Neue Perspektiven für die Heidelberger Werkstattschule
Kooperation mit der IBA: In der Schule am Bahnbetriebswerk entstehen Werkhallen, eine Steinmetzhütte und ein Bistro

Von Daniela Biehl
Heidelberg. Jahrzehnte lang lag die Werkstattschule am Bahnbetriebswerk kaum sichtbar hinter Böschungen zwischen Wieblingen und Pfaffengrund. "Wir galten als Schandfleck und haben baulich nicht in die Stadteingangssituation gepasst", erinnert sich Ulrike Gartung von der Werkstatt-Spielart - einem Sozialunternehmen in den Räumen der Schule. Umso stolzer ist sie jetzt, "wo uns das Haus gehört und wir endlich anpacken können". Und das macht das Unternehmen nun mit der Internationalen Bauausstellung (IBA). In dem gemeinsamen Projekt soll das denkmalgeschützte Gebäude um- und ausgebaut werden.
Am Wochenende war nun der Spatenstich, gleich mit allerhand Lokalprominenz: Ob SPD-Bundesabgeordneter Lothar Binding oder die Stadträtinnen Hilde Stolz (Bunte Linke) und Katrin Rabus (Grüne) - sie alle wurden nicht müde zu betonen, dass die Werkstattschule eine wichtige Aufgabe leiste: Hier werden Schüler aufgefangen, die in regulären Schulen keinen Platz finden. Hier bietet man ihnen "durch handwerkliche Arbeit eine Perspektive", erklärte Hendrikje Lorenz, Geschäftsführerin der Schule. Und Handwerk ist da wörtlich zu nehmen, geht es doch "ums Bildhauen oder Schreinern zum Beispiel".
Nach dem offiziellen Spatenstich führte Lorenz durch das 750 Quadratmeter große Gebäude, um zu zeigen, was hier noch alles entsteht. Los ging es im Erdgeschoss der ehemaligen Lagerhalle: "Hier werden Wände und Treppen verschwinden, damit wir einen größeren Raum kriegen für ein Bistro", sagte die Geschäftsführerin und fügte hinzu: "Wir haben nach etwas gesucht, das zur Geschichte des Hauses passt, zur Industriekultur." Das neue Konzept: "Ein Bistro, das wir mit Jugendlichen gemeinsam führen und das Arbeiteressen aus aller Welt anbietet", so Lorenz. Dazu ist auch eine Kooperation mit der Initiative "Über den Tellerrand" angedacht, bei der Flüchtlinge kochen.
Im Keller wird außerdem die Schlosserei der Werkstatt-Spielart verkleinert - sie stellt Spielgeräte her und wird einen eigenen Anbau an Westseite des Hauses erhalten - während im Obergeschoss Räume für Lesungen und Workshops entstehen.
"Und dann haben wir uns noch etwas Besonderes überlegt", erzählte Lorenz und deutete oben angekommen aus dem Fenster. Von dort aus sah man die Umrisse einer größeren Steinmetzhütte. Seit Ende September steht dort schon der Rohbau nahe der Bahnunterführung auf einer ehemaligen Grünfläche. Die Hütte ist für die praktische Arbeit gedacht. "Wenn wir arbeiten und man Stein behaut, dann produziert man auch sehr viel Staub, oder es kann laut werden", sagte Lorenz.
Ende des Jahres soll die Hütte fertig sein, mit dem Neubau der Werkstatt-Spielart werde in zwei Wochen begonnen, und der Umbau des Hauptgebäudes steht für Mai 2017 auf dem Plan. "Wenn alles gut läuft, ist 2018 die Einweihung", so Lorenz. Die Kosten von weit über einer Million Euro trägt der Trägerverein der Werkstattschule alleine. "Und das ist eine gigantische Aufgabe", gesteht sie. Doch: "Der Ausbau war nötig, und wir wollten es so erhalten, dass man sieht: Hier war einmal die Bahn zuhause."