Kirchheimer Kritik an den Plänen zur Linie 26 wird nicht leiser
Der Stadtteil fühlt sich bei der Entscheidung, die Straßenbahn-Linie 26 ab 2018 durch die Bahnstadt fahren zu lassen, nicht eingebunden

Bislang fährt die Linie 26 (grün) von Kirchheim kommend über die Montpellierbrücke und den Römerkreis zum Bismarckplatz. Künftig soll sie in die Bahnstadt abbiegen und über die Czernybrücke und die Bergheimer Straße fahren. Die Linie 22 fährt dann nicht mehr über die Czerny-, sondern über die Montpellierbrücke. Foto: Rothe
Von Karla Sommer
"Was interessiert mich die Bahnstadt, ich will auf dem schnellsten Wege in die Stadt, was uns ja damals auch mit dem Bau der Straßenbahn versprochen wurde", schimpft eine Kirchheimerin schon im Vorfeld der Veranstaltung am vergangenen Donnerstag im Bürgerhaus.
Diese Einstellung mit zahlreichen Variationen spiegelt den Tenor der von der Stadt und der RNV initiierten Zusammenkunft wider, konnte aber keinen Einfluss auf die gefallene Entscheidung haben, die einstimmig am 5. März vom Gemeinderat abgesegnet worden war: Die Kirchheimer Straßenbahn 26 fährt ab Sommer 2018 durch die Bahnstadt zum Bismarckplatz.
Hintergrund
RNZ. Die Stadt Heidelberg bezieht zu Unrecht Schläge für eine Überschrift, die in der RNZ-Redaktion formuliert wurde: "Eine Tram für die Bahnstadt". Sabine Gübel, Bezirksbeirätin der Grünen in Kirchheim, nannte es jetzt in einer Stellungnahme "bezeichnend für die Haltung der
RNZ. Die Stadt Heidelberg bezieht zu Unrecht Schläge für eine Überschrift, die in der RNZ-Redaktion formuliert wurde: "Eine Tram für die Bahnstadt". Sabine Gübel, Bezirksbeirätin der Grünen in Kirchheim, nannte es jetzt in einer Stellungnahme "bezeichnend für die Haltung der Stadt Heidelberg Kirchheimer Belangen gegenüber, dass die längst überfällige Informationsveranstaltung über die geplante Änderung der Linie 26" so angekündigt worden sei.
Das Interesse der Kirchheimer Bürger, die in dem flächenmäßig größten Stadtteil nur über eine Straßenbahnlinie verfügten (Neuenheim und Handschuhsheim werden von vier Linien, die im Zehn-Minuten-Takt fahren, bedient), scheine in die Überlegungen der Stadt nicht einzugehen. Die Planungen zur Änderung der Linie 26 seien über die Köpfe der Kirchheimer und ohne Einbeziehen des Bezirksbeirates durchgeführt worden.
Zitat Gübel: "Unsere Linie 26 wurde vor einigen Jahren mit knapper Mehrheit im Gemeinderat beschlossen und trotz erheblicher Skepsis weiter Teile der Kirchheimer Bevölkerung gebaut. Die Skeptiker sollten durch die direkte Trassenführung über die Schwetzinger Straße und die Montpellierbrücke zum Bismarckplatz überzeugt werden. In den vergangenen Jahren hat die Straßenbahn in Kirchheim viel Zuspruch gefunden und erfreut sich steigender Fahrgastzahlen. Nun werden vonseiten der Stadt und der RNV diese Argumente auf den Kopf gestellt. Der Verdacht liegt nahe, dass nicht im Interesse Kirchheims gehandelt wird, sondern dass die Kirchheimer über den Tisch gezogen werden sollen, um die Anbindung des Renommierprojektes Bahnstadt, dessen Kosten gerade explodieren, möglichst billig zu machen."
So kamen die gut 100 Kirchheimer, unter ihnen fünf Gemeinderäte und acht Bezirksbeiräte, deshalb auch nicht zu einem Forum für Bürgerbeteiligung, sondern zu einer Infoveranstaltung, bei der Stephan Heidenreich, Angebots- und Betriebsplaner der RNV, und Alexander Thewald, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement der Stadt, eigentlich nur die neuen Trassenführungen der Linien 26 und der 22 vorstellen wollten.
Was sie auch taten, aber dafür keinen Applaus ernteten. Denn der große Vorwurf war, dass man im Vorfeld der Planung keine Bürgerbefragung durchgeführt habe. Hätte man dies getan, dann wären all die Dinge wahrscheinlich thematisiert worden und vielleicht in die Planung eingeflossen, die jetzt mit Wut im Bauch zur Sprache kamen.
Da wurden sowohl die vorgebrachten vier Minuten mehr Fahrzeit der 26 angezweifelt und angeblich schlechte Umsteigemöglichkeiten zur Sprache gebracht. Dazu hieß es am Ende der Veranstaltung im auf die Leinwand geworfenen Fazit: "Die Fahrzeiten zwischen Kirchheim und den übrigen Stadtteilen werden für einen Teil der Fahrgäste länger oder kürzer. Im Saldo haben rund 700 Fahrgäste mehr pro Tag Vorteile als Nachteile."
Auch werde dank der neuen Trassenführung durch die Bahnstadt das Fahrgastaufkommen steigen und was die Kirchheimer ja bei dem Bau der 26er Straßenbahn bemängelt hätten, werde jetzt passieren: die Anbindung an den Bahnhof und zwar über dessen Südseite, die mit einem neuen Bahnhofsvorplatz an Attraktivität gewinnen werde. Hier kreuzen sich dann die 26 und die 22, wobei die 26 über den Czernyring und die "Grüne Meile" in der Bahnstadt zur Czernybrücke über die Bergheimer Straße zum Bismarckplatz geführt wird.
Die 22 nimmt dann, über die "Grüne Meile" kommend, nach dem Südbahnhof die alte Linie der 26 auf und wird damit, so wurde bemerkt, "auch nicht attraktiver". Dazu die RNV: "Für die Bewohner des Pfaffengrund ergeben sich durch die neue Führung der Linie 22 mehr Vor- als Nachteile."
Dann schwirrten noch Zahlen über Kosten-Nutzen-Indikatoren durch den Raum, die die Wirtschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit der beiden neuen Linien beweisen sollten, wobei in diesem Zusammenhang der Vorschlag zurückgewiesen wurde, nur die 22 durch die Bahnstadt fahren zu lassen oder eine lokale Linie von der Bahnstadt zum Bismarckplatz einzurichten.
Letztlich wies das Podium noch einmal darauf hin, dass "verkehrliche und betriebliche Randbedingungen keine andere Linienführung zulassen" und der Beschluss des Gemeinderates unumstößlich sei. Offen dagegen sei noch die Trassenführung der Buslinie 33, die nicht mehr durch die Bahnstadt fahren wird.
Da hofft man nun in Kirchheim, bei dieser Planung ein Mitspracherecht zu haben, denn, so schallte es aus dem Publikum: "Die Attraktivität eines Stadtteils misst sich doch daran, wie schnell man in die Innenstadt kommt."



