Straßendecken-Erneuerung: "Das Straßenbild in Heidelberg hat es nötig"
Drei Millionen Euro pro Jahr für marode Strecken: Tiefbauamt wünscht sich eine Fortführung des Straßenerneuerungsprogramms.

Die Zeppelinstraße in Handschuhsheim wird in einem zweiten Abschnitt zwischen Richard-Wagner-Straße und Blumenthalstraße, also auch vor dem Krankenhaus Salem (im Hintergrund links), saniert. Der erste Bauabschnitt von der Berliner Straße bis zur Richard-Wagner-Straße wurde bereits in diesem Jahr angegangen. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Es sind die kleinen Straßen abseits der Hauptrouten, die sich teilweise in einem miserablen Zustand befinden - 20 Prozent der Fahrbahndecken in Heidelberg sind in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand. Das Tiefbauamt führt ein Kataster über den Zustand jeder Straße, die vielen rot eingefärbten Strecken sind den Verantwortlichen ein Dorn im Auge. Man will nicht tatenlos zusehen, wie die geflickten Schlaglöcher immer wieder aufplatzen und neue, gefährliche Stellen entstehen.
Hintergrund
Das Straßenerneuerungsprogramm soll als langfristiges Projekt fortgeführt werden. Bislang sieht die Stadtverwaltung im nächsten Doppelhaushalt - sofern die Mittel in gleicher Höhe vom Gemeinderat wieder bewilligt werden und kein dringenderes Projekt dazwischen kommt -
Das Straßenerneuerungsprogramm soll als langfristiges Projekt fortgeführt werden. Bislang sieht die Stadtverwaltung im nächsten Doppelhaushalt - sofern die Mittel in gleicher Höhe vom Gemeinderat wieder bewilligt werden und kein dringenderes Projekt dazwischen kommt - folgende Arbeiten vor:
Die Erneuerung der Zeppelinstraße zwischen Richard-Wagner-Straße und Blumenthalstraße kostet 970.000 Euro. Ein zweiter Bauabschnitt ist auch im Neuen Weg in Ziegelhausen zwischen Neckarhelle und Neckarhangweg vorgesehen. Die Kosten liegen inklusive Stützmauern bei 1,245 Millionen Euro. Der Aufbau der Bergstraße soll zwischen Hainsbachweg und Steckelsgasse komplett für 1,5 Millionen Euro erneuert werden. Ebenfalls für 2017 ist die Sankt-Peter-Straße in Rohrbach für das Programm vorgesehen. Die Kosten liegen hier bei 600.000 Euro. Der über ein Kilometer lange Abschnitt des Gaiberger Weges zwischen Unterem Sankt Nikolausweg und Kohlhöfer Weg soll für eine Million Euro saniert werden. Als letzte Maßnahme für 2017 ist die Zwingerstraße im Bereich Bremeneckgasse und Bergbahn für 250.000 Euro vorgesehen. Dort müssen auch die Kanäle ausgewechselt werden.
Für 2018 sind bislang angedacht: In der Neckarhelle in Ziegelhausen (zwei Millionen Euro), die Klingenteichstraße zwischen dem Ende der Bebauung und Molkenkur (eine Million Euro), die Straße Im Entenlach im Pfaffengrund (950.000 Euro). tt
Seit 2013 gibt es deshalb das "Straßenerneuerungsprogramm", mit dem das Tiefbauamt flexibel entscheiden kann, wie es die Mittel für welches Projekt einsetzt. Zunächst waren es 1,65 Millionen Euro, mittlerweile hat die Verwaltung drei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Am heutigen Dienstag berichtet Amtsleiter Jürgen Weber im Bauausschuss (17 Uhr im Rathaus, Marktplatz 10) über den aktuellen Stand.
"Das Straßenbild in Heidelberg hat es nötig", gibt Jürgen Weber ohne Umschweife zu. Das Straßensanierungsprogramm sei deshalb dringend notwendig. Weber ist sichtlich stolz auf das Projekt und darauf, dass alle Mittel, die der Gemeinderat zur Verfügung gestellt hat, auch ausgegeben werden. In der Verwaltung hält man es für so wichtig, dass man im Dezember 2015 sogar eine eigene Abteilung dafür gegründet hat. Zusammen mit zwei Ingenieuren kümmert sich Klaus Hofbauer um die Straßenerhaltung. "Der Sockelbetrag von drei Millionen Euro ist wichtig, um die Infrastruktur zu erhalten", sagt Weber.
Sein Mitarbeiter Klaus Hofbauer erklärt, wie das Programm funktioniert: Den Anstoß für den Einsatz gäben oft der Leitungsbau der Stadtwerke oder Arbeiten am Kanal. "Es wird die Baumaßnahme priorisiert, bei der man Arbeiten kombinieren kann." Sie werden also bedarfsgerecht eingesetzt. Denn vor Einführung des Straßenerneuerungsprogramms wurde die Straße oberhalb des Kanals aufgerissen und auch nur dort eine neue Asphaltdecke aufgebracht. Ein Beispiel dafür ist die Wielandtstraße in Neuenheim. Heute versucht das Tiefbauamt, im Zuge der Kanalarbeiten die gesamte Straße neu zu asphaltieren. "Wir investieren so, dass der Mehrwert besonders groß ist", sagt Hofbauer.
Doch gerade bei den Nebenstraßen geht das ins Geld. Denn meist reicht es dort nicht, nur die Asphaltdecke zu erneuern. Die Straßen sind sehr alt, der Aufbau nicht mehr zeitgemäß: Früher wurde die Straße leicht rund gebaut, die unterste Schicht bestand aus groben Steinen, auf die Schotter kam. Darauf befindet sich dann eine meist zwei bis drei Zentimeter starke Spritzdecke. "Da kann man mit Reparaturen nicht mehr viel retten", weiß Hofbauer.
Deshalb soll beispielsweise die Bergstraße in Handschuhsheim zwischen Hainsbachweg und Steckelsgasse vollkommen neu gemacht werden: "Auf eine 40 Zentimeter starke Tragschicht aus Schotter kommen 18 bis 24 Zentimeter Asphalt", erklärt Hofbauer. Allein die Verschleißdecke ist vier Zentimeter dick und soll zwischen 25 und 30 Jahre halten. Wird sie in Zukunft beschädigt, kann man diese Decke einfach abfräsen und neu asphaltieren.
Genau das ist bei der Wieblinger Umgehungsstraße im kommenden Jahr - allerdings außerhalb des Straßensanierungsprogramms - geplant: "Der Aufbau ist noch in Ordnung. Eine neue Verschleißschicht schützt das, was darunter ist", so Hofbauer. Und natürlich werden auch im Zuge von anderen Baumaßnahmen weitere Straßen saniert, beispielsweise die Eppelheimer Straße im Rahmen des Mobilitätsnetzes. Hinzu kommt, dass derzeit in der Stadt auch viele Straßen neu gebaut werden, wie etwa in der Bahnstadt.