Studentenwohnheim "Schlierbacher Schiff"

Das Studierendenwerk Heidelberg geht von Bord

Die GGH betreibt jetzt Studentenwohnheim "Schlierbacher Schiff" - Mieterhöhung sorgte für Streit - Für Bewohner soll sich nichts ändern

28.07.2017 UPDATE: 29.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

In dem 2006 gebauten "Schlierbacher Schiff" gibt es 94 WG-Zimmer für Studenten. Das Gebäude gehört der städtischen GGH, die es jetzt auch verwaltet. Foto: GGH

Von Denis Schnur

Heidelberg. Elf Jahre hielt die Kooperation zwischen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH und dem Studierendenwerk beim Wohnheim "Schlierbacher Schiff" - seit Anfang Juli ist sie vorbei. Da die GGH die Grundmiete erhöhen wollte, zog sich das Studierendenwerk zurück. Hintergrund ist, dass nach dem Bau des Hauses an der Schlierbacher Landstraße 2006 GGH und Studierendenwerk einen Vertrag über zehn Jahre schlossen: Die GGH vermietete das Gebäude komplett an das Werk, dieses übernahm die Verwaltung und vergab die 94 WG-Zimmer an Studenten - für 260 bis 280 Euro monatlich samt Nebenkosten. Die Zimmer am Neckar wurden nachgefragt: "Das Wohnheim war vom ersten Tag an voll belegt", erklärt eine GGH-Sprecherin.

Als nun aber der Vertrag auslief, konnten sich beide Seiten nicht auf eine Nachfolgeregelung einigen: Die GGH pochte auf eine deutliche Mieterhöhung. Sie argumentiert, dass der Preis, der 2006 ausgehandelt wurde, weit unter der ortsüblichen Marke lag - "vor allem, um den Bedenken des Studierendenwerks in Bezug auf die Lagerisiken Rechnung zu tragen", heißt es vonseiten der Baugesellschaft. Das Studierendenwerk zahlte etwa 130 Euro pro Wohneinheit an die GGH. Diese wollte nun die Miete anpassen und damit auch dem allgemeinen Preisanstieg der letzten zehn Jahre Rechnung tragen.

Beim Studierendenwerk wiederum hält man die Forderungen für überzogen: "Die von der GGH vorgeschlagenen neuen Rahmenkonditionen, insbesondere die stark angehobene monatliche Grundmiete, waren mit dem sozialen Auftrag des Studierendenwerks nicht mehr vereinbar", erklärte eine Sprecherin auf RNZ-Nachfrage. Sie "passten nicht mehr in das Gesamtmietgefüge der übrigen Studierendenwohnheime". Demnach wollte die GGH die Grundmiete von insgesamt rund 13.000 Euro monatlich um 49 Prozent erhöhen. "Dies ist für Studierende jedoch nicht bezahlbar", beklagte das Studierendenwerk bei Facebook und begründete so den Rückzug aus dem Projekt.

Da die Wohnungsbaugesellschaft das Wohnheim nun selbst betreiben will, soll dieser Rückzug für die Bewohner folgenlos bleiben. So beteuert die GGH, dass die Pauschalmiete weiterhin bei 270 Euro liegen wird. Die Wohnungsbaugesellschaft übernimmt die Bewirtschaftung - wie sie es bei den meisten ihrer Gebäude bereits tut. "Für die Studierenden ändert sich nur der Ansprechpartner; ansonsten bleiben alle Konditionen gleich", so die GGH-Sprecherin. So sollen auch in Zukunft alle Zimmer im "Schiff" Studenten vorbehalten bleiben.

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Auch in anderen Stadtteilen vermietet die GGH gezielt Räume an Studenten: Seit zwei Jahren vergibt sie etwa elf WG-Zimmer auf dem Emmertsgrund an Studenten, in der Altstadt vermietet sie 40 Wohnungen an studentische Paare und Alleinerziehende mit Kind. Über die Gesellschaft "MTV Bauen und Wohnen" ist sie an zwei Wohnheimen mit 64 Plätzen im Mark Twain Village beteiligt. Das Studierendenwerk will den Verlust der Plätze nun kompensieren: "Eine Sanierung und Aufstockung der Fiebiger-Häuser im Neuenheimer Feld ist bereits in Planung", erklärt die Sprecherin, man nutze "jede gebotene Möglichkeit, das studentische Wohnungsangebot auszubauen".

Bereits 2009 ist eine geplante Kooperation der beiden Institutionen gescheitert: Damals sollte die Wohnungsbaugesellschaft leer stehende Kasernengebäude im Holbeinring vom Bund kaufen und an das Studierendenwerk vermieten. Da die Verhandlungen nicht voranschritten und der doppelte Abiturjahrgang anstand, verhandelte die Studierendenwerks-Chefin Ulrike Leiblein damals kurzerhand selbst mit dem Bund und mietete 196 Wohnungen direkt - ohne Beteiligung der GGH.

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