Mountainbiker sind schockiert über Anschläge

Drähte und Schnüre im Wald: Weitere Betroffene melden sich.

08.01.2014 UPDATE: 08.01.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Hobby-Mountainbiker Manuel K. hat in Neuenheim nahe dem Dachsbauweg diese Schnur entdeckt - gespannt auf Kopfhöhe. Foto: K.
Von Sebastian Riemer

Die versuchten Anschläge auf Mountainbiker im Heidelberger Wald waren kein Einzelfall. Nach dem RNZ-Bericht haben sich gestern bei der Polizei weitere Betroffene gemeldet, die von gespannten Drähten oder Schnüren und anderen Hindernissen auf Waldwegen berichteten. "Wir gehen allen diesen Fällen nach", sagt Polizeisprecher Norbert Schätzle. "Die Leute sollten auf jeden Fall vorsichtig fahren." Eine Spur zu dem Täter oder den Tätern gibt es noch nicht. Die Polizei hofft auf weitere Zeugen, die im Wald Verdächtiges beobachtet haben (Telefon 06221/45690).

"Das ist kein Dummer-Jungen-Streich", sagt Schätzle. Laut Strafgesetzbuch kann ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Wenn dem Täter nachgewiesen wird, dass er in der Absicht handelte, einen Unglücksfall herbeizuführen, muss der Richter mindestens ein Jahr Gefängnis verhängen.

In den Wäldern gibt es einen zunehmenden Interessenkonflikt, auch, weil immer mehr Menschen den Mountainbike- oder Downhill-Sport für sich entdecken. Manche Spaziergänger oder Wanderer fühlen sich dadurch gestört oder sogar bedroht. Dass nicht alle Biker mit angepasster Geschwindigkeit fahren, wenn Fußgänger in der Nähe sind, tut ein Übriges. Dass jemand aber zu solch radikalen Mitteln wie gespannten Drähten greift, schockiert die Heidelberger Mountainbiker und Downhiller. In Sinsheim gab es im Sommer bereits einen ähnlichen Fall, hier waren eine Wurzel auf der Bahn mit Nägeln versehen worden.

Die meisten Kommentatoren auf Facebook und unter www.rnz.de betonen, dass das Klima zwischen Wanderern und Bikern im Wald sehr gut sei. "Ich renne schon jahrelang durch den Wald. Keine einzige meiner Begegnungen mit Mountainbikern war jemals rücksichtslos", schreibt einer.

Baden-Württemberg hält als einziges Bundesland noch immer an der sogenannten Zwei-Meter-Regel fest: Mountainbikern, die Waldwege mit einer Breite von weniger als zwei Metern befahren, droht ein Bußgeld. Viele kritisieren diese Ungleichbehandlung der Waldnutzer. "Dieses Gesetz schafft mehr Probleme, als es löst", sagt Alexander Holzwarth, Referatsleiter Mountainbike beim Deutschen Alpenverein Heidelberg, der auch Wanderer vertritt. In Hessen wurde vor einem halben Jahr ein neues Waldgesetz verabschiedet, das ohne solche Pauschalverbote auskommt. Knapp 60.000 Menschen haben eine Petition zur Abschaffung der Regel in Baden-Württemberg unterschrieben.

"Wir sind keine Rowdies", sagt René Heilemann, der am Weißen Stein in Schriesheim einen Draht entdeckt hatte. "Auf Forstwegen fahren wir langsam an Fußgängern vorbei und bedanken uns." Manuel K., der im Neuenheimer Wald eine gespannte Schnur entdeckt hatte, hat Verständnis dafür, wenn jemand manchmal über die Radler erschrickt: "Deshalb fahre ich immer nur so schnell, dass ich in jeder Situation so früh bremsen kann, dass sich niemand bedroht fühlt."

Die gespannte Schnur ist für ihn schlicht eine Straftat. Das Verhältnis zwischen Radlern und Fußgängern ist auch nach seinen Erfahrungen gut. "Man grüßt sich, nickt einander zu, hält sogar mal ein Schwätzchen."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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