Nicht nur "Herzenswärme" vom Malteser Wärmebus
Heidelberger Malteser bieten seit einem Jahr den Obdachlosen eine kältefreie Zuflucht.

Von Marion Gottlob
Heidelberg. Der Wind pfeift um den Hauptbahnhof, als der Wärmebus der Heidelberger Malteser am Samstagabend auf dem kleinen Parkplatz vorfährt. Dort warten schon obdachlose und bedürftige Menschen auf die Helferinnen und Helfer, die ihre Tische mit der großen Thermoskanne aufbauen. Nach nur wenigen Minuten geben Franziska, Sinitha und Josef an die Wartenden Kaffee, Tee, Fünf-Minuten-Terrinen, Nudel-Gerichte mit und ohne Fleisch und Kartoffelbrei aus. Die BWL-Studentin Franziska erklärt: "Ich helfe für mein eigenes Wohlbefinden. Die Dankbarkeit tut so gut."
Die Aktion mit dem Heidelberger Wärmebus wurde vor einem Jahr ins Leben gerufen. Die Malteser hatten mitten in der Corona-Krise an einem Gaben-Zaun rund 3000 Tüten an bedürftige Menschen vergeben. Bernhard Scheitler vom Heidelberger Malteser-Hilfsdienst hatte sich damals überlegt: "Irgendwie muss es auch in der Corona-Zeit mit der Hilfe für Bedürftige weitergehen." Im Internet las er über einen Wärmebus in Dortmund. "Die richtige Idee."
Die Dietmar-Hopp-Stiftung unterstützte die Anschaffung eines Kleinbusses mit 20.000 Euro. Weitere Spenden kamen unter anderem von der Stuttgarter Heidehof Stiftung und dem Caritas-Verband der Erzdiözese Freiburg. Ein Privatmann beteiligte sich mit 5000 Euro an dem Projekt. Der Kleinbus wurde dann für die Zwecke der Heidelberger Malteser mit Regalen umgebaut.
Projektleiterin Sarah Marx ist eigentlich Lehrerin. In ihrer Freizeit hatte sie bei den Maltesern eine Fortbildung zum Thema "Obdachlosigkeit" durchlaufen. Sie sagt: "Es ist gar nicht so einfach, bedürftige Menschen mit Hilfe zu erreichen." Mit dem Wärmebus gelingt das. Zweimal pro Woche fährt der Bus mit den Herzen auf den Seitenwänden jeweils zwei Haltestellen an.
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Es hat sich dann ergeben, dass der Bus nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer gebraucht wird. Denn in der Corona-Zeit fehlt den Betroffenen vor allem Wasser. Die Malteser bringen also Getränke wie Wasser, Tee und Kaffee. Am beliebtesten ist zu jeder Jahreszeit der "rote Fruchtsaft". Er wird mit Wasser gemischt, damit er für mehr Bedürftige reicht. Jetzt im Winter gibt es heiße Fünf-Minuten-Suppen-Terrinen. Marx erklärt: "Es müssen Gerichte sein, die schnell zubereitet werden können."
Unter den Terrinen zählt das Kartoffelpüree zu den Lieblingsangeboten. Gabi wärmt ihre Hände an der Essensschale: "Ich freue mich." Ein anderer Gast erklärt: "Hier bekommt man nicht nur etwas Warmes für den Bauch, sondern findet Menschen zum Reden. Dann ist man nicht so allein." Manchmal ergeben sich sehr persönliche Kontakte. So hat ein Mann dem Helfer-Team erzählt, dass er das "schwarze Schaf" der Familie sei. Marx staunte: "Aber er hadert nicht mit seinem Schicksal aus Drogen und Gewalt, sondern ist dankbar, dass er noch Kontakt zu seiner Familie haben darf." Vor Kurzem kam ein obdachloser Stammgast zum Wärmebus-Team: "Ich möchte mich bedanken. Nun habe ich eine Wohnung und eine Arbeit gefunden und werde nur noch selten kommen."
