RNZ-Kinder-Sommertour 2015: Sternschnuppen können auf der Erde landen
RNZ-Sommertour für Kinder im Haus der Astronomie: Was machen "schmutzige Schneebälle" eigentlich im Weltall?

Für die Sommertouristen ging es auf dem Königstuhl auch zur Landessternwarte. Dort konnten die Kinder Max Wolfs großes Teleskop betrachten. Natalie Fischer lieferte die Erklärungen. Fotos: Hentschel
Heidelberg. (ani) Es war eine besondere Nacht. Denn gestern Abend, am 12. August, regnete es Sternschnuppen vom Himmel. 16 Kinder aus Heidelberg und der Region waren auf dieses Naturschauspiel bestens vorbereitet: Wunschliste schreiben, Getränke und Kekse einpacken, eine Kuscheljacke mitnehmen, die Decke nicht vergessen und dann einen Ort aussuchen, an dem es ganz, ganz dunkel ist - Natalie Fischer hatte einige Tipps für die kleinen Sommertouristen parat, die im Haus der Astronomie auf dem Heidelberger Königstuhl am Mittwochvormittag alles über die bevorstehende Sternschnuppennacht lernten.
"Dass so viele Sternschnuppen in einer Nacht zu sehen sind, passiert nicht jeden Abend", berichtete Natalie Fischer über das Spektakel. Doch was ist überhaupt eine Sternschnuppe? Die Zeigefinger der Sommertouristen schossen gleich in die Höhe. Denn da waren einige Experten dabei, die sich mit Sternen schon ziemlich gut auskennen. Zum Beispiel Constantin aus Angelbachtal. Der Achtjährige weiß längst, dass Sternschnuppen "Felsbrocken aus dem All" sind. "Astronomen nennen die übrigens auch Meteore", fügte Natalie Fischer noch hinzu, "und wenn einer dieser Felsbrocken auf der Erde landet, dann heißen sie Meteoriten."
Doch Felsbrocken im All sind nicht gleich Sternschnuppen. Und da kommen die "schmutzigen Schneebälle" ins Spiel. Das ist wieder einer dieser Namen, den sich die Astronomen - das sind Wissenschaftler, die ihr Leben der Beobachtung der Sterne und anderer Himmelskörper widmen - für Kometen ausgedacht haben, die aus Staub und Eis bestehen. Auf ihrer Reise rund um die Sonne verlieren die "schmutzigen Schneebälle" mit der Zeit ganz viel von ihrem Schmutz und hinterlassen eine riesige Staubspur. Und das macht auch der Komet mit dem Namen "Swift-Tuttle". "Und auch dessen Staub liegt dann da im Weltall", erzählte Natalie Fischer. Das Besondere daran: Einmal im Jahr - so lange braucht die Erde, um einmal die Sonne zu umrunden - fliegt unsere Erde durch diesen verlorenen Schmutz des Kometen Swift-Tuttle. Gestern Abend war es wieder so weit. Und ganz viel Schmutz sorgte dafür, dass wir eine ganze Reihe an Wünschen loswerden konnten. Übrigens: Solche Sternschnuppen sind mit über 70 Kilometern pro Sekunde rasend schnell. Dabei sind sie gerade einmal so groß wie "winzige Reiskörner", erklärte Natalie Fischer. Und weil die Sternschnuppen aus dem Sternbild "Perseus" heraus kommen, werden diese Sternschnuppen auch "Perseiden" genannt.
Tatsächlich können Sternschnuppen auch auf der Erde landen. Natalie Fischer hatte für die Sommertouristen sogar welche mitgebracht. Und die sind ziemlich schwer - und sie stinken oft nach Eisen. "Über 100 Tonnen von diesem Meteoritenmaterial wurde im 16. Jahrhundert in Argentinien gefunden", berichtete die Expertin. Der spanische Gouverneur des Dorfes im Norden von Argentinien witterte da erst einmal das große Geld: "Denn der dachte, das wäre wertvolles Silber." Wissenschaftler stellten später aber fest, dass es sich bei den silbrig glänzenden Steinen nicht um Silber, sondern um Eisen aus dem Weltall handelte. Tatsächlich war an dieser Stelle vor ein paar tausend Jahren ein riesiger Eisenmeteorit auf die Erde gefallen und in mehrere Stücke zerbrochen. Der Ort in Argentinien, an dem die Brocken vom Himmel fielen, heißt passenderweise "Campo del cielo" - "Feld des Himmels".
"Und was fliegt sonst noch so im Weltall rum?", wollte Natalie Fischer von den Sommertouristen wissen. Auch da hatten einige die richtige Antwort parat, etwa Leandra, die gerade zu Besuch bei ihrer Patentante in Heidelberg ist. "Planeten!" Richtig. Und weil die Kleinen so viel wussten, gab es zum Schluss noch eine Reise: nämlich hinaus in die Weiten des Weltalls. Vorbei an Mars, Venus, der Milchstraße, der Sonne oder auch an den Sternenbildern kamen die Sommertouristen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wusstet Ihr zum Beispiel, wer unser aller "Schutzengel" ist? Der Jupiter. Denn er hält ganz viele Gesteinsbrocken davon ab, auf die Erde zu prallen. "Weil er eine riesige Anziehungskraft hat", erklärte Natalie Fischer. Und auf dem Mars erfuhren die Kinder noch, dass dort der größte Berg im ganzen Sonnensystem zu finden ist: nämlich ein 20 000 Kilometer hoher Vulkan. Zum Vergleich: Der höchste Berg der Erde ist mit rund 8800 Metern der Mount Everest.
Für Constantin ist der Mars ein ganz besonderer Planet: "Ich will das erste Kind sein, das auf dem Mars landet", sagt er. Und dann hat Constantin eine besondere Mission: "Ich werde dann die deutsche Flagge dort aufstellen." Weil er sich so sehr für das All interessiert, war die Tour im Haus der Astronomie und in der Landessternwarte genau das Richtige für den Achtjährigen. Und auch alle anderen Kinder, die dabei waren, können jetzt erst einmal ihren Eltern erklären, was gestern am Nachthimmel los war.