Heidelberg

Ruhiger Shopping-Start in der Altstadt

Viele Läden öffneten am Montag - Nicht alle Einzelhändler waren vorbereitet

08.03.2021 UPDATE: 09.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Foto: Philipp Rothe

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Bereits um 10 Uhr morgens standen die ersten Besucher vor der Tür. Nein, nicht bei den Einzelhändlern in der Hauptstraße, die nach Monaten wieder öffnen durften, sondern vor dem Kurpfälzischen Museum. Das lockte am ersten Öffnungstag nach dem Lockdown mit freiem Eintritt und einer Sonderausstellung. Zur selben Zeit öffneten die ersten Geschäfte in der Hauptstraße geradezu zaghaft.

Der große Ansturm blieb aus, zur Mittagszeit präsentierte sich die Hauptstraße am Montag nicht voller als vergangene Woche. "Ich hatte erwartet, dass mehr los ist", sagt Yasemin Gül, die mit ihrer Mitarbeiterin Lesia Blachevska endlich wieder "Calzedonia" öffnen durfte. Ab 8 Uhr waren die beiden Frauen vor Ort und haben erst mal alles geputzt. Bis 12 Uhr zählten sie zehn Kunden. "Es läuft schleppend, aber ich denke, es liegt daran, dass viele gar nicht genau wissen, was jetzt gilt und was nicht", vermutet Gül.

„Ich hatte erwartet, dass mehr los ist“, sagte Yasemin Gül (links) vom „Calzedonia“. Foto: Rothe

Sie selbst wurde am Sonntag um 17 Uhr darüber informiert, dass sie am Folgetag öffnen darf. Zahlreichen Einzelhändlern war das offenbar zu kurzfristig – bei "Douglas" ist alles dunkel, auch "Hallhuber" ist zu. An der Tür von "Rituals" informiert ein Zettel über die Öffnung am Dienstag. Vor "TK Maxx" stehen ein paar Leute Schlange, ein Herr schiebt einen Buggy zur Seite, legt die Hände an die Scheibe und späht nach innen. Eine Mitarbeiterin kommt und klebt einen Zettel an Tür – man öffne am Dienstag, dafür schon um 8 Uhr, die Wartenden zerstreuen sich.

Bei "Mango" wird die Tür gerade wieder von außen verschlossen. "Das war zu kurzfristig, der Laden muss erst vorbereitet werden", berichten zwei Mitarbeiterinnen. Um 13 Uhr soll es losgehen. Die Schaufensterdekoration im Kaufhof in der Hauptstraße fehlt noch, zwei Mitarbeiterinnen kleben gerade Plakate an die Scheibe. "Riesenfreude" ist zwischen Frühlingsblümchen zu lesen.

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Foto: Rothe

Bei "Gero Mure" ist der Frühling indes längst angekommen. Im Schaufenster präsentiert sich die Schuh-Frühjahrskollektion in frischen bunten Farben. "Das haben wir alles letzte Woche schon fertig gemacht", sagt Agnes Seppel lächelnd. Desinfektionsmittel steht am Eingang parat, einige Kunden waren auch schon da. "Die, die kommen, kaufen auch", freut sich Seppel.

Auch bei "Wolle Rödel" ist man vorbereitet. "Ich verfolge das Geschehen täglich in der Zeitung und mir war klar, dass wir öffnen dürfen", sagt Christine Schneider. "Donnerstag und Freitag haben wir alles vorbereitet, geputzt und umdekoriert". Auch hier waren schon am Vormittag die ersten Kundinnen. "Einige kamen nur wegen uns in die Stadt", berichtet Schneider – und ihre Augen strahlen. Trotzdem ist sie nur vorsichtig optimistisch. "Die Inzidenz steigt, ich fürchte, es ist eine Frage von Tagen." Offenbar trauen auch andere Einzelhändler den Zahlen nicht recht. "Scotch & Soda" bietet Shoppen nur nach Online-Anmeldung an.

Agnes Seppel von „Gero Mure“ (o.) hat letzte Woche alles vorbereitet. Bei Kaufhof wurde der Feinschliff gemacht. Foto: Rothe

Am Nachmittag füllt es sich dann zunehmend in der Hauptstraße. Viele Läden locken mit Schnäppchen, lange Schlangen bilden sich an den Kassen im Kaufhof, während Mitarbeiterinnen die Winter- gegen die Frühjahrskollektion austauschen. Tütenweise tragen Kunden auch Waren aus dem C&A – 190 Personen dürfen hier rein, am Eingang wird konsequent gezählt. Gedränge herrscht nicht.

Hyrisha Nuka findet es dennoch zu eng. Sie und der 13-jährige Nuridin Nuka ruhen sich auf einer Bank von ihrer Shoppingtour aus. Schuhe, T-Shirts, Unterwäsche sind in den Tüten. Beide freuen sich, dass sie wieder einkaufen können, gleichzeitig sind sie besorgt. "Die Leute halten sich oft nicht an die Regeln, tragen keine Maske und halten keinen Abstand", sagt der 13-Jährige. Hyrisha Nuka arbeitet in einem Supermarkt. "Ich trage teilweise zehn Stunden am Tag Maske und hier laufen viele Menschen ohne herum", kritisiert sie mit Blick auf die Hauptstraße. Eigentlich findet sie die Öffnung zu früh.

Für einige Einzelhändler kommt sie dennoch zu spät. Jetzt hat auch "Hussel" seine Pforten dauerhaft geschlossen – und auch "Swatch" wird nicht mehr öffnen.

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