RNV nimmt drei Elektrobusse von Mercedes-Benz in Empfang
Sie fahren ab Ende Januar vom Bahnhof zum Karlsplatz - Auch für Mannheim gibt es im April zwei neue Linien

Oberbürgermeister Eckart Würzner nahm den ersten Heidelberger Elektro-Bus vor dem Rathaus in Empfang. Foto: Philipp Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Pünktlich um 14.30 Uhr fuhr der neue Elektrobus am gestrigen Montag am Heidelberger Rathaus vor - und machte gleich mal Bekanntschaft mit seinem neuen Arbeitsplatz, der Altstadt. Denn nur knapp vor seinem Ziel, dem Marktplatz, bremste ihn das Fahrzeug eines Paketlieferers aus, das vor der Bäckerei Gundel parkte und die Straße blockierte. Erst nach wenigen Minuten und einigem Gehupe war der Weg frei, und Oberbürgermeister Eckart Würzner konnte endlich den orange-weißen Bus in Empfang nehmen.
Der "Mercedes Benz eCitaro", der vor dem Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist einer von dreien, die am Montag an die Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) übergeben wurden und die ab Ende Januar die neue E-Buslinie 20 in Heidelberg bedienen werden. Sie fahren dann im 20-Minuten-Takt vom Hauptbahnhof über Kurfürsten-Anlage und Friedrich-Ebert-Anlage zum Karlsplatz, später auch weiter zum Karlstorbahnhof. "Es wird die erste rein elektrische ,eCitaro’-Buslinie der Welt", berichtete RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek stolz.
Die Busse, die etwas höher als herkömmliche Linienbusse sind, weil die Batterie sich unter dem Dach befindet, werden dann durch die Altstadt rollen, ohne Schadstoffe auszustoßen, und sollen so die Luftqualität verbessern. Theoretisch könnten sie sich dabei auch fast lautlos bewegen, ein Summton soll jedoch dafür sorgen, dass Fußgänger und Radfahrer die Fahrzeuge überhaupt wahrnehmen.
Insgesamt hat die RNV sechs "eCitaro" bei Mercedes Benz bestellt - und damit eine gesamte Jahresproduktion, die zudem auf sich warten ließ. "Zuverlässigkeit geht bei uns vor Geschwindigkeit", verteidigte Till Oberwörder sein Unternehmen. Der Leiter von Daimler Busses freute sich vielmehr, mit der Auslieferung der E-Busse den "Startschuss für einen nachhaltigen Busverkehr" zu feiern. Sein Unternehmen wolle mit der RNV und den beteiligten Städten die "E-Mobilität jetzt wirklich angehen" und den Nahverkehr möglichst kurzfristig und vollständig auf alternative Antriebe umstellen.
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Oberbürgermeister Würzner zeigte sich stolz, dass dieser Umstieg nun in Heidelberg beginnt - und dann auch noch "mit unseren eigenen Bussen aus der Region", so das Stadtoberhaupt mit Blick auf den Mannheimer Autobauer. Das sei auch eine "gigantische Botschaft" an Deutschland und Europa: "Die Autoqualität ist in Deutschland ohnehin schon immer top, jetzt sind wir es hier auch beim Thema Emissionen." Mit dem Fokus auf alternative Antriebe - vor allem auch die Brennstoffzelle - betreibe man nicht nur nachhaltige Umweltpolitik, sondern auch eine nachhaltige Wirtschaftspolitik. "Es gilt, diese Potenziale zu nutzen", so Würzner.
Während der Umstieg auf emissionsfreie Busse in Heidelberg Ende Januar beginnt - bis dahin werden die Busfahrer der RNV geschult -, müssen sich die Mannheimer noch bis zum April gedulden. Denn da werden die nächsten drei Busse ausgeliefert, die dann in Mannheim zwei E-Bus-Linien bedienen werden: Sie fahren dann von Käfertal und der Vogelstang in die Konversionsflächen Franklin und Taylor.
Sowohl in der Quadratestadt als auch in Heidelberg werden jeweils immer nur zwei von drei Bussen gleichzeitig unterwegs sein, währen der dritte im Betriebshof aufgeladen wird. Somit können die Strecken durchgängig bedient werden, auch wenn die E-Fahrzeuge nur eine Laufleistung von rund 200 Kilometern haben. "Nach viereinhalb Stunden müssen unsere Fahrer ohnehin Pause machen", erklärt Stefan Prüfer von der RNV, "statt nur eines neuen Fahrers wird dann immer ein neuer Fahrer in einem neuen Bus zum Wechseln kommen."
Dies führt auch dazu, dass die Investitionskosten deutlich höher sind als bei regulären Bussen. Die Fahrzeuge kosten ohnehin doppelt so viel, zusätzlich werden für die neue Linie drei statt zwei Busse benötigt. So wurden für die drei "eCitaros", die nun in Heidelberg unterwegs sein werden, rund 1,5 Millionen Euro fällig. Immerhin beteiligte sich der Bund an den Mehrkosten und gewährte der RNV einen Zuschuss von 300.000 Euro.



