Salzburger Poller - ein Modell für Heidelberg?

Österreichischer Verkehrsexperte berichtet über seine Erfahrungen - Vortragsabend von "Linda"

07.10.2016 UPDATE: 09.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden

Eine Radlerin passiert die Poller in Salzburg. Die Verwaltung dort zieht eine positive Bilanz. Foto: Stadt Salzburg

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Skurrile Unfälle passierten einige, nachdem die Stadt Salzburg im Jahr 2010 begonnen hatte, den Autoverkehr in der Altstadt mit versenkbaren Pollern einzudämmen: Eine 97-jährige Frau wurde mit ihrem Elektrorollstuhl von einem herausfahrenden Poller ausgehebelt, ein anderer Verkehrsteilnehmer fuhr mit seinem Auto hinter einem durchfahrtsberechtigten Lieferwagen und blieb hängen. Im letzten Jahr passierten 96 Unfälle. Trotzdem zieht die Verwaltung eine positive Bilanz: Am Montag, 10. Oktober, berichtet Christian Morgner, Poller-Beauftragter im Magistrat der Stadt Salzburg, in Heidelberg von seinen Erfahrungen. Die Veranstaltung der Bürgerinitiative "Leben in der Altstadt" (Linda) beginnt um 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Providenzkirche, Karl-Ludwig-Straße 8 (Ecke Hauptstraße).

Auch in Heidelberg wird seit dem tödlichen Unfall in der Theaterstraße am 15. Januar über Poller diskutiert. Doch nicht nur das: Die Verwaltung möchte ein Verkehrskonzept für die Innenstadt erarbeiten. Dieses soll den Kernbereich der Altstadt umfassen, das heißt die Straßen zwischen der B 37, der Friedrich-Ebert-Anlage und der Sofienstraße. Dabei geht es auch um mögliche Änderungen von Einbahnstraßenregelungen, die Anpassung von Fußgängerzonen, den Lieferverkehr und eben um Poller. Noch hat das städtische Amt für Verkehrsmanagement allerdings kein Geld zur Verfügung, um ein Ingenieurbüro mit der Erarbeitung eines Verkehrskonzepts zu beauftragen. Das Thema wird erst im Rahmen der Beratungen zum nächsten Doppelhaushalt 2017/18 behandelt.

Die Stadt Salzburg hat für ihre 36 Poller insgesamt 1,12 Millionen Euro investiert, um das Weltkulturerbe und die Altstadt-Fußgängerzonen vor illegalem Autoverkehr zu schützen. "Das ist viel billiger als angestelltes Personal. Und viel attraktiver als eine Schrankenlösung", sagte das Stadtoberhaupt Heinz Schaden im Rahmen der Fünf-Jahres-Bilanz. Auch in der österreichischen Metropole hätten viele gegen die Poller protestiert. Doch inzwischen sehe sogar die Wirtschaft ein, dass sie davon profitiere. 35 Prozent weniger Verkehr, fast 1000 Autofahrten am Tag, das wirke belebend.

Bis 11 Uhr darf der Lieferverkehr in die Salzburger Altstadt einfahren, danach werden die Poller ausgefahren. Wer ohne Durchfahrtsberechtigung den Bereich verlassen will, muss eine Strafe bezahlen. Hotels können über Sprechanlagen ihre Gäste in den abgesperrten Bereich einlassen. Derzeit haben 2537 Menschen eine Dauerberechtigung, darunter 716 Bewohner und 650 Taxifahrer.

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