Bunte Linke kritisiert RNV für Straßenbahn-Depot-Pläne
Die Fraktion hat sich dem Protest gegen einen Depot-Standort neben der Haltestelle Rohrbach-Süd angeschlossen.

Heidelberg. (RNZ) Die Planungen für den neuen Betriebshof sehen den Bau einer dezentralen Abstellanlage für 20 Straßenbahnen neben der Haltestelle Rohrbach Süd auf einer landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche vor. Gegen diese Planung und mangelnde Informationen regt sich in der Rohrbacher Bürgerschaft Protest.
Die Fraktion Bunte Linke unterstützt die Rohrbacher in ihrer Forderung nach frühzeitiger Einbindung in die Planung sowie in der Forderung an die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), auf die Bebauung des Feldes zu verzichten. Die Bunte Linke sieht mit der Planung der RNV Vorgaben nicht erfüllt, die der Gemeinderat für die Planung gemacht hatte.
Die Stadträte hatte vor einem Jahr beschlossen, die Planungen für den Neubau eines Betriebshofes am Altstandort wieder aufzunehmen. Dabei sollten die Flächen bis zum Czernyring mit einbezogen werden. "Anstatt diese Planungsvorgabe umzusetzen, sehen die beiden vorgestellten Planungsvarianten jedoch eine deutliche Verkleinerung des Betriebshofes an der Bergheimer Straße vor. Die Abstellkapazität für Bahnen und Busse wird um ein Drittel verringert", so die Kritik.
Diese Entwicklung stünde im Widerspruch zur angestrebten Verkehrswende, heißt es weiter. Der RNV dürfte es laut der Bunten Linken in diesem Fall schwerfallen, dem Land im Antrag auf Fördermittel nach Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) den Verzicht auf einen Teil der verfügbaren Fläche am Altstandort zu erklären und gleichzeitig zu begründen, warum es den teuren Bau einer zweiten Abstellanlage in dezentraler Lage fördern soll, zusätzlich zu einer dezentralen Busabstellanlage. "Die RNV läuft mit dieser Planung Gefahr, die GVFG-Förderkriterien nicht zu erfüllen. Diese verlangen neben der verkehrstechnisch und betriebswirtschaftlich besten Lösung auch einen sparsamen Flächenverbrauch möglichst ohne Flächenneuversiegelung", heißt es abschließend.
Update: Mittwoch, 4. November 2020
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Protest gegen Straßenbahn-Depot in Rohrbach
Das Straßenbahn-Depot könnte auf einem Feld neben der Haltestelle Rohrbach-Süd gebaut werden. Nun kämpfen 80 Rohrbacher um ihre Felder.
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. 20 Straßenbahnen sollen künftig neben der Haltestelle Rohrbach-Süd parken. Das ist eine – und die günstigere – von zwei Alternativen für eine dezentrale Unterbringung der Bahnen, die nicht in den neuen Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) am Altstandort in Bergheim passen würden. Wo das Depot entstehen soll, sind heute noch bewirtschaftete Felder. "Dazu sagen wir nein", so die kommissarische Stadtteilvereinsvorsitzende Karin Weidenheimer. Der Verein stellte am Dienstag spontan eine Demonstration auf die Beine, zu der gut 80 Menschen kamen.
"Wir wollen heute ein Zeichen setzen: Hände weg von den letzten Feldern, die Rohrbach noch hat", sagte Weidenheimer und erhielt reichlich Applaus. Sie zeichnete die Entwicklung rund um den Neubau des Betriebshofs nach: Ursprünglich sollte der auf der Ochsenkopfwiese entstehen. Doch es regte sich Widerstand: Weil sich eine Mehrheit in einem Bürgerentscheid gegen den geplanten Standort aussprach, änderte der Gemeinderat seinen Beschluss. Man plante also mit einem Neubau am Altstandort, aber da ist der Platz zu knapp, um alle Bahnen und Busse unterzubringen. "Und auf was ist man gekommen? Unsere Felder!", so Weidenheimer.
27 Wasserstoff-Busse sollen künftig zwischen Wieblinger Weg und der B37 parken. Für die Bahnen sind entweder der Standort östlich der Haltestelle Rohrbach-Süd oder an der Haltestelle Berufsschule in Wieblingen denkbar, wo auf dem Gleisbaulager der RNV ebenfalls Platz für 20 Bahnen entstehen könnte. Die Rohrbacher Variante wäre fünf Millionen Euro günstiger als die Wieblinger, die etwa 20 Millionen Euro kosten würde.
"Wir sollen jetzt das Opfer für alle anderen bringen. Das wollen wir nicht", sagte Weidenheimer. "Nach dem Motto: Den letzten beißen die Hunde." Werner Pfisterer betonte, dass es sich bei der Ochsenkopfwiese um eine Gewerbefläche gehandelt habe. "Und die Alternative sollen Flächen sein, die für Landwirtschaft benutzt werden?", fragte der CDU-Stadtrat. Ursprünglich hatte seine Fraktion eine Begehung der Fläche mit einem Mitarbeiter der RNV geplant, musste sie aufgrund der Corona-Regeln allerdings absagen. "Mich würde interessieren, ob die Alternative in Wieblingen gestorben ist", sagte Uli Kaiser vom Vorstand des Vereins "Punker". Dem widerspricht Karl Emer (SPD) in einem Schreiben an die SPD Rohrbach, in dem er erklärt, Baubürgermeister Jürgen Odszuck habe ihm mitgeteilt, es gebe noch keine favorisierte Alternative.
Auf der Demonstration wurden auch weitere Standorte vorgeschlagen: Elisa Hippert von "Heidelberg in Bewegung" (HIB) brachte das gegenüberliegende Eternit-Betriebsgelände ins Spiel, das frei werde. Auch wenn es zu 80 Prozent auf Leimener Gemarkung liege, würden die verbleibenden 20 Prozent locker reichen für den Straßenbahn-Hangar.
Damit wäre allerdings Familie Reese nicht geholfen, die das "Hotel Rose" am Rohrbach-Markt betreibt. Die Straßenbahnen sorgten dort jetzt schon für so viel Lärm. "Und dann sollen noch so viele Fahrten dazukommen?", fragte Beate Reese. Immerhin müssten die Bahnen ja zum Hangar und wieder hinauskommen. "Wenn das kommt, dann mache ich zu", sagte sie am Rande der Demonstration.
Unbedingt sollte der Standort für den Hangar erst im Bezirksbeirat und dann im Gemeinderat beraten werden, forderten die Demonstranten. Stadträtin Larissa Winter-Horn (Heidelberger) versprach schon mal: "Natürlich werden wir die Meinung der Rohrbacher mitnehmen."