Medizin am Abend: Der Krebs, der auch jüngere Frauen betrifft
Prof. Christof Sohn spricht am nächsten Mittwoch über Früherkennung und moderne Therapien von Tumoren der Brust

Prof. Christof Sohn.
Foto: Uniklinikum
Von Birgit Sommer
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Rund 70.000 erhalten jährlich die Diagnose "Mammakarzinom", und fast die Hälfte von ihnen ist noch nicht mal 55 Jahre alt. Die meisten anderen Krebserkrankungen spielen in diesem Alter zahlenmäßig noch kaum eine Rolle.
Die aktuellsten Erkenntnisse zu Diagnose und Therapie wird Prof. Christof Sohn, der Geschäftsführende Ärztliche Direktor der Universitätsfrauenklinik Heidelberg, bei der nächsten Veranstaltung "Medizin am Abend" von Universitätsklinikum und RNZ am Mittwoch, 16. November, vortragen: "Brustkrebs - von der Früherkennung zur modernen Therapie" lautet das Thema.
Kaum eine Krankheit ist so präsent in der Gesellschaft wie der Brustkrebs der Frau - ein paar Hundert Männer jährlich erkranken ebenfalls an Brustkrebs, was kaum bekannt ist -, denn Frauen gehen nach den Erfahrungen von Prof. Sohn offensiv mit dieser Diagnose um - nicht erst, seit die US-Schauspielerin Angelina Jolie 2013 wegen ihres genbedingten Risikos ihre Brüste vorsorglich abnehmen ließ. Von vielen anschaulichen Bildern begleitet wird der Gynäkologe bei seinem Vortrag die Risikofaktoren darlegen - Genetik, Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Hormone nach den Wechseljahren - und auch seine Meinung zum Brustkrebs-Screening deutlich machen: "Je früher der Tumor entdeckt wird, desto weniger therapeutische Prozeduren sind notwendig." Schließlich wachse ein Tumor vor seiner Entdeckung über viele Jahre im Brustdrüsengewebe. Moderne 3-D-Mammografie könne die Ergebnisse des Screenings weiter verbessern und noch kleinere Tumoren noch früher finden. Eine Arbeitsgemeinschaft an seiner Klinik hat zudem einen Bluttest entwickelt, der lange, bevor die Mammografie den Tumor zeigt, Krebsmarker identifiziert. Aber will eine Frau das tatsächlich wissen?
Wichtig ist jedenfalls die moderne Diagnostik, denn "jede einzelne Frau hat ihren eigenen Brustkrebs", so Sohn. Wenig aggressive Tumoren bräuchten auch eine weniger aggressive Behandlung. Ein Drittel bis die Hälfte aller Frauen, bei denen Brustkrebs entdeckt wird, wird in Heidelberg derzeit zuerst medikamentös behandelt, um zu schauen, ob der Tumor reagiert. Erst dann kommt die Entfernung durch Operation. Da müssen die Ärzte den Frauen entsprechende Ängste nehmen, denn am liebsten wollen alle das lebensbedrohliche Gewächs schnell loswerden. Operationen selbst werden immer weniger invasiv vorgenommen. Und letztlich geht es im Vortrag von Sohn auch um Therapien nach der Operation, die sich im Falle der Antihormonbehandlungen bis zu zehn Jahre hinziehen können.
Fi Info: Prof. Christof Sohn: "Brustkrebs - von der Früherkennung zur modernen Therapie", Mittwoch, 16. November, 19 Uhr, Hörsaal der Kopfklinik, INF 400. Aus Sicherheitsgründen werden nur 400 Personen eingelassen, Plätze können nicht freigehalten werden. Die Veranstaltung wird ins Foyer übertragen.