Tausende kamen zum Bürgerfest ins Theater
Bei seiner Neujahrsansprache zeichnete OB Würzner ein rundum positives Bild Heidelbergs und gab sich als über den Parteien stehender Stadt-Präsident

Die Stadt, von der Oberbürgermeister Eckart Würzner gestern vor über 600 Gästen (hier geht's zur Bilderstrecke) im vollbesetzten Marguerre-Saal des Theaters in seiner Neujahrsansprache berichtete, ist ein kleines irdisches Paradies: reich an bürgerschaftlichem Engagement, voller wirtschaftlicher Dynamik, gesegnet mit umsichtiger Stadtverwaltung sowie verantwortungsvollem Gemeinderat, offen und zugleich traditionsverpflichtet - und außerdem noch außerordentlich schön. Da dachte wohl mancher bei sich im Stillen: Wenn ich dort schon nicht lebe, will ich wenigstens mal hinfahren.
Musste man aber gar nicht, man war ja längst da: Der OB redete natürlich von Heidelberg. Und weil die Stadt vor einem Superwahljahr steht, hörte man vielleicht noch aufmerksamer zu. Doch Würzner gab sich als über den Parteien stehender Stadt-Präsident, der für Heidelberg und seine Bewohner nur die besten Worte fand. Kein Wort zu den anstehenden Kommunal- und OB-Wahlen - außer der allgemeinen Aufforderung: "Nur wer zur Wahl geht, entscheidet mit über die Zukunft der Stadt." Kaum einen Bereich vergaß der OB zu erwähnen - Wirtschaft, Wissenschaft Soziales, Kultur. Alles hervorragend geordnet und am Gedeihen. Da verloren sich fast die neuen Schwerpunkte des Jahres. Das sind im Grunde auch die des alten (in dem es aber keinen Neujahrsempfang gab): etwa die Entwicklung der riesigen US-Flächen, die zusammen fast doppelt so groß wie die Altstadt sind, und damit verbunden die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Standortsuche für ein neues Konferenzzentrum, das Mobilitätsnetz oder das geplante International Welcome Center, das die vielen Einwanderer aus aller Welt in der Stadt begrüßen und integrieren soll.
Und es gab eine kleine Überraschung: Erstmals seit Jahren sprach Würzner wieder von der "Stadt an den Fluss" - und meinte nicht nur die nicht mehr ganz so neuen Sitzbänke auf der Neuenheimer Seite, sondern ausdrücklich auch das Südufer (auch wenn er das Wort "Tunnel" nicht in den Mund nahm).
Scharfe Töne vermied Würzner konsequent, höchstens gab es sanfte Mahnungen an das Land, das groß angelegte Straßenbahnausbauprogramm ("Mobilitätsnetz") zu unterstützen: "Das ist eines der wirkungsvollsten Verkehrsvorhaben in Deutschland. Wir brauchen jetzt klare Finanzzusagen vom Land und vom Bund, denn wir haben keine Zeit zu verschenken." Und wer immer auch glaube, dass in der Stadt nichts vorangehe, dem hielt Würzner entgegen: "Es tut sich was in Heidelberg!"
Die Bürger quittierten die Neujahrsansprache mit freundlichem Applaus, alles in allem war die Stimmung gestern heiter und gelassen - was auch an den vielen Darbietungen und am gemütlichen Festzelt lag. Natürlich zeigte sich auch der bisher einzige Herausforderer Würzners, der gemeinsame Kandidat von Grünen und Generation-HD, Derek Cofie-Nunoo, der, ganz inoffiziell, das Gespräch mit seinen potenziellen Wählern suchte.



