Stadträte zweifeln am Bedarf für ein Konferenzzentrum
Gutachter: "Kein anderer Standort mit mehr Potenzial" - Breite Mehrheit für Suche nach neuem Platz.

Eigentlich sollte Gutachter Uwe Mantik am Mittwoch im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss nur die Ergebnisse seiner Studie präsentieren, die in Heidelberg einen Bedarf für ein Konferenzzentrum sieht. Doch im Ausschuss glaubten vor allem Grün-Alternative Liste (GAL) und Grüne dem Gutachter nicht. Das führte dazu, dass aus der Ergebnis- eine Grundsatzdiskussion zum Thema "Braucht Heidelberg ein Konferenzzentrum?" wurde.
"Aus meiner Sicht wird der Bedarf behauptet, aber nicht belegt", sagte GAL-Rätin Judith Marggraf. Sie treibe vor allem die finanzielle Sorge um. Ihr fehlte beispielsweise eine Aufstellung, wie viele Anfragen für Kongresse mit der Stadthalle zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfüllt werden konnten. "Müssen wir Räume mit Platz für 750 bis 2000 Kongressteilnehmer schaffen, und brauchen wir das überhaupt?", war Marggrafs Frage an den Gutachter. Sie habe beispielsweise seit dem Wahlkampf um die Stadthallenerweiterung vor allem von der Universität nicht gehört, dass Bedarf bestehe. "Mich überzeugt ihre Studie nicht und ich kann das nicht verantworten, hier zuzustimmen. Dafür gibt es zu viele Fragezeichen", so Marggraf.
Und auch Arnulf Weiler-Lorentz schloss sich der Kritik von Marggraf an: "Im Bereich der kleinen Kongresse wächst der Markt am schnellsten, doch für diesen Bereich haben die Universität und die wissenschaftlichen Einrichtungen eigene Kapazitäten geschaffen." Auch wenn Mantik für den Betrieb eines Konferenzzentrums das Ergebnis einer "schwarzen Null" errechnet habe, stellt sich für Weiler-Lorentz die Frage nach den Amortisationskosten. Denn: Fast alle anderen Standorte, die er kenne, müssten bezuschusst werden. "Ich halte die Bedarfserstellung teilweise für lückenhaft", sagte Grünen-Fraktionsvize Christoph Rothfuß. 200.000 zusätzliche Tagesbesucher halte er für sehr optimistisch, zumal die Stadthalle auch nur zu 60 Prozent ausgelastet sei. "Da ist noch Luft nach oben", so Rothfuß.
Mantik hatte in seinem Vortrag berichtet, dass das Geschäft mit Konferenzen ein stabiler Wachstumsmarkt sei. Den Standort Heidelberg bewertet er überwiegend positiv, nur bei den Faktoren internationale Erreichbarkeit und Hotelangebot sieht der Gutachter noch Nachbesserungsbedarf.
"Es gibt in Deutschland derzeit keinen anderen Standort, an dem es mehr Potenzial gibt als in Heidelberg", so Mantik. Denn auch professionelle Organisatoren von Kongressen, die von Mantik befragt wurden, sind von Heidelberg überzeugt und sehen sowohl die Möglichkeit einer internationalen als auch einer lokalen und einer regionalen Vermarktbarkeit. Die ansässigen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen würden dafür sorgen, dass sich ein Bedarf ergebe.
Am Ende stimmten CDU, FDP, "Die Heidelberger", die Freien Wähler und die SPD mit großer Mehrheit der Vorlage zu. Sie stellten damit den Bedarf für ein Konferenzzentrum fest und beauftragten die Verwaltung mit der Standortsuche. Die Grünen enthielten sich, die Kritikerin Judith Marggraf war bei der Abstimmung nicht mehr anwesend.



