Universität Heidelberg eröffnet Klaus Tschiras Mathematikon

Mit dem Mathematikon wurde Klaus Tschiras Traum wahr – Die Fertigstellung erlebte er leider nicht mehr

11.12.2015 UPDATE: 12.12.2015 06:00 Uhr 2 Minuten

Ein "besonderer Tag": Übergabe des Mathematikons an die Uni. Foto oben (v.l.): Bernd Müller, Gerda Tschira, Bernhard Eitel und Theresia Bauer. Fotos: Rothe

Von Ingrid Thoms-Hoffmann

Über Geld redet man nicht, erst recht nicht, wenn es sich um ein Geschenk handelt. Da muss genügen, dass Uni-Rektor Bernhard Eitel von der "bedeutendsten Zuwendung an die Universität seit 1945" spricht. Wie teuer das Mathematikon letztendlich war, will man am Ende auch gar nicht mehr wissen, schlicht, weil es keine Rolle spielt. Weil im Campus im Neuenheimer Feld etwas Einzigartiges entstanden ist, von einem Mann erdacht und finanziert, der für die Wissenschaft brannte.

Am 7. Dezember wäre Klaus Tschira 75 Jahre alt geworden, die Einweihung der Forschungs- und Lehrstätte wäre sein größtes Geburtstagsgeschenk gewesen. Er starb überraschend am 31. März. Und dennoch war der große Mäzen gestern dabei. In allen Reden spielte er die Hauptrolle. Der Dank von Universität, Land und Stadt galt seiner Frau Gerda und den beiden Söhnen Harald und Udo.

"Man muss über seine Träume reden, damit sie wahr werden", zitierte Gerda Tschira ihren Mann. Und der hat nicht nur über seine Träume geredet, sondern er hat auch gehandelt, wie Rektor Eitel erkannte, "weil er ein Mäzen aus Leidenschaft war". Wie kein Zweiter nahm er sich der Vermittlung der Naturwissenschaften an, und zuletzt schuf er eine Unterbringung einer ganzen Fakultät.

Jetzt sind unter einem Dach, was für den Physiker Tschira zusammengehörte: Mathematik, Informatik und das Interdisziplinäre Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen. "Wissenschaftler kooperieren am besten, wenn sie nicht weiter entfernt voneinander sitzen, als eine Tasse Kaffee braucht, um kalt zu werden", weiß der Geograf Eitel. Bisher waren die Wissenschaftler, ihre Mitarbeiter und die rund 1400 Studenten über die ganze Stadt verteilt. Jetzt steht einem engen Austausch nichts mehr im Weg.

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Es war Bernhard Eitel, der dem verstorbenen Mäzen wohl das schönste Kompliment machte: Ermöglicher der Zukunft. Einer Zukunft, die genau dieses "Engagement von Privatpersonen braucht", sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Für das Land sei der Bau des Mathematikons jedenfalls ein weiterer Ansporn, zumal er als Eingang auf einen "Campus von Weltrang" führt. Die "kluge Förderpolitik der Tschira-Stiftung, gibt der Forschung Raum", sagte die Ministerin und bedankte sich ausdrücklich bei der Familie Tschira, aber auch bei Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Stiftung, die sie mit Tschira vor 20 Jahren gründete und die zu den größten gemeinnützigen Stiftungen Europas zählt, die mit privaten Mitteln ausgestattet wurden.

Dank für das "größte Immobiliengeschenk in der jüngeren Geschichte der Universität" auch von Bernd Müller, dem neuen Leiter des Universitätsbauamtes. Was unter der Leitung von Rolf Stroux begann, wurde dank der Mithilfe aller Beteiligten, ob Ämter oder Handwerker, in nur drei Jahren Bauzeit vollendet. Darauf machte besonders Architekt Manfred Bernhardt aufmerksam, der für Tschira unter anderem das Haus der Astronomie schuf.

Und damals wie heute war es der Geldgeber selbst, der von Anfang an ganz eng im Austausch mit dem Architekten stand. Auch Oberbürgermeister Eckart Würzner zeigte sich vom Engagement des SAP-Mitbegründers begeistert. Er sprach von einem "Begeisterhaus der Wissenschaft" und weil die Wertschätzung so groß ist, wird der Platz vor dem Gebäude auch Klaus-Tschira-Platz Heißen. "Viel Erfolg im Sinne meines Mannes" wünschte Gerda Tschira. Und ganz im Sinne von Klaus Tschira ermahnte sie: "Nie die Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren."

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