Heidelberg

Pater Suitbert Jaspers lebt seit 68 Jahren in der Abtei Neuburg

Pater Suitbert feiert am heutigen Dienstag seinen 90. Geburtstag

15.01.2018 UPDATE: 16.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Eigentlich sollte er Ingenieur werden - doch Pater Suitbert Jaspers entschied sich fürs Kloster. Heute wird er 90. Foto: dd

Von Diana Deutsch

Heidelberg. Die Gelenke und die Schultern machen manchmal Probleme. Und wenn er an der Orgel sitzt, legt er die schwierigen Kompositionen jetzt immer öfter zur Seite. Aber im Kopf und im Herz ist Pater Suitbert Jaspers ein junger Mann geblieben. Liebenswürdig, einfühlsam und klug. "Ich bin sehr froh, dass ich auf den Weg ins Kloster geführt wurde", sagt der Benediktinermönch, der seit 68 Jahren in der Abtei Neuburg lebt. Er ist der Senior des Konvents. Vier Äbte hat Pater Suitbert erlebt, seit einem halben Jahrhundert spielt er die Orgel in der Klosterkirche, 40 Jahre lang war er der Gästepater, und bis heute ist er ein sehr gefragter Beichtvater. Heute feiert Pater Suitbert Jaspers seinen 90. Geburtstag.

Ingenieur hätte er werden sollen, der kleine Karl Jaspers, der 1928 als jüngstes von fünf Kindern geboren wurde. Karl Jaspers. In Heidelberg ist das ein bekannter Name. Pater Suitbert lächelt. "Der Philosoph kam gerade hierher, als ich ins Kloster eingetreten bin." Kennengelernt haben sich die Namensvettern nie.

Pater Suitbert ist in Mannheim aufgewachsen. Der Vater führte eine Firma, die sich auf Fußbodenheizungen spezialisiert hatte. Vater Jaspers hatte große Pläne für sein Geschäft: Alle drei Söhne sollten Ingenieure werden, die Töchter Buchhaltung lernen. Der junge Karl absolvierte brav seine Praktika bei Lanz und BBC und begann mit der Ingenieurschule. Er hat es nur ein Semester ausgehalten. "Obwohl Mathematik und Physik immer meine Lieblingsfächer waren, hat mich das Ingenieurstudium enttäuscht. Das war kein Lebensinhalt für mich."

Schon als Junge habe er Bücher über das Leben von Heiligen verschlungen, erinnert sich Pater Suitbert. "Ich fand es faszinierend, dass diese Menschen alles stehen und liegen ließen, um Gott zu folgen." Genau das wollte der junge Mannheimer auch tun: Sein Leben radikal auf eine Karte setzen. "In jedem Menschen wohnt eine grenzenlose Sehnsucht nach Liebe und Glück", überlegt Pater Suitbert Jaspers. Kein anderer Mensch könne diese Sehnsucht dauerhaft stillen. Dazu sei sie viel zu groß. "Das kann nur Gott."

Drei Klöster hat sich der 22-jährige Karl Jaspers angesehen, in die Abtei Neuburg ist er 1950 eingetreten. "Ich fand es gut, dass dieses Kloster so klein und so arm war." In den winzigen Mönchszellen gab es weder fließendes Wasser noch eine Zentralheizung. Im Winter waren die Wassereimer regelmäßig eingefroren. Harte Bedingungen. Dem Novizen Suitbert Jaspers kamen sie gelegen. Er suchte ja im Kloster den einfachen und bescheidenen Lebensstil. "Gott kann mich nur in dem Maß beschenken, in dem ich loslasse. Wenn ich voll bin mit Besitz und Wohlstand, bleibt kein Platz für das, was Gott geben will."

Ab 1951 das Studium: Vier Semester Philosophie im Kloster Maria Laach, acht Semester Theologie in Beuron. 1956 wurde Pater Suitbert im Stift Neuburg zum Priester geweiht, zusammen mit Pater Norbert Bosslet, der im vergangenen Jahr verstorben ist. Weil in Neuburg ein zweiter Organist gebraucht wurde, lernte Pater Suitbert Orgel spielen. Erst am Kirchenmusikalischen Institut in Heidelberg, dann in Speyer. Weil sich der dortige Domorganist auskannte mit dem uralten Gregorianischen Choral, den die Benediktiner singen - und der eine Wissenschaft für sich ist. Er hat einen anderen Notenschlüssel, andere Notenlinien und andere Noten.

Zwischen 1960 und 1970 blühte Stift Neuburg. 38 Mönche lebten dort, beständig wurde gebaut oder umgebaut. Pater Suitbert übernahm neben seinen eigenen Gottesdiensten oft Vertretungen in den Pfarreien, er hörte Beichte, predigte, hielt regelmäßig Exerzitienkurse und Einkehrtage für Ordensschwestern, kümmerte sich um die Sakristei, putzte die Gästezimmer, war Novizenmeister und viele Jahre der Prior des Klosters. "Vor Hochfesten wusste ich manchmal nicht, wie ich das alles schaffen sollte", erinnert er sich. Und dann waren da noch die elternlosen Kinder im Paulusheim unterhalb des Klosters. Abends besuchte er sie oft, um mit ihnen das Nachtgebet zu sprechen und sich ihre Sorgen und Nöte anzuhören. "Das hat mir viel Freude gemacht. Ich hatte Unmengen von Bildern in meiner Zelle, die mir die Kinder gemalt haben."

Als der heilige Suitbert im siebten Jahrhundert geboren wurde, stürzte ein Stern auf das Lager der Mutter. Deshalb nannte man ihn "den Glänzenden", erzählt die Legende. "Ich durfte das diamantene Profess-Jubiläum und das diamantene Priesterjubiläum in Neuburg feiern", sagt Pater Suitbert Jaspers. "Das kann man sich nicht verdienen. Das ist Gnade. Wir können nur danken, staunen und jubeln."

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