Kippt die Erweiterung des Karlstorbahnhofs?
Für den Bau des neuen Saals müsste die Stadt mindestens sechs Millionen Euro zahlen - Doch so viel ist im Haushalt nicht vorgesehen

"Das waren ein Schock und ein Rückschlag für uns", sagt Ingrid Wolschin, die Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs. Sie meint damit die Informationsvorlage zur Erweiterung des Kulturhauses, die im letzten Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats vorgelegt wurde. Denn in dem Papier wird das Umbaukonzept infrage gestellt.
Grund dafür sind die Kosten. Mit 11,2 Millionen Euro ist das Projekt veranschlagt, bei dem unter anderem der Saal tiefergelegt und vergrößert werden soll. Denn wegen der Versammlungsstättenverordnung vom Mai 2011 dürfen bei bestuhlten Veranstaltungen nur noch 220 Gäste in den Karlstorbahnhof - zu wenig, um den Anforderungen vieler Künstler gerecht zu werden. Eine Jury aus Vertretern des Veranstaltungshauses, der Stadt und Architekten entschied sich im vergangenen Jahr für die Machbarkeitsstudie des Stuttgarter Büros "Haas Cook Zemmrich Studio 2050"; am 14. November 2012 stimmte der Haupt- und Finanzausschuss zu, den Kostenrahmen zu ermitteln - und der macht der Verwaltung nun Sorgen.
Denn selbst nach einem Zuschuss des Landes und weiteren Einsparungen blieben mindestens sechs Millionen Euro an der Stadt hängen, doch diese Summe ist weder im laufenden Haushaltsplan noch in der mittelfristigen Planung für die Jahre 2015/16 enthalten. Außerdem sind die Mittel für die Planung in Höhe von 100 000 Euro bereits aufgebraucht. Laut Stadt könne daher über eine Saalerweiterung erst im Zuge der Diskussion um die Eckdaten des Haushaltes 2015/16 entschieden werden.
Das sahen auch die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses so und nahmen die Vorlage ohne Diskussion zur Kenntnis. Inhaltlich soll nun im Ausschuss für Kultur und Bildung am 19. September diskutiert werden. Das ärgert Ingrid Wolschin, die meint, man hätte auch jetzt schon über das Thema reden können. Vor allem kritisiert sie den ersten Satz der Vorlage, in der von einer Kostensteigerung von vier auf 11,2 Millionen Euro die Rede ist. "Die erste Zahl stammt aus der Machbarkeitsstudie und enthält nur die Nettokosten für Bauarbeiten und Technik. Die zweite enthält alle Kosten, inklusive der letzten Glühbirne und der Umsatzsteuer", erklärt sie. Das hätte man dem Ausschuss erklären sollen. Für Wolschin ist nach wie vor klar: "Wir müssen mit dem Umbau 2014 anfangen, sonst können wir unser Programm in der gewohnten Qualität nicht weiterführen."
Auch für die Stadt drängt die Zeit. Denn das Zuschussprogramm des Landes läuft wohl im nächsten Jahr aus. Wenn bis Januar 2014 kein Antrag gestellt ist, geht Heidelberg leer aus. Nur ist derzeit völlig unklar, für welches Konzept das Geld in Anspruch genommen werden soll. Ein ganz neues, billigeres auszuarbeiten - die Ideen in der Vorlage reichen bis zu einem komplett neuen Standort für den Karlstorbahnhof -, würde zu lange dauern. Eine Möglichkeit, um weiter Kosten zu sparen, wäre die Auslagerung des Karlstorkinos, für das im ursprünglichen Konzept ein Anbau vorgesehen ist. Doch das ist weder für die Stadt noch für den Karlstorbahnhof eine Alternative.
Eine weitere Variante wäre, das Kino nicht parallel zum Saal zu betreiben - was auch keine Lösung ist, denn das Publikum will schließlich abends Filme sehen. Bleibt das Kino, wo es ist, müsste der Schallschutz zum Saal aufwendig ausgebaut werden, was wiederum viel Geld kosten würde.
So wird nun erst nach der Sommerpause weiterdiskutiert. Dann wird auch Wolschin das Wort ergreifen. Sie soll in der Ausschusssitzung wie jedes Jahr über die Arbeit des Karlstorbahnhofs berichten - bei einem Blick in die Vergangenheit wird sie es dieses Mal nicht belassen.