In einem Jahr wurden 8200 Suppen-Terrinen ausgeschenkt. Scheitler erklärt: "Die Aktion finanziert sich nur über Spenden." So hat die Firma Unilever mehrere Tausend Suppen-Terrinen gespendet. Der Steffi-Gemüseladen aus Dossenheim gibt Obst und Gemüse. Food-Sharing spendete 380 Kilogramm gerettete Lebensmittel. Marx erzählt: "Als bei einem Kongress am Buffet nicht alles gegessen wurde, haben wir Brötchen mit Lachs und Hering erhalten. Cool." Auch selbst gekochte Mahlzeiten der Malteser wie Eintopf stehen auf dem Wärmebus-Speiseplan. Ein Gast erinnert sich an die Spende eines Restaurants: "Es gab indisches Essen."
Neben Lebensmittel-Spenden braucht es auch Drogerie-Artikel. Die Heidelberger Firma Oswald spendete etwa Masken. In ihrer Physiotherapie-Praxis packte Miriam Rühl Tüten mit Hygiene-Artikeln. In der Woll-Oase wurden Schals und Mützen gestrickt. Marx erinnert sich: "Pfadfinder in Mecklenburg-Vorpommern erfuhren im Internet von unserem Wärmebus und sandten ein Paket mit Hygiene-Artikeln, Decken und Schlafsack. Das war die Spende aus dem am weitesten entfernten Ort." Ein Mitarbeiter des Bahnhofsordnungsdienstes spendete 20 Euro – das war wohl die Spende aus dem nächsten Ort. Das ehrenamtliche Team zählt über 30 Helfer. Marx erklärt: "Hier kommt es nicht darauf an, wer ich bin. Man ist einfach nur Helfer." Scheitler sagt: "Wir sind mit unserer Herzenswärme da."
Spenden für den Wärmebus
Heidelberg. (mio)
Der Heidelberger Wärmebus des Malteser Hilfsdienstes fährt zweimal pro Woche zwei Stationen in der Neckarstadt an, um an bedürftige Menschen kostenlos warme Getränke und Suppen zu verteilen. Nun erreichte die RNZ eine Anfrage, ob man selbst gekochte oder selbst gebackene Speisen beim Wärmebus abgeben kann.
Bernhard Scheitler, Stadtbeauftragter des Heidelberger Malteser Hilfsdienstes, sagt: "Grundsätzlich und leider nein. Da Essen und Trinken von uns ausgegeben wird, stehen wir sozusagen auch in der Haftung. Wir wissen nicht, ob die Hygienemaßnahmen eingehalten wurden und kennen die einzelnen Zutaten vom Gekochten und Gebackenen nicht."
Die Wärmebus-Zeiten werden in Corona-Zeiten nicht öffentlich bekannt gegeben, um größere Menschen-Ansammlungen zu vermeiden. Die Betroffenen erfahren die Wärmebus-Zeiten jedoch über den Heidelberger Malteserdienst (Telefon 06221/ 160864, Email: info.heidelberg@malteser.org), die Heidelberger Ökumenische Bahnhofsmission (Telefon: 06221 / 23824, Email: heidelberg@bahnhofsmission.de) oder über den SKM Heidelberg (Telefon 06221 / 163659, Email: KarlKlotzHaus@skm-heidelberg.de ).
Dabei ist es so, dass die Mitarbeiter die Betroffenen aktiv auf das Angebot aufmerksam machen. Manche Sachspenden wie Schlafsäcke, Decken, Zelte, Wander-Rucksäcke und Isomatten sind bei allen drei Einrichtungen in Absprache willkommen.
Auch Hygiene-Artikel oder abgepackte und haltbare Lebensmittel, die nicht erhitzt werden müssen, können gespendet werden. Scheitler: "Bitte wirklich nur in Absprache, denn wir und die anderen Einrichtungen wissen, was aktuell gebraucht oder nicht gebraucht wird." Die Sachspenden dürfen aus hygienischen Gründen auf keinen Fall beim Wärmebus abgegeben werden. Da sich der Heidelberger Wärmebus ausschließlich über Spenden finanziert und das ganze Jahr im Einsatz ist, bitten die Malteser vor allem um Geldspenden. Scheitler: "Auch jede kleine Spende hilft."
Das Spendenkonto: Malteser Hilfsdienst Heidelberg, IBAN: DE58 6725 0020 0000 0074 04, Stichwort Heidelberger Wärmebus