Kunstverein wird 150 und will in der ganzen Stadt leuchten
Jubiläum wird ein halbes Jahr lang gefeiert - Kunstbesitz der Mitglieder, Workshops und Mitmachprogramme

Julia Philippi, die Vorsitzende des Kunstvereins (l.), und Direktorin Ursula Schöndeling freuen sich auf das Jubiläum. Foto: Sommer
Von Birgit Sommer
Heidelberg. "150 Jahre Gegenwart" feiert der Kunstverein Heidelberg im nächsten Jahr. Und weil es so ungewöhnlich ist, dass Bürger schon 1869 eine Institution gründeten, um zeitgenössische Künstler und Themen vorzustellen, will der Kunstverein aus dem Jubiläum ein großes Fest für die ganze Stadt machen. Nicht nur am Jubiläumstag, dem 6. Juli, wenn im Garten gefeiert werden soll, oder am 7. Juli, wenn eine Podiumsdiskussion das Wissen alter Weggefährten und Ausblicke auf die Zukunft vereint.
Nein, Direktorin Ursula Schöndeling hat viel mehr vor. Sie plant beispielsweise eine Ausstellung, bei der die 830 Mitglieder des Vereins zeigen können, mit welcher Kunst sie sich zu Hause umgeben. Es wird ein Festival inszeniert, das künstlerische Arbeiten in den öffentlichen Raum stellt. Statt einer Festschrift sind eine neue Internetseite geplant, die auch Forschung dokumentiert, Geschichten erzählt und Neugier weckt, und zwei "Zeitungen", aus denen die Mitglieder Neues erfahren und in denen sie selbst zu Wort kommen.
Die Geschichtswerkstatt der Vereinsmitglieder, der Künstler und Weggefährten entwickelt die Grundlagen, doch selbstverständlich werden "nicht alle Geheimnisse in den kurzweiligen Texten ausgeplaudert", lacht Schöndeling. Und wenn es klappt, wird es auch eine App geben, die in Heidelberg den Weg zur Kunst weist. Bis 1. November zeigen schon kleinere Ausstellungen im Untergeschoss des Hauses in der Hauptstraße die interessantesten Themen aus der Geschichte des Vereins. Etwa, wie man 1980 aus dem Prinzhorn-Archiv die erste große Ausstellung mit Gemälden der Prinzhorn-Sammlung entwickelte, lange, ehe das Museum gegründet wurde.
Der Verein hat sich auch eingemischt in die Belange der Stadt: Ein Plakat von Klaus Staeck ("Besucht das schöne Heidelberg") mit einer Abrissszene aus der Altstadt und viele andere Dokumente erinnern daran, dass der Kunstverein in den 80er Jahren für den Erhalt der Gebäude kämpfte, während man doch vermuten könnte, dass Liebhaber zeitgenössischer Kunst moderne Architektur förderten. In den Augen der Direktorin beweist der Verein damit "eine tolle Tradition, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen".
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Vortragsreihen und Diskussionsrunden mit Experten und Forschern aus der ganzen Welt weisen in die Zukunft. Workshops und Mitmachprogramme laden den ganzen Sommer über ein. Kunstvermittlung bleibt ein großes Thema, ob zusammen mit den Studierenden der Pädagogischen Hochschule oder mit Führungen auf Italienisch, Englisch, Französisch und Russisch. Wichtig ist Ursula Schöndeling auch, "mit den nächsten Generationen in Kontakt zu kommen".
"Wir sind immer noch die einzige öffentliche Institution in Heidelberg, die sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt", sagt Julia Philippi stolz, "wir wollen beim Jubiläum darauf aufmerksam machen, dass es uns gibt." Die Dossenheimer Galeristin und CDU-Landtagsabgeordnete ist seit 2016 Vorsitzende des Heidelberger Kunstvereins.
Damit die wenigen Mitarbeiter des Vereins das große Jubiläums-Programm stemmen und bezahlen können, fehlt natürlich noch Geld. Der Kunstverein hofft auf Unterstützung durch die Stadt Heidelberg und das Land Baden-Württemberg, sucht aber auch unter Mitgliedern und Außenstehenden nach Sponsoren und Spendern für einzelne Projekte.