Markus Büchler ist der meistzitierte Mediziner in Deutschland
Die Lebensaussichten bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind sein großes Thema. Zwischen den Operationen kommt er zum Schreiben.



Heidelberger Chirurg
Von Julia Lauer
Heidelberg. Der Heidelberger Chirurg Markus W. Büchler hat ungefähr 1400 Artikel veröffentlicht und wurde damit so häufig zitiert wie kein anderer Mediziner in Deutschland. Das geht aus einem Ranking des Wissenschaftsportals Research.com hervor. Ein Gespräch.
Herr Professor Büchler, freuen Sie sich über diesen ersten Platz?
Ich freue mich sehr. Es ist etwas Besonderes, wenn man ein solches Ranking anführen darf. Es bedeutet, dass das, was man forscht, wichtig ist für die Medizin – und damit auch für die Patienten.
Dabei haben Sie schon viele Auszeichnungen bekommen, darunter etliche Preise, Ehrendoktorwürden und Ehrenprofessuren.
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Bei diesem Ranking geht es um die gesamte medizinische Forschung in Deutschland und der Welt. Dort sind Chirurgen eher seltener vertreten.
Woran liegt das?
Zum einen liegt es daran, dass man als Chirurg in der Regel von 8 bis 16 Uhr im OP steht, sodass weniger Zeit für die reine Forschung bleibt. Zum anderen hat es die Chirurgie vergleichsweise schwer, an Forschungsgelder zu gelangen, was eine echte Benachteiligung bedeutet.
Sie haben trotzdem geschafft, ungefähr 1400 Artikel zu schreiben, die von Ihren Kollegen insgesamt knapp 120.000-mal zitiert wurden. Wie funktioniert dieses Ranking?
Die Anzahl der Veröffentlichungen allein ist nicht entscheidend. Es sind die Zitate, die in der Wissenschaft wesentlich sind, denn sie beschreiben die Wertigkeit der Forschung. Nur wenn es innovativ und für die Patienten relevant ist, was man veröffentlicht, zitiert es auch jemand. Dieses Ranking geht auch von dem sogenannten H-Faktor aus, einem Messwert für die Relevanz der Veröffentlichungen. Kann ich das kurz erklären?
Hintergrund
> Neben Markus W. Büchler listet das Ranking weitere Heidelberger Professoren unter den 50 Bestplatzierten in Deutschland.
> Das sind Epidemiologe Hermann Brenner (Platz 5), Neuropathologe Andreas von Deimling (9), Epidemiologe Rudolf Kaaks (10), Krebsforscher
> Neben Markus W. Büchler listet das Ranking weitere Heidelberger Professoren unter den 50 Bestplatzierten in Deutschland.
> Das sind Epidemiologe Hermann Brenner (Platz 5), Neuropathologe Andreas von Deimling (9), Epidemiologe Rudolf Kaaks (10), Krebsforscher Stefan Pfister (15), Nierenspezialist Eberhard Ritz (21), die Neurologen Werner Hacke (22) und Wolfgang Wick (26), Chirurg John P. Neoptolemos (39) und Kardiologe Hugo A. Katus (47).
Ja, bitte.
Mein H-Faktor beträgt 178. Dieser Wert besagt, dass 178 meiner Artikel mehr als 178-mal zitiert wurden. Wenn jemand einen H-Faktor von 20 bis 30 hat – wie viele meiner habilitierten Oberärzte –, bedeutet das, dass sie 20 bis 30 Veröffentlichungen vorweisen können, die häufiger als 20- bis 30 -mal zitiert worden sind. Das ist ein sehr guter Wert für einen forschenden Oberarzt. Dieses internationale Ranking hat jedoch nur Wissenschaftler erfasst, die einen H-Faktor von mindestens 70 haben. Das sind in Deutschland 765 Wissenschaftler und international etwa 16.000.
Erfasst sind also nur Wissenschaftler, die 70 Artikel geschrieben haben, die mindestens 70-mal zitiert worden sind?
Genau. Es sind also nur die Allerbesten, die das Ranking überhaupt in den Blick genommen hat. Damit will ich verdeutlichen: Jeder, der in diesem Ranking vorkommt, ist ein Spitzenforscher in seiner Disziplin, völlig unabhängig vom Rang. Zahlreiche Heidelberger sind in dem Ranking aufgeführt, was den besonderen Medizinstandort Heidelberg auszeichnet.
Da Sie ja viel im OP stehen: Wann kommen Sie überhaupt zum Schreiben?
Zwischen den Operationen. Und es gibt eine Zeit nach 16 Uhr. Denn um 16 Uhr endet zwar der Dienst im OP, aber nicht der Arbeitstag.
Ihre Veröffentlichungen behandeln beispielsweise Bauchspeicheldrüsenkrebs, Wundheilung bei Leber-Transplantationen oder den Operationszeitpunkt bei Gallenblasenentzündung. Woran arbeiten Sie aktuell?
Ich habe an vielen verschiedenen Projekten gearbeitet, alle haben mit Chirurgie zu tun, und 70 bis 80 Prozent meiner Veröffentlichungen handeln von Krebs im Bauchraum. Aktuell arbeite ich weiter an der Verbesserung der Lebensaussichten von Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das ist mein Lebensthema.