Nicht alle Flüchtlinge kommen nach Heidelberg
Die Stadt muss nur so viele aufnehmen, wie auch registriert werden können - Am Montag: Diskussion über weitere Unterbringung

Im Registrierungszentrum Patrick Henry Village liegt die Belegungszahl derzeit stabil bei 5300 bis 5500. Nun soll Heidelberg auch Menschen aufnehmen, die auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten. Archiv-Foto: Rothe
Von Steffen Blatt
"Flüchtlinge aus der Deutschlandverteilung kommen ab sofort ausschließlich in die zentrale Registrierungsstelle in Heidelberg." Diese Aussage eines Sprechers der zuständigen Lenkungsgruppe im Landesinnenministerium sorgte am Mittwoch in der Heidelberger Stadtverwaltung für Aufregung - die sich aber mittlerweile wieder gelegt hat.
Denn über die "Deutschlandverteilung" - damit sind die Flüchtlinge gemeint, die Baden-Württemberg aus Bayern zugewiesen werden - kamen zuletzt täglich rund 1500 Menschen. Das Registrierungszentrum in Patrick Henry Village (PHV) - die Belegungszahl dort liegt derzeit stabil bei 5300 bis 5500 - schafft derzeit aber nur rund 350 Fälle pro Tag, zum Ende des Jahres will man auf 600 kommen. Die Konsequenz wäre eine totale Überfüllung. Die Stadtverwaltung fragte in Stuttgart nach und kann jetzt Entwarnung geben. Es kommen nur so viele Flüchtlinge nach PHV, wie dort auch untergebracht und registriert werden können. Alle anderen werden auf die Erstaufnahmeeinrichtungen im Land verteilt.
Über einen anderen Aspekt der Flüchtlingsunterbringung wird am Montag diskutiert - allerdings hinter verschlossenen Türen. Derzeit muss Heidelberg keine Menschen aufnehmen, die auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten. Weil in PHV das Registrierzentrum eingerichtet wurde, ist die Stadt - wie alle Kommunen im Land mit Erstaufnahmeeinrichtungen - von der Zuweisung befreit. Doch das wird nicht ewig so bleiben, und dafür will die Stadtverwaltung vorsorgen. Darum will man Wohnraum für bis zu 1800 Menschen schaffen, möglichst dezentral und in jedem Stadtteil. Am Montag treffen sich im Gesellschaftshaus im Stadtteil Pfaffengrund die Bezirksbeiräte, die Vorsitzenden der Stadtteilvereine und Stadträte, um über die Liste mit den 50 geplanten Standorten zu sprechen.
Öffentlich wird erst in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag, 10. Dezember, diskutiert. Durch das vorherige Treffen will man wohl verhindern, dass bestimmte Standorte schon im Vorfeld zerredet werden. Denn eines hat Oberbürgermeister Eckart Würzner bereits klargemacht: Die 50 Standorte werden nicht reichen, und eigentlich soll auch keiner gestrichen werden. "Jeder Stadtteil muss etwas beisteuern", sagt auch Stadtsprecher Achim Fischer der RNZ. Allenfalls könne ein vorgesehener Standort gestrichen werden, wenn dafür ein anderer im Stadtteil zur Verfügung gestellt werde.
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"Wir wollen nicht, dass wir in einem halben Jahr Turn- oder Gewerbehallen freiräumen müssen, um Asylbewerber unterzubringen. Darum müssen wir uns jetzt schon vorbereiten", erklärt Fischer weiter. Es gebe "klare Signale" aus Stuttgart, dass der Druck steige, die Befreiung der Kommunen mit großen Aufnahmeeinrichtungen zu beenden. Bisher wohnen in Heidelberg rund 600 Menschen, die auf die Entscheidung ihres Asylantrags warten, was im Schnitt 18 Monate dauert.
An den allermeisten Standorten für Unterkünfte in den Stadtteilen, wird laut Fischer "neu gebaut", das heißt, es werden Container aufgestellt oder Wohnungen in Leichtbauweise errichtet. Das könne auf Parkplätzen erfolgen, auf ungenutzten Grundstücken und auch auf Grünflächen. Die Unterkünfte sollen maximal 100 bis 150 Menschen beherbergen. Unter keinen Umständen will die Verwaltung eine Großeinrichtung, etwa am Rande der Stadt, einrichten.