Das "Hölderlin" wird zur Baustelle (plus Fotogalerie)
Gemeinderatsgremien beraten über die Generalsanierung des Gymnasiums in der Altstadt - Schon im Sommer könnte es losgehen

Seit Jahren besteht am Hölderlin-Gymnasium ein großer Sanierungsbedarf. Der Schulkomplex erstreckt sich von der Plöck (links) über die Märzgasse (rechts) bis zur Friedrich-Ebert-Anlage. Endgültig entscheidet der Gemeinderat am 18. Mai über das Projekt. Fotos: Philipp Rothe
Von Steffen Blatt
"Das Hölderlin-Gymnasium könnte ein Schmuckstück der Altstadt sein." Das sagt die Schulleiterin Andrea Merger. Derzeit ist der Komplex zwischen Plöck, Märzgasse und Friedrich-Ebert-Anlage alles andere als schmuck, doch jetzt soll endlich die Generalsanierung in Angriff genommen werden. Im Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats wurden am Dienstag die Pläne vorgestellt - und die sind umfangreich.
> Die Vorgeschichte: Seit Jahren besteht am Hölderlin-Gymnasium ein großer Sanierungsbedarf: Die Gebäude stammen aus der Zeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, 1978/79 wurden sie durch einen Neubau ergänzt (siehe "Hintergrund"). Die letzten umfangreichen Erneuerungen wurden in den 1990er Jahren vorgenommen. Seitdem wurde nur punktuell saniert, etwa die Toiletten oder das Dach eines Gebäudes, auch der naturwissenschaftliche Trakt wurde modernisiert. Vor allem die Theatergruppen, für die das "Hölderlin" bekannt ist, brauchen dringend geeignete Räume für Proben und Aufführungen. Zudem macht die Zufahrt zur Tiefgarage Probleme - sie führt mitten über den Schulhof. Außerdem hat das Regierungspräsidium Karlsruhe festgestellt, dass dem Gymnasium 379 Quadratmeter Fläche fehlen.
Hintergrund
> Das Hölderlin-Gymnasium wird 1877 als Höhere Mädchenschule gegründet, Standort ist ein großes Patrizierhaus in der Plöck. Der Bürgerausschuss hat ein Jahr zuvor den Ankauf des Geländes samt der Gebäude beschlossen. Die Schule ist von Beginn an überfüllt,
> Das Hölderlin-Gymnasium wird 1877 als Höhere Mädchenschule gegründet, Standort ist ein großes Patrizierhaus in der Plöck. Der Bürgerausschuss hat ein Jahr zuvor den Ankauf des Geländes samt der Gebäude beschlossen. Die Schule ist von Beginn an überfüllt, 1896/97 wird sie in der Märzgasse und 1907 in der Plöck erweitert. Am 4. September 1937 wird die Schule in "Hölderlin-Gymnasium umbenannt. In den Jahren 1978/79 wird die Schule durch einen Neubau an der Ecke Friedrich-Ebert-Anlage/Märzgasse erneut vergrößert, dort entstehen zwei Turnhallen mit darüberliegenden Klassenzimmern. Damals werden fünf Gebäude mit fünf Treppenhäusern und elf Außentüren verbunden. Die unterschiedlichen Stockwerkhöhen werden durch Treppenabsätze ausgeglichen. Außerdem entsteht auch das "kleine Foyer", das seither unter anderem für die Theateraufführungen genutzt wird. Während der Arbeiten zieht die komplette Schule für ein Jahr in die gerade eröffnete Internationale Gesamtschule in Rohrbach, die Räume frei hat.
In den 1990er Jahren werden Fenster und Böden ausgetauscht und Fassaden saniert. Kellergewölbe werden zu Kunstsälen ausgebaut, in der benachbarten Erlöserkirche entsteht ein Theaterkeller. Der Platzmangel bleibt aber das Hauptproblem.
In den vergangenen Jahren wurden die Toiletten und die Räume für die Naturwissenschaften saniert und das Dach eines Gebäudes erneuert. Derzeit besuchen rund 850 Schüler das Hölderlin-Gymnasium. ste
Fünf Architektenbüros wurden nun aufgefordert, Vorschläge für die Generalsanierung zu machen, um die Defizite zu beheben; eine Jury, in der auch Schulleitung, Schüler und Eltern vertreten waren, wählte den Entwurf des Heidelberger Büros ap88 aus, der nun Grundlage für die weiteren Planungen ist.
> Der Plan: In einem ersten Bauabschnitt - nur über diesen beraten jetzt die Gemeinderatsgremien - soll die Tiefgaragenzufahrt komplett neu gebaut werden, damit Autos und Schüler sich nicht mehr in die Quere kommen. Die neue Einfahrt soll direkt neben dem heutigen Haupteingang an der Friedrich-Ebert-Anlage entstehen, dort wird die Fassade des schmucklosen Anbaus "geöffnet". Autos fahren dann von dort direkt unter die Erde, die alte Zufahrt im Schulhof wird nur noch von Fahrradfahrern genutzt. Die beiden Gebäude direkt daneben (Haus 5 und 6) werden komplett saniert und in Sachen Brandschutz und Barrierefreiheit auf den neuesten Stand gebracht.
In weiteren Bauabschnitten entsteht im Innenhof ein eingeschossiger verglaster Anbau für den Theaterprobe- und Aufführungsraum mit Nebenräumen. Der Anbau wird zum neuen Haupteingang, sein Dach wird als Schulhoffläche genutzt. Zudem wird ein Aufzug gebaut, der die Gebäude entlang der Plöck und der Märzgasse barrierefrei erreichbar macht. Zum Schluss werden die beiden Turnhallen an der Ecke Märzgasse/Friedrich-Ebert-Anlage saniert. Was dann noch nicht erneuert wurde, sind die Fassaden der Gebäude, der Schulhof an sich und einige Fachräume.
> Die Beeinträchtigungen: Der Gemeinderat hat bei der Verabschiedung des Haushalts 2017/18 entschieden, Mittel für die Sanierung von 2019 auf 2018 vorzuziehen, damit schneller gebaut werden kann. Dadurch können Haus 5 und 6 gleichzeitig saniert werden. Das hat aber zur Folge, dass vier Schulklassen ausgelagert werden müssen. Die Stadtverwaltung schlägt vor, Container in der Süd-Ost-Ecke des Schulhofs aufzustellen. Dazu müsse aber in den Pausenzeiten der Bereich vor dem Gymnasium in der Plöck als Schulhof genutzt werden. Ob und wie das geht, wird nun geprüft. Schulleiterin Merger könnte sich als Standort auch den Parkplatz auf der anderen Seite der Friedrich-Ebert-Anlage vorstellen - dieser Bereich ist auch für temporäre Flüchtlingsunterkünfte vorgesehen, wird aber in absehbarer Zeit dafür nicht gebraucht. Auch der Friedrich-Ebert-Platz käme für Merger infrage.
> Der Ablauf: Wenn der Gemeinderat dem Projekt am 18. Mai endgültig zustimmt, kann es schon im Sommer losgehen. "Wir können am ersten Tag der Ferien mit der Einrichtung der Baustelle beginnen", sagte Xenia Hirschfeld, die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, im Bau- und Umweltausschuss. Zuerst wären dann die Arbeiten für die Tiefgaragenzufahrt an der Reihe, die mit viel Lärm und Dreck verbunden sind. Die gesamte Bauzeit für den ersten Abschnitt soll etwa zwölf Monate betragen, die Kosten werden mit 3,6 Millionen Euro angegeben. Der Haushaltsbeschluss besagt, dass die städtische Wohnungsgesellschaft GGH die Generalsanierung übernimmt. Die müsste aber erst neues Personal einstellen, die Folge wäre eine Verzögerung des Baubeginns um mindestens sechs Monate. Darum soll die Umsetzung jetzt beim Gebäudemanagement bleiben, das auch die Vorplanung gemacht hat.
Der Bau- und Umweltausschuss traf am Dienstag noch keine Entscheidung, sondern verwies das Thema in den Ausschuss für Bildung und Kultur, der am 27. April tagt. Dort sollen dann auch Merger und GGH-Chef Peter Bresinski gehört werden.
> Die Stimmung: "Wir freuen uns sehr, dass die Stadt Geld ins Hölderlin steckt", sagt Merger. Gleichzeitig blickt sie - wie Schüler, Eltern und Lehrer - mit Sorge auf die Dauerbaustelle und die Beeinträchtigungen an ihrer Schule. Das "Hölderlin" hat schon eine Gruppe gegründet, die die Bauarbeiten begleiten wird. Merger ist besonders wichtig, dass die Planung stringent verläuft und dass der Prozess transparent ist. "Je mehr das der Fall ist, desto besser können wir damit umgehen." Damit das "Hölderlin" endlich zum Schmuckstück wird.