Tour durch das Universum (plus Video und Fotogalerie)
Die RNZ und Haus der Astronomie brachten 80 Lesern das Weltall näher.

Am King-Teleskop erklärte Christian Lenz (Mitte) dem Sommertouristen Lukas Novi, wie man Sterne beobachtet.
Von Denis Schnur und Anna Krebs
Heidelberg. Beeindruckt und demütig verließen die Sommertouristen am Donnerstagnachmittag das Planetarium im Haus der Astronomie auf dem Königsstuhl: "Das sollten sich mal die anschauen, die politische Entscheidungen treffen und Kriege führen. Dann merken die, wie klein wir eigentlich sind", forderte eine Leserin, nachdem Andreas Schreiber vom Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) die knapp 80 RNZ-Leser mit auf eine einstündige virtuelle Reise durch das Universum genommen hatte.
Von der Erde "flog" die Gruppe zur Raumstation ISS, schaute sich die Rückseite des Mondes an - auf der es im Gegensatz zur Seite, die der Erde zugewandt ist, keine großen dunklen Flecken gibt -, suchte in unserem Sonnensystem nach Orten, an denen Leben möglich ist und verließ schließlich unsere Galaxie. Je weiter Schreiber in der Simulation herauszoomte, desto kleiner wurden Sonne, Milchstraße und die Sterne, die wir nachts am Himmel sehen. "Jetzt sehen Sie mal, wie wenig man eigentlich sieht", erklärte er: Denn die Sterne, die unsere Sternzeichen bilden, sind nur in einem winzigen Bruchteil des bislang bemessenen Weltalls verteilt: "Und das Universum ist viel größer als das, was wir messen können", so Schreiber, "wir können es niemals ganzheitlich erfassen." "Traumhaft schön!", flüsterte ein RNZ-Leser beim Anblick schier unendlich vieler Galaxien.
Zum Schluss nahm Schreiber die Leser mit zu Dutzenden Asteroiden, die der Erde in Zukunft gefährlich nah kommen - gab aber auch Entwarnung: "Die Wahrscheinlichkeit getroffen zu werden, ist sehr gering - aber fragen Sie mal die Dinosaurier." Tatsächlich wird es aber irgendwann zur Kollision unserer Galaxie, der Milchstraße, mit der benachbarten Andromeda-Galaxie kommen: "Aber keine Sorge, bis dahin ist die Sonne ohnehin explodiert", erklärte Schreiber.
Doch auch das wird niemand mitbekommen, der heute lebt: Denn unsere Sonne hat zwar etwa die Hälfte ihres "Lebens" hinter sich - aber es folgen noch um die 4,5 Milliarden Jahre, bis sie aufhört zu strahlen, wie die Planetenforscherinnen Nicole Pawellek und Miriam Keppler den Sommertouristen im Anschluss im Sternenraum des MPIA erklärten. In einem großen Würfel kann man sich dort die Position der verschiedenen Sterne anschauen - zumindest jene, die weniger als 30 Lichtjahre von uns entfernt sind.
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An der dritten Station empfing Doktorand Christian Lenz die Sommertouristen und zeigte ihnen am King-Teleskop, wie Astronomen tatsächlich in die Himmel schauen. Das gut 30 Jahre alte Instrument wurde am MPIA entwickelt. Seitdem steht es hier - wenn es auch nicht mehr für die Forschung genutzt wird: "Das Ding eignet sich nur noch für Führungen und um Studenten zu quälen", so Lenz. Dass es sich um eine Antiquität handelt, zeigte sich auch beim Öffnen der Holzkuppel über dem Teleskop, als plötzlich alles wackelte und quietschte: "Die Tour können Sie nicht mehr oft machen", lachte ein Teilnehmer, "sonst fällt hier alles auseinander." Ohnehin wird in Heidelberg eigentlich nicht mit Teleskopen geforscht, hier wird mehr theoretisch gearbeitet. Mitarbeitern wie Lenz kommt das entgegen: "Ich bin Theoretiker. Ich war im Studium schon immer der, der im Praktikum die Nummern aufgeschrieben hat - und das aus gutem Grund."
Das theoretische Wissen von Lenz und seinen Kollegen war am Donnerstag auch gefragt. Schließlich brachten die RNZ-Leser viele kluge Fragen mit - zum Standort auf dem Königsstuhl, zur Forschung, aber auch zu Sonne, Mond und Sternen. Fast immer konnten die Wissenschaftler weiterhelfen und spannende Fakten aus der Welt der Astronomie liefern. So gingen die Sommertouristen nach gut zwei Stunden Programm zufrieden nach Hause: "Es war prima, auch wenn ich nicht alles verstanden habe", fand eine sichtlich begeisterte Teilnehmerin. "Alleine der Eindruck vom Weltall ist großartig."