Stadt bereitet sich auf viele Flüchtlinge vor
Koordinierungsstelle auf dem ehemaligen Nato-Gelände in der Rudolf-Diesel-Straße eingerichtet.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Etwa 30 bis 40 ukrainische Flüchtlinge sind bisher in Heidelberg angekommen und haben Unterschlupf bei Freunden oder Verwandten gefunden – zusätzlich zu den Menschen, die im Ankunftszentrum untergebracht sind. Noch ist unklar, wie viele Kriegsflüchtlinge insgesamt Zuflucht in Heidelberg suchen werden. "Wir werden aber Wohnraum für mindestens 1000 Menschen brauchen", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag im Rathaus.
Die Stadt bereitet sich deshalb darauf vor, Flüchtlinge bestmöglich zu versorgen, und hat deshalb eine Koordinierungsstelle für ukrainische Flüchtlinge auf dem ehemaligen Nato-Gelände in der Rudolf-Diesel-Straße (neben Media Markt) eingerichtet. Noch wird sie nicht gebraucht, das kann sich rasch ändern und dann könnte sie sofort in Betrieb gehen. Die Koordinierungsstelle ist als Anlaufstelle für Menschen gedacht, die individuell in Heidelberg ankommen – also mit dem Zug, mit dem Bus oder im Auto mit Privatleuten anreisen.
Hintergrund
Immer mehr Kriegsflüchtlinge kommen in Heidelberg an: Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe auf RNZ-Anfrage mitteilt, sind derzeit 134 Ukrainer im Ankunftszentrum des Landes in Patrick-Henry-Village untergebracht. Seit Freitag kamen dort 114 Menschen an, alleine am Sonntag
Immer mehr Kriegsflüchtlinge kommen in Heidelberg an: Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe auf RNZ-Anfrage mitteilt, sind derzeit 134 Ukrainer im Ankunftszentrum des Landes in Patrick-Henry-Village untergebracht. Seit Freitag kamen dort 114 Menschen an, alleine am Sonntag waren es 72. Im gesamten Regierungsbezirk kamen über das Wochenende 330 Menschen an. Sie alle sind individuell angereist. Von den Bussen, die derzeit Ukrainer aus Berlin in ganz Deutschland verteilen, ist noch keiner im Regierungsbezirk Karlsruhe angekommen.
Im Ankunftszentrum werden die Menschen registriert, medizinisch versorgt und psychologisch betreut, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen. Sie können sich aktuell einfach an der Pforte der Einrichtung melden. Da die meisten Ukrainer keinen Asylantrag stellen wollen, werden sie nach drei bis vier Wochen auf die Kommunen im Land weiterverteilt. (dns)
Bereits am Tag des Einmarschs russischer Soldaten in die Ukraine hat die Stadt eine Task Force eingerichtet, unter ihr ist auch die Koordinationsstelle entstanden. Auf dem ehemaligen Nato-Gelände wurde in den vergangenen Tagen ein Gebäude in Schuss gebracht. Es wurden mehrere Bereiche geschaffen, darunter Aufenthalts- und Verwaltungsräume, Sanitärcontainer aufgestellt und Parkplätze eingerichtet. "Falls mal ein ganzer Bus ankommt."
Drei Dinge sollen in der Koordinierungsstelle gewährleistet sein: Zunächst sollen Menschen ankommen, sich ausruhen und duschen können. In einem Verwaltungsbereich sollen sie dann eine Beratung erhalten, etwa über ihren Aufenthaltsstatus. Und schließlich sollen ihnen Unterkünfte vermittelt werden. Geplant sei auch, den Ankommenden ein erstes Hilfspaket mitzugeben, gefüllt mit Kleidung und Hygieneartikeln. "Wir haben dort aber nicht die Kapazitäten, Menschen direkt unterzubringen", teilte ein Stadtsprecher auf RNZ-Nachfrage mit. Die Stadt ist deshalb auch auf der Suche nach Bürgern, die Wohnraum für Kriegsflüchtlinge zur Verfügung stellen können und möchten.
"Ich rechne damit, dass spätestens Ende der Woche weit mehr Menschen – vor allem über die Route aus Berlin – nach Heidelberg kommen. Wichtig ist, dass wir vorbereitet sind und helfen können", betonte Würzner. "Das ist das Mindeste, was wir tun können." Er rechnet vor allem mit Müttern und Kindern, aber auch mit älteren Menschen und unbegleiteten Minderjährigen. Der OB machte deutlich: "Es geht hier nicht um ein Bett oder ein Sofa für 14 Tage. Es ist wichtig, dass wir den Menschen, die ankommen, eine Perspektive für die nächste Zeit geben." Auch mit Jugendeinrichtungen sei man deshalb in engem Kontakt.
In Berlin kommen derzeit täglich über 10.000 Ukrainer an. Der Berliner Flüchtlingsrat teilte bereits am Sonntag mit, dass die Aufnahmestrukturen dort zusammengebrochen sind. Seit Sonntag fahren daher Busse in Aufnahmeeinrichtungen fast aller Bundesländer. In Heidelberg ist noch keiner davon angekommen, das dürfte sich jedoch bald ändern: "Wir können Berlin damit nicht alleine lassen", betonte Würzner.
Die Stadt hat alle Informationen – auch über Spendenmöglichkeiten – auf ihrer Internetseite gebündelt. Insbesondere Menschen, die Wohnraum für Geflüchtete in Heidelberg anbieten wollen, können sich an den Flüchtlingsbeauftragten wenden – entweder per E-Mail an fluechtlingsbeauftragter@heidelberg.de oder per Telefon: 06221/5837610.



