Heidelberg

Sofia Della Monica hat bei McDonald's "Deutsch gelernt"

Sie arbeitet seit 40 Jahren im Fast-Food-Restaurant - Als sie anfing, war es ein Kulturschock

11.06.2020 UPDATE: 12.06.2020 10:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Seit fast 30 Jahren Restaurant-Managerin: Sofia Della Monica in ihrer McDonald’s-Filiale in der Hebelstraße. Foto: Hentschel

Von Jonas Labrenz

Heidelberg. OP-Schwester zu werden, das war ihr Traum. Gemeinsam mit einer Freundin ergatterte Sofia Della Monica einen Ausbildungsplatz in einem Krankenhaus. Die Freundin arbeitet noch heute dort, Della Monica feiert in diesem Monat ihr 40-jähriges Jubiläum bei McDonald’s. Fast 30 davon ist sie Managerin einer Filiale. "Wenn man mich fragen würde, ob ich es genau so nochmal machen würde: Ja, würde ich", sagt die 62-Jährige. "Wenn es nicht gepasst hätte, wäre ich gegangen."

Della Monica erinnert sich gut an ihr erstes Mal an der Kasse: "Ich dachte, ich sterbe. Ich habe nicht gegessen, nicht getrunken und war die ganze Zeit rot." Da war sie 22 Jahre alt, hatte ein paar Wochen in der Küche der Filiale am Bismarckplatz gearbeitet – und war gerade zwei Jahre in Deutschland. "Bei McDonald’s habe ich Deutsch gelernt", erzählt sie.

Ihre Cousine wollte für einen Urlaub etwas Geld dazuverdienen und hatte gefragt, ob sie mit möchte. "Und sie haben uns direkt am Telefon eingestellt", erzählt Della Monica. Dabei kannte sie McDonald’s aus ihrer Heimat gar nicht und war von ihrem Besuch hier nicht begeistert: "Der Ketchup, die Gurken, das konnte ich nicht essen. Ich bin Italienerin." Der Liebe wegen kam Della Monica 1978 nach Deutschland. Kurz bevor die Ausbildung zur OP-Schwester beginnen sollte.

Das größte Problem war die Sprache. "Ich muss die Kultur verstehen, ich muss die Menschen verstehen", erklärt Della Monica. Vor allem musste sie an der Kasse die Preise übersetzen. "Das hat manchmal ein bisschen gedauert." Es musste aber schnell gehen – vor allem bei den Deutschen. 1978 gab es erst zwei McDonald’s-Filialen in Heidelberg. Eine am Marktplatz, die andere in der Rohrbacher Straße. "Und zu uns kamen die Amerikaner", sagt Della Monica. Die seien deutlich entspannter gewesen, das Englisch fiel ihr aber nicht leichter. In der Schule hatte Della Monica Französisch gelernt. "Aber die Amerikaner haben immer das gleiche bestellt", lacht die 62-Jährige.

Als es nur zwei Filialen gab, war auch das Angebot überschaubarer. Sieben Produkte gab es, zählt Della Monica heute nach. Heute sind es – ohne die wechselnden Aktionsangebote – über 30. "Früher war alles ganz anders", sagt Della Monica, die heute die Filiale in der Hebelstraße leitet. Das Restaurant in der Weststadt ist das größte in Heidelberg, war das erste mit McDrive und McCafé. Es wurde 1986 eröffnet – und sollte für die amerikanischen Soldaten groß genug sein.

Della Monica bekommt 1989 einen Sohn und arbeitet weiter bei McDonald’s. Ihre Schwester kommt aus Italien, wird ihre Kollegin und arbeitet in der entgegengesetzten Schicht. Die beiden teilen sich die Arbeit auf, kümmern sich beide um den Sohn. "Ohne meine Schwester hätte ich das alles nicht geschafft", sagt Della Monica. Denn sie macht weiter Karriere und wird 1992 Managerin der Filiale in der Hebelstraße. "Eigentlich wollte ich es nicht, ich hatte ein kleines Kind." Für ein paar Monate wollte sie den Job übernehmen, um auszuhelfen. Daraus sind Jahrzehnte geworden.

In dieser Zeit hat Della Monica viele Menschen kennengelernt. Das ist ihr bis heute wichtig: Unter Menschen zu sein, zu helfen und Probleme zu lösen. In der Fabrik, in der sie gleich nach ihrer Ankunft in Deutschland gearbeitet hat, war sie allein. "Das war nichts für mich." Jetzt hat sie noch vier Jahre bis zur Rente. Und wenn es so weit ist, möchte Della Monica auf 400-Euro-Basis weiter dort arbeiten. Die 62-Jährige lacht: "Mein Sohn sagt immer: McDonald’s bis zum Grab."

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