatz?

Corona bringt den Einzelhandel zunehmend in Bedrängnis. Die Stadt will mit neuen Maßnahmen helfen. Die Händler sind teils skeptisch.

20.10.2020 UPDATE: 21.10.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Einkaufen in der Pandemie: Die Stadt will dem Einzelhandel mit weiteren Hilfen unter die Arme greifen. Die Händler wünschen sich dagegen eher eine Erweiterung der Geschäftszeiten. F.: Rothe

Von Tim Müller

Heidelberg. Zwangsschließungen im Frühjahr, wenige Kunden im Sommer und steigende Fallzahlen im Herbst – Corona treibt den bereits zuvor in Bedrängnis geratenen Einzelhandel in Heidelberg in eine neue Sorgenspirale. Um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, will die Stadt Heidelberg die ansässigen Geschäfte unterstützen. Welche Maßnahmen gibt es bereits, welche Hilfen sind für die Zukunft geplant und wie steht der Handel zu alldem? Die RNZ hat nachgefragt:

> Erlassene Mieten und Infos im Internet: Bereits im März erließ die Stadt im Rahmen der Heidelberger Wirtschaftsoffensive den gewerblichen Mietern ihrer Gebäude die Miete für die Zeit, in der sie aufgrund der Corona-Verordnung die Räume nicht nutzen konnten – allerdings höchstens für sechs Monate. Zudem können Läden seitdem mehr Werbung im öffentlichen Raum aufstellen – und das ohne zusätzliche Kosten. Mit dem Online-Angebot "Heidelberg kauft lokal" bietet die Stadt Geschäften eine Info-Plattform: Läden können sich dort mit Adresse, Internetauftritt und Öffnungszeiten vorstellen. Kunden sollen sich so trotz Corona einen Überblick verschaffen können.

> Mit Gutscheinen helfen: In naher Zukunft sollen die bereits bestehenden Hilfen durch zwei weitere Maßnahmen ergänzt werden. So setzt die Stadt Heidelberg auf sogenannte Solidaritätsgutscheine. Das Konzept dahinter: Kunden kaufen einen Gutschein im Wert von mindestens zehn Euro bei einem Heidelberger Geschäft. Wird der Gutschein eingelöst, erhält der jeweilige Händler aus der Stadtkasse zusätzliche zehn Euro. "So können Bürger ganz spezifisch ihr Lieblingsgeschäft unterstützen", erklärte ein Sprecher der Stadt Heidelberg auf RNZ-Anfrage. Die Einführung der Gutscheine soll mit Beginn des Weihnachtsgeschäft Ende November beginnen.

Als weitere Hilfe plant die Stadt einen Online-Marktplatz. Unter dem Titel "Heidelberger Schaufenster" soll so lokalen Geschäften, Restaurants, aber auch Vereinen eine zentrale Plattform im Internet angeboten werden, auf der sie Kunden über ihre Waren und aktuellen Angebote informieren können. Als wirkliches Verkaufsportal, auf dem Bestellungen aufgegeben werden können, ist die Internet-Seite allerdings zunächst nicht gedacht. "Darüber soll dann im Nachgang beraten werden", erklärt der Stadtsprecher. Am 4. November soll der Ausschuss für Wirtschaft und Wissenschaft über die genaue Gestaltung des Projekts beraten.

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> Handel wünscht sich mehr Flexibilität: Nathalie Nicoletti, Geschäftsführerin von Blue Sense in Heidelberg, sieht die Idee eines virtuellen Marktplatzes skeptisch: "Hinter so einem Portal muss ein Konzept stehen. Es müsste regelmäßig aktualisiert werden", sagte Nicoletti der RNZ. Nach ihren bisherigen Erfahrungen mit der Stadt sei sie da nicht allzu optimistisch. Mehr Flexibilität gegenüber dem Einzelhandel, gerade im Hinblick auf verkaufsoffene Sonntage, sei für sie viel wichtiger.

Auch die Geschäftsführerin des Modehaus Henschel, Fabiana Bernardi, wünscht sich eher ein Entgegenkommen bei der Erweiterung der Einkaufszeiten: "So ein Online-Portal wäre kurzfristig viel zu aufwendig. Mit verkaufsoffenen Sonntagen kann dem Handel viel schneller geholfen werden", so Bernardi.

Michael Schweyher, Inhaber des Modegeschäfts Freudenhaus Heidelberg, sieht die neuen Bestrebungen der Stadt dagegen positiv: "Ein Internet-Marktplatz kann als Präsentationsort der Einzelhändler wichtige Impulse schaffen", erklärt Schweyher. Die Solidaritätsgutscheine hält er ebenfalls für eine gute Idee.

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