Sportkreis bemängelt "unschönen Zustand" will jetzt lauter werden
Bevorzugt die Stadt mehr die Kultur und vernachlässigt den Sport? Peter Schlör vom Sportkreis sieht teils ein Missverhältnis und fühlt eine ungleiche Behandlung. Die Stadt widerspricht.

Von Julia Schulte
Handschuhsheim/Kirchheim. Was ist der Stadt der Sport wert? Diese Frage warf kürzlich ein Leser auf, der sich über den Zustand der Halle 1 im Sportzentrum Süd in Kirchheim beschwerte – und direkt eine ganze Liste an Mängeln nannte.
So seien mehrere Türen schon seit langem kaputt und mit Sperrband abgesichert, die Basketballuhr defekt, die Umkleidekabinen in einem desolaten Zustand, die Vorhänge für die Hallentrennung würden nicht funktionieren, und und und. Er frage sich, so der Leser, wieso die Stadt für die Kongresshallen-Erweiterung oder für die Wasserbecken in der Bahnstadt problemlos Tausende Euro übrig habe – aber nicht für die Instandsetzung der Sporthalle.

Dass die Halle in Kirchheim in einem "unschönen Zustand" sei, bestätigt Peter Schlör, stellvertretender Vorsitzender des Sportkreis Heidelberg, der in der Stadt die Interessen der Vereine vertritt. Die Halle sei einfach in die Jahre gekommen, und stehe auf der Prioritätenliste für Sanierungen ganz oben. Es liege nicht an dem Willen, sondern an der Beschaffung der Materialien – Schlör spricht von "immensen Beschaffungsproblemen".
Eine weitere "Problemhalle" ist laut Schlör jene im Sportzentrum Nord in Handschuhsheim, "da müssen wir schnell was machen". Der Rest der Hallen in der Stadt sei in Ordnung, "aber nicht super". Auch Schlör findet, dass die Sportseite in den letzten Jahren im Vergleich zur Kultur etwas stiefmütterlich behandelt wurde – und führt ebenfalls die Kongresshalle als Beispiel an, ebenso wie den neuen Karlstorbahnhof, der letztlich viel teurer wurde als geplant. Und in den Heidelberger Sportvereinen sei schließlich ein großer Teil der Stadtbevölkerung aktiv: Gut 40.000 Mitglieder zählt der Sportkreis.
Auch interessant

"Wir werden zukünftig seitens des Sports mehr von der Stadt fordern", sagt Schlör, und dazu gehöre eben auch die Ertüchtigung der Hallen. "Wir werden lauter", so Schlör. Denn: "Wir vom Sport tun ganz viel Gutes und reden zu wenig darüber." Das würden die Theater in der Stadt teils sehr viel besser machen – etwa das Unterwegstheater. Dieses erhalte von der Stadt eine sehr viel höhere Förderung als der Sportkreis, für den im diesjährigen Haushalt 236.000 Euro eingeplant sind. "Das ist ein Missverhältnis", so Schlör.
Von einem Missverhältnis will die Stadt nicht sprechen: "Die Stadt fördert Sport und Kultur jeweils in besonderem Maße – beide Bereiche sind für das soziale Zusammenleben in einer Stadt unverzichtbar", teilt ein Sprecher auf Nachfrage mit.
Die genannten Hallen im Sportzentrum Süd und Nord seien, so der Stadtsprecher, in einem "altersgemäßen Zustand". Schließlich wurden die Hallen in Kirchheim Anfang beziehungsweise Ende der 1980er-Jahre errichtet, die in Handschuhsheim sogar Mitte der 1970er, würden also schon seit Jahrzehnten intensiv genutzt. "Entsprechend sind Abnutzungserscheinungen und zuweilen auch reparaturbedürftige Schäden normal", so der Sprecher. Und er betont, dass alle Hallen in einem voll funktionsfähigen Zustand seien.

Die Halle 1 im Sportzentrum Kirchheim Süd ist zehn Jahre jünger als die Halle im Sportzentrum Nord, aber ebenfalls in keinem guten Zustand mehr. Foto: Philipp Rothe
Sanierungsmaßnahmen sind aber durchaus geplant: "Das Facility Management im Hochbauamt bewertet den Zustand fortlaufend, und konzipiert Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der wesentlichen Funktionen", teilt der Sprecher mit. Die Priorisierung werde bei jedem Haushaltsantrag erneut vorgenommen, "sodass sich die einzelnen Maßnahmen immer wieder dem Wettbewerb und dem Vergleich mit anderen im Haushalt befindlichen Maßnahmen stellen müssen". Im laufenden Haushalt seien bereits Maßnahmen "in der Pipeline": im Sportzentrum Süd die Ertüchtigung der Sporthallentüren, im Sportzentrum Nord eine Brandschutzsanierung.
Weitere "Problemhallen" gibt es aus Sicht der Stadt nicht. Der Sprecher betont: "Alle Hallen sind funktionsfähig – das ist ein Zustand, den andere Kommunen bei weitem nicht erreichen."




