Treppenanlage führt auch zum Valerieweg
Der Weg ist ein Geheimtipp, doch die hohe Kosten für den neuen Steg zum Valerieweg stören den Bezirksbeirat Altstadt. Etliche RNZ-Leser betonen derweil die Bedeutung des historischen Waldpfades.

Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Zwei Millionen Euro Kosten für den Zugang zu einem einzigen privaten Haus? Die von der Stadt geplante Erneuerung des baufälligen Stegs über die Gleise am Bahnhof Altstadt sorgte im Bezirksbeirat des Stadtteils vergangene Woche für Kopfschütteln.
Der Neubau der über 80 Jahre alten Fußgängerbrücke über die Gleise kostet 1,7 Millionen Euro, eine provisorische Treppe während des Rückbaus des alten Stegs weitere 300.000 Euro. Im Bezirksbeirat Altstadt sowie in der RNZ-Berichterstattung stand die Anbindung des einsamen Wohnhauses auf der anderen Seite der Gleise durch den Steg im Vordergrund – die Bezirksbeiräte lehnten das Vorhaben am Ende aus Kostengründen ab.
Doch führt die Brücke über die Gleise eben nicht nur zu dem Haus, sondern auch zum historischen Valerieweg – einem schmalen Waldweg, der den Berg hoch bis zum Schloß-Wolfsbrunnenweg führt. Das stand so auch im RNZ-Bericht, dennoch legten auf Social Media zahlreiche Leserinnen und Leser wert darauf, die Bedeutung dieses Weges noch deutlicher herauszustellen. Der Wanderweg sei "einer der letzten noch nicht touriverseuchten Geheimtipps", schrieb ein Nutzer auf Facebook, ein anderer beschrieb den Valerieweg als "die schnellste Verbindung von dort oben für Fußgänger". Eine Leserin bezeichnete den Pfad durch den Wald als "kleines Juwel".
Tatsächlich sind es über den Valerieweg nach oben bis direkt zum Schlossgarten gerade einmal rund 1,2 Kilometer: Wer zügig bergauf geht, schafft das in 15 bis 20 Minuten. Der Weg durch den Wald ist schmal, an einigen Stellen recht steil und windet sich an Granitfelsen vorbei. Für Wanderer ist der Pfad sehr reizvoll – und tatsächlich ein Geheimtipp: Zumindest unter der Woche begegnet man hier selten jemandem.
Der Weg ist nach der Tochter der österreichischen Kaiserin Elisabeth – besser bekannt als Sissi – benannt. Prinzessin Marie Valerie war mit ihrer Mutter zwischen 1883 und 1890 mehrmals zu längeren Besuchen in Heidelberg. Die jüngste Tochter von Sissi hielt ihre Heidelberger Erlebnisse und Spaziergänge in eindrücklichen Beschreibungen in ihrem Tagebuch fest.
RNZ-Leser Axel von Schellenberg weist in einem Leserbrief zudem darauf hin, dass "es das große Verdienst des mittlerweile verstorbenen Stadtführers Dr. Dietrich Bahls" war, den "verwilderten und zugewachsenen Valerieweg neu entdeckt und mit Hilfe einer Anzahl freiwillig tätiger Studenten freigelegt zu haben" (siehe unten).
Es ist davon auszugehen, dass der Gemeinderat sich – trotz der hohen Kosten – für den Neubau des Steges über die Bahngleise entscheiden wird. Denn günstigere Alternativen, um den Valerieweg und das Wohnhaus anzubinden, gibt es nicht. Zudem plant die Stadt, beim Regierungspräsidium Zuschüsse zu beantragen. Der Gemeinderat entscheidet voraussichtlich am 15. Dezember endgültig über das Bauvorhaben.