Stadt schleppt am Neckarufer reihenweise Anwohner-Autos ab
Grund sind neue Parkzonen für Marktbeschicker. Eine Vorwarnung gab es nicht.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Mindestens 30 Anwohner-Fahrzeuge hat das Ordnungsamt der Stadt Heidelberg in den vergangenen Wochen am Neuenheimer Neckarufer abschleppen lassen. Möglicherweise sind es weit mehr. Kosten pro Vorgang: Mindestens 450 Euro. Einer der Anwohner ist Sven Rudeloff, er hat sich deshalb an die RNZ gewandt.
Hintergrund ist, dass die Stadt die Parkplätze an der Kastanienallee an der Neckarwiese mit einer Schranke verriegeln ließ, zu der nur Anwohner einen Schlüssel haben. Damit soll verhindert werden, dass die Parkflächen von Fremdparkern besetzt werden und das funktioniert tadellos. Auch Sven Rudeloff findet die Lösung perfekt.
Allerdings fielen durch diese Regelung in dem Bereich spezielle Parkplätze für die Marktbeschicker weg, also Menschen, die mittwochs und samstags auf dem Neuenheimer Wochenmarkt ihre Produkte verkaufen und sie dorthin transportieren müssen. Deshalb hat die Stadt zwischen der Ecke Schulzengasse und der Theodor-Heuss-Brücke entlang der Uferstraße am 9. August eine Reihe Anwohner-Parkplätze in Parkplätze für Marktbeschicker umgewandelt und auch entsprechend beschildert, zu welchen Zeiten dann für Anwohner Halteverbot gilt.

Allerdings wurden die Anwohner darüber nicht informiert – und viele parken dort aus Gewohnheit schon so lange, dass ihnen die neue Beschriftung auf den Schildern gar nicht auffiel.
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Genau so ging es Sven Rudeloff. Er kam mit Kind und Kegel aus dem Urlaub, stellte sein Auto ab. "Und am nächsten Morgen war es weg, abgeschleppt um 5.15 Uhr. Veranlasst vom Marktmeister Neuenheim."
Rudeloff ging es nicht alleine so, als er sein Auto bei der Firma Knippschild wieder abholte, standen drei weitere Neuenheimer da, um ihre – ebenfalls dort abgeschleppten Fahrzeuge – abzuholen. Rudeloff kritisiert nicht, dass die Stadt die Parkplätze umgewandelt hat, auch wenn er überzeugt davon ist, dass es so viele gar nicht bräuchte.
Er kritisiert, dass die Stadt nicht vorher darüber informiert hat. "Wir haben, als die Schranke an der Uferstraße eingerichtet wurde, alle einen Brief bekommen, in dem mitgeteilt wurde, wo wir den Schlüssel abholen können. Warum stand da nichts von den neuen Parkflächen?", fragt er.
Und er ärgert sich, dass niemand versucht hat, ihn telefonisch zu erreichen, bevor sein Wagen abgeschleppt wurde. "Ich habe immer eine Visitenkarte mit Telefonnummer hinter der Windschutzscheibe." Auf dem Abschlepp-Formular, das er der RNZ zeigt, steht: "Halter nicht erreicht."
Rudeloff beschwerte sich bei der Stadt, allerdings ohne Erfolg. Auch seine Rechtsschutzversicherung machte ihm keine Hoffnungen, dass er eine Chance hat, das Geld wiederzubekommen. Der Neuenheimer weiß allerdings von Nachbarn, dass einige Betroffene die Kosten fürs Abschleppen zurückerstattet bekamen. Aber nur jene, die in den ersten vier Tagen nach Installation des neuen Schildes dort parkten.
Das bestätigt auch ein Stadtsprecher. Dort sei ein Fehler passiert. Rudeloff ist überzeugt davon, dass viele Nachbarn noch immer nicht wissen, dass mittwochs- und samstagsmorgens an dieser Stelle nun Halteverbot für Anwohner gilt. Auch damit ihnen nicht dasselbe wie ihm passiert, hat er die RNZ informiert.
Beim Vor-Ort-Termin am Montagmorgen fällt dann aber noch etwas ganz anderes ins Auge: Die neuen Halteverbotsschilder ergeben keinen Sinn. Laut Schild herrscht hier Halteverbot – und zwar Mittwoch sowie Samstag von 5 bis 14 Uhr. Soweit so klar. Ausgenommen davon sind Anwohner mit Parkausweis von 9 bis 14 Uhr. Was in der restlichen Zeit gilt, ist völlig unklar, theoretisch könnte hier dann jeder parken.
So gedacht ist das mutmaßlich aber nicht, denn nur wenige Meter weiter, direkt unter der Heuss-Brücke, ist die Beschilderung teils die gleiche. Auch hier gilt an Markttagen Halteverbot zu bestimmten Uhrzeiten, für alle und schon immer. Ein weiteres Schild obendrüber macht aber deutlich, dass zu allen anderen Zeiten Parkverbot gilt – außer für Anwohner.