Traditionsrestaurant "Piccolo Mondo" soll nach 46 Jahren verkauft werden
Im traditionsreichen italienischen Restaurant "Piccolo Mondo" ging die Prominenz ein und aus: Von Joachim Gauck bis Frank Zappa.

Von Ludwig Spitaler
Heidelberg. Franco Libertini ist ein italienischer Koch, wie er im Buche steht. Der kernige Mann mit den großen Händen gerät ins Schwärmen, wenn er von den schmackhaft klingenden Gerichten erzählt, die er in seinem Lokal "Piccolo Mondo" zusammen mit Geschäftspartner Angelo Pizzulli serviert. Nach 46 Jahren möchten er und Pizzulli nun aber in Ruhestand gehen und das Gourmet-Restaurant in der Klingenteichstraße verkaufen.
Ravioli mit Trüffel, frittierte Antipasti oder Kalbfleisch mit Thunfischsoße: Das Repertoire von Küchenchef Libertini gehört seit 1977 zum Aufgebot des Lokals, das Libertini einst zusammen mit Pizzulli eröffnete. Die beiden lernten sich bei der Arbeit im Lokal "La Cantina" auf dem Marktplatz in Weinheim kennen. Nach der Eröffnung des "Piccolo Mondo" lockten sie schon bald nicht nur die Heidelberger zu sich. "Von Roman Herzog bis Christian Wulff und Joachim Gauck haben wir fast alle Bundespräsidenten bewirtet", erinnert sich Libertini. Vor allem in den Achtzigerjahren ging die Prominenz im Lokal regelrecht ein und aus.
David Hasselhoff, Franz Zappa, Udo Jürgens, Thomas Gottschalk – stolz zeigt Libertini auf seinem Handy die Fotos von Pizulli und ihn mit den Stars. "Das schönste Erlebnis war für mich der Besuch von Sängerin Joan Baez", erzählt er. Die US-amerikanische Folk-Musikerin und Bürgerrechtlerin sei sogar zu ihm in die Küche gekommen, um sich für das Essen zu bedanken. "Dann nahm sie meine Hände und hat angefangen zu singen, das war wirklich sehr bewegend."
Neben den prominenten Gästen ist das Lokal auch optisch ein Hingucker. Der Tresen ist aus edlem Kirschholz, über der Theke reihen sich Aperol, Averna und verschiedene Martini-Sorten aneinander. Im Gastraum stehen Marmorskulpturen zwischen den Tischen, auch eine Büste des italienischen Dichters Dante Alighieri ist darunter. "Ein Geschenk eines Gastes", lacht Libertini. Die dicken Wände des Gewölbes, das ursprünglich einmal als Pferdestall gedient hatte, haben die beiden Betreiber 1997 renoviert. "Auch bei sommerlichen Temperaturen ist es deshalb angenehm kühl", sagt der Küchenchef.
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Das Interieur steht neben der Gaststätte ebenso zum Verkauf. Geeignete Interessenten seien bisher jedoch rar, so Libertini: "Durch die Lage am Hang und die fehlenden Parkplätze ist es nicht einfach, sich hier zu etablieren." Die Nachfolger müssten deshalb eine gewisse Ahnung vom Geschäft haben.
Wenn Küchenchef Libertini über den geplanten Verkauf spricht, schwingt neben der Freude auf die Zeit mit seiner Familie auch etwas Wehmut mit. "Wenn es so weit ist, werde ich natürlich auch traurig sein", so der 68-Jährige. Dennoch sieht er die Zeit zum Aufhören gekommen: "In der Küche muss es immer schnell gehen, der Stresspegel ist enorm. Das kann ich nicht mehr ewig machen." Partner Angelo Pizzulli ist aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr regelmäßig im Lokal. Dafür helfe dessen Sohn Kaleb Pizzulli umso mehr mit. "Wir sind noch ein echtes Familienunternehmen", sagt Libertini.
Die große Stammkundschaft des Heidelberger Gourmet-Restaurants reagierte laut Libertini zwar traurig auf den geplanten Verkauf, doch es sei ihnen auch viel Verständnis entgegengebracht worden. "Irgendwann muss auch mal jemand anderes ran", sagt er.