"Hol’ den Oberbürgermeister": Schüler wünschen sich von Würzner eine Wirtschaftsoberschule

"Hol’ den Oberbürgermeister" an der Julius-Springer-Schule: Eckart Würzner hatte keine guten Nachrichten, aber einen Arbeitsauftrag dabei.

07.04.2015 UPDATE: 08.04.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Die Sitzplätze reichten nicht aus, als Oberbürgermeister Eckart Würzner die Julius-Springer-Schule besuchte. