So soll der Süden von Patrick-Henry-Village gebaut werden
In den nächsten Jahren sollen bis zu 1400 Menschen ins "Grüne Herz" des neuen Stadtteils ziehen.

Von Denis Schnur
Zukunftsstadtteil, Vision, Prototyp des modernen Städtebaus – seit Jahren schwärmen Stadtverwaltung und Internationale Bauausstellung (IBA) von dem neuen Stadtteil, der auf dem Areal von Patrick-Henry-Village entstehen wird. Nun liegen erstmals konkrete Pläne vor, wie der Dynamische Masterplan umgesetzt werden soll. Stadt und Bund hatten einen Architekturwettbewerb für den Süden des Gebietes ausgerufen – und das Ergebnis nun vorgestellt: "Wir bringen die städtebauliche Vision in die Realität", freute sich Carl Zillich, Kuratorischer Leiter der IBA, bei der Präsentation.
Das Areal, das sich die Planer anschauten, ist aus mehreren Gründen ein besonderes innerhalb des Stadtteils. Hier sollen in den nächsten Jahren nicht nur die "Pioniere", also die ersten Bewohner, hinziehen. Das Grundstück und die Gebäude bleiben außerdem dauerhaft im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die die bundeseigenen Grundstücke verwaltet und für bezahlbaren Wohnraum sorgen soll.
Vor allem sieht der Masterplan der IBA eine zentrale Rolle für den Bereich vor: Er soll Teil des "Grünen Herzens" des neuen Stadtteils werden und maßgeblich zur Lebensqualität und zu dessen Identität beitragen. "Im Gegensatz zur klassischen Stadt, die in der Mitte dicht ist, wird es in PHV andersrum sein", erklärte Baubürgermeister Jürgen Odszuck. "Während es am Rand ruhig wild und dicht sein darf, wird das Herz grün und locker bebaut." Dort sollen die Menschen künftig zusammenkommen und ihre Freizeit verbringen. Entsprechend gestalteten Bima und Stadt auch den Architekturwettbewerb anders als sonst. "Hier wird der Städtebau über seine Freiräume entworfen", so Odszuck.

Deshalb stehen auch bei dem Entwurf, den die Jury einstimmig zum Sieger kürte, die Grün- und Gemeinschaftsflächen im Fokus. "Green Zipper", "Grüner Reißverschluss", nennt die Planergruppe Oberhausen, die gemeinsam mit Cityförster Architecture gearbeitet hat, das Konzept. Dabei greifen begrünte Gebiete und Aufenthaltsräume mit viel Gastronomie und Dienstleistungen ineinander und füllen so die Visionen eines neuartigen Stadtteils mit Leben. Zwischen den Gebäuden finden sich "Waldhöfe" mit vielen Bäumen und "Gartenhöfe" für die Anwohner. Zwar müssten für die Umsetzung insgesamt 15 Bäume gefällt werden, dafür sind jedoch 250 Neupflanzungen vorgesehen.
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Und auch bei den Gebäuden entsprechen die Pläne der Vision der IBA: Von den 21 Zeilenbauten, in denen früher Soldaten lebten, soll der Großteil erhalten bleiben. Da die US-Army einige Gebäude jedoch nur sehr schlecht saniert habe, komme man um den Abriss nicht immer herum, so Zillich. Wo Bauten abgerissen werden, sollen passende Neubauten entstehen.
Aber auch der Bestand wird sein Gesicht deutlich verändern: Die Mannschaftsgebäude werden zum Teil gekürzt und sonst durch Balkone, Aufstockungen aus Holz oder Anbauten ergänzt. "Damit ermöglichen wir unterschiedliche Wohnungszuschnitte", so Odszuck. Zudem sieht der Entwurf mehrere Holz-Neubauten vor – vor allem an den Quartierseingängen. Dort sollen "Sondernutzungen" untergebracht werden, etwa Kindertagesstätten. "Bis zu 1400 Menschen werden in wenigen Jahren im Planungsgebiet leben", erläuterte der Baubürgermeister, "wir gehen davon aus, dass sie alleine zwei Kitas brauchen." Auch sonst ist ein Viertel der Geschossfläche für Büros, Gastronomie oder Gewerbe vorgesehen: "Das Wohnen steht im Mittelpunkt, aber wir wollen auch hier einen Nutzungsmix", betont Zillich.
Für die Bima ist PHV derzeit eines der wichtigsten Bauprojekte. Denn bis vor Kurzem durfte die Bundesanstalt nur ihren Bestand pflegen. Mittlerweile gehört es zu ihrem Auftrag, auch selbst für Wohnraum zu sorgen, den sie zu günstigen Preisen – derzeit höchstens zehn Euro pro Quadratmeter – vermietet. "Jetzt können wir uns auch selbst verwirklichen", sagte Susanne Dübon, die bei der Bima das Portfolio-Management in Baden-Württemberg leitet. Auch sie ist von den Plänen begeistert: "Auf der Grundlage sollte es möglich sein, bezahlbares Wohnen zu schaffen."
Und das soll recht zügig geschehen. Bis 2024 sollen bundesweit viele neue Wohnungen bezogen werden: "Dazu wollen wir mit diesem Projekt einen großen Teil beitragen." Vor allem bei den Bestandsgebäuden könnte es schnell gehen. Die fertigen Wohnungen werden dann zunächst Bundesbeamten und -bediensteten angeboten. Da es davon jedoch nur relativ wenige in Heidelberg und Umgebung gibt, werden sie im Anschluss über den Markt vergeben, so Dübon: "Zum gleichen Preis."
Info: Die Wettbewerbsbeiträge können bis Freitag, 30. Juli, täglich von 9 bis 18 Uhr in der Turnhalle des Dezernat 16, Emil-Maier-Straße 16, angeschaut werden.