Projekt "Neckarorte": Heidelberger wollen ihr Ufer zurück
Ein Verein führt die Ideen fort - Weitere Veranstaltungen in Bergheim

Am Neckarlauer an der Stadthalle feierten die Neckarorte Mitte September 2016 mit vielen Aktionen ihre Premiere. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Die Heidelberger wieder näher an ihren Fluss zu bringen, das war das Ziel des Projekts "Neckarorte", das im September 2016 an vier Wochenenden an vier Orten entlang des Neckars stattfand. Mit Erfolg: Der Zuspruch zu den von der Architektenkammer organisierten Veranstaltungen mit Kunstaktionen, Ideensammlungen, Workshops, Begehungen und Live-Musik wurde von Wochenende zu Wochenende größer. Nun ziehen die Architekten eine erste Bilanz und geben einen Ausblick auf das Geplante.
"Wir wollten das Projekt ,Stadt an den Fluss‘ von einer anderen Seite in die Öffentlichkeit tragen und damit Impulse für eine Stadt am Fluss geben", berichtet einer der Organisatoren, Architekt Jan van der Velden-Volkmann. Herausgegriffen hatte man sich dafür exemplarisch vier Orte: Auf dem westlichen Neckarlauer in der Altstadt, auf der Neckarwiese in Schlierbach, am Iqbal-Ufer bei der Insel in Bergheim und auf dem Wieblinger Kerweplatz am Altneckar. Mit den Bürgern sei man dort ins Gespräch gekommen und habe Ideen gesammelt, was sich die Heidelberger am Neckarufer und vom Neckarufer wünschen.
"Wir haben die Ideen nun analysiert, sortiert und zugeordnet", berichtet Architekt Thorsten Erl, der ebenfalls zum Organisationsteam gehört. Herausgekommen ist eine Handlungsanweisung an die Stadt, wie man den Neckar mit einfachen Mitteln wieder erlebbar machen kann.
Auch wenn sich der Charakter des Flusses im Stadtgebiet von Ost nach West ändere - Schlierbach gilt als das "ländliche Ufer", die Altstadt als "Stadtbühne", Bergheim als "Stadtbalkon" und Wieblingen als das "wilde Ufer" -, sei doch die generelle Frage, wie man an den Neckar komme, sagt Erl. Im gesamten Stadtgebiet wünschten sich die Menschen einen durchgängigen Weg am Fluss, damit man mehr Freizeit am Ufer verbringen könne.
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Aktionen das ganze Jahr über
"Eigentlich ist der Neckar doch ein riesiger Park in der Mitte der Stadt", so van der Velden-Volkmann. Um ihn erlebbar zu machen, brauche man kein Megaprojekt wie den Neckarufertunnel, sondern könne einzelne Projekte umsetzen, die man miteinander verbinde. "Es gibt ja die Leinpfade, sie sind teilweise nur zugewachsen", sagt der Architekt. Um sich den Raum im Uferbereich zurückzuholen, kann er sich auch Wege auf dem Wasser vorstellen.
So lauten die Empfehlungen an die Stadt denn auch: mehr Wertschätzung, mehr Pflege, mehr Sitzgelegenheiten, mehr "Neckarorte", mehr temporäre Installationen und Atmosphäre, mehr Mitmachkultur und mehr Ermöglichungskultur entlang des Flusses. In einem nächsten Schritt wollen die Architekten jetzt mit der Stadtverwaltung über die Priorisierung von einzelnen Maßnahmen sprechen. Denn "aus dieser Aktion sollen Projekte entstehen", betont van der Velden-Volkmann ausdrücklich. Schließlich könne man mit Kleinigkeiten - wie regelmäßiger Pflege - viel erreichen. Er wünscht sich aber auch eine strategische Planung für den Raum am Neckar, um zum Beispiel auch die Orte zu ermitteln, wo Gastronomie entstehen könnte.
"Für uns ist natürlich auch die entscheidende Frage, wo wir über den Neckar gehen können, um dort unsere inhaltliche Arbeit fortzusetzen", blickt Thorsten Erl in die Zukunft. Als Erkennungszeichen für die Kette der Neckarorte stellen sich die Architekten die "Leuchtboje" vor, wie sie heute schon am Iqbalufer steht. "Wenn das klappen würde, wäre das wirklich eindrucksvoll", sagt Erl.
Um eine Anlaufstation für die Bevölkerung zu schaffen, wurde ein Verein gegründet, der sich um weitere Aktionen kümmert: Ende April soll es frühmorgens ein Neckarerwachen am Iqbalufer geben, am Pfingstsonntag will Pfarrer David Reichert dort einen Familiengottesdienst halten, und eine Sommerlounge ist ebenfalls in Planung. Dann wäre das Ziel erreicht, den Neckar zu jeder Jahreszeit den Heidelbergern zu präsentieren.