Peter Bews ist tot - der Mahner für Verkehrssicherheit
Nach dem tödlichen Unfall seines Sohnes Ben setzte er sich für die Verkehrssicherheit ein - Vordenker des Rugby-Sports

Von Holger Buchwald und Claus-Peter Bach
Heidelberg. Die wahre Größe eines Menschen offenbart sich in der größten Not. Nachdem sein neunjähriger Sohn Ben im Januar 2016 in der Theaterstraße tödlich verunglückt war, dachte Peter Bews zusammen mit seiner Frau Kirsten Bews bei aller Trauer und Fassungslosigkeit auch immer an den Fahrer des Lieferwagens. Das Ehepaar lud ihn zur Trauerfeier in die Heiliggeistkirche ein, fühlte mit ihm, als er unter Tränen wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wurde und gab ihm nach dem Prozess die Hand. Schuld war für Peter Bews nicht allein der Unfallfahrer, sondern die verfehlte städtische Verkehrspolitik. Nun trauert Heidelberg um Bens Vater, der nach dem Unglück ein Vordenker und Mahner für die Verkehrssicherheit in der Stadt wurde. Der 76-Jährige starb am 12. September überraschend nach einer kurzen, heimtückischen Krankheit.
"Ich mache das für Ben. Er hat immer und immer wieder Kinderrechte eingefordert. Und ich mache es natürlich für andere Kinder, dass ihnen nicht so etwas Schreckliches passiert." – Mit diesen bewegenden Worten hatte Peter Bews im RNZ-Interview erklärt, warum er 2016 zusammen mit anderen Eltern die Interessengemeinschaft Fußverkehr gegründet hatte. Es sei befreiend, sich für die Verkehrssicherheit einzusetzen. Und das tat er: als Sprecher der IG Fuß, ruhig im Ton, aber beharrlich. Manchmal auch ungeduldig, wenn es in seinen Augen mal wieder zu langsam voranging. Er tat es aber auch erfolgreich, denn ohne ihn würde es das Heidelberger Sicherheitsaudit, in dessen Rahmen alle Kinderwege überprüft und Schritt für Schritt verbessert werden, nicht geben. Umso mehr ärgerte er sich über Rückschritte, zuletzt im April dieses Jahres, als die Mittermaierstraße nur asphaltiert wurde, ohne die Situation für Fußgänger oder Radler in dieser wichtigen Straße zu verbessern.
Auch die Rugbyspieler trauern um Peter Bews. Er war 14 Jahre lang Jugendwart des Rugby-Verbandes Baden-Württemberg (RBW). Mit ihm verliert der deutsche Rugbysport einen seiner Vordenker, aber auch einen scharfen Kritiker von gedankenlosem Handeln, Bequemlichkeit und Müßiggang. "Warum tun Sie das nicht?", fragte Peter Bews laut in die Runde, wenn Vereinsjugendleiter wieder einmal verschwitzt hatten, einen Zuschussantrag fürs Schul- und Vereinsrugby beim Sportbund zu stellen. Hart und unermüdlich in der Sache, verbindlich im Ton, ein echter Freund, der seine Meinung ohne Scheu vertrat und immer nach Mitstreitern und Verbündeten suchte – und sie fand.
Peter Bews wurde am 17. Juni 1944 im englischen Birmingham geboren. Er setzte sich für die Verständigung junger Menschen ein, ab 1975 als Dozent am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg und ab 1999 als RBW-Jugendwart, der die Sportpartnerschaften mit den Klubs in Cambridge, Shelford und Selkirk und mit der Bedford School in seiner Heimat pflegte, aber auch die Partnerschaftsprogramme mit Polen und Tschechien nutzte und über das Deutsch-Französische Jugendwerk den Austausch mit bedeutenden Rugby-Regionen ankurbelte, damit der baden-württembergische Nachwuchs von Besseren lernen konnte. Das internationale Siebenerrugby-Turnier "SAS Heidelberg Juniors & Girls Sevens" baute er zu Europas wichtigstem Nachwuchsturnier aus.
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Bews kam durch seinen heute 35-jährigen Sohn James, der als Jurist in Berlin lebt, zur Rudergesellschaft Heidelberg, in der er half, wo Hilfe nötig war. Der selbstlos fleißige Mann fiel durch seine Freundlichkeit und soziale Kompetenz auf. Er gab seine britische Staatsbürgerschaft aus Protest gegen die Brexit-Politik Boris Johnsons zurück und wurde am 21. März dieses Jahres für seine unzähligen Verdienste in der Jugendarbeit vom Sportausschuss des Gemeinderates zum "Förderer des Sports" gewählt. Er hinterlässt neben James seine Ehefrau Kirsten und die 17-jährige Tochter Lucy, die in Heidelberg zur Schule geht.
Peter Bews wird am Samstag, 26. September, um 11 Uhr auf dem Friedhof Köpfel beigesetzt. Um 12.30 Uhr folgt eine Trauerfeier in der Heiliggeistkirche, an der nach den Corona-Bestimmungen 160 Personen teilnehmen können.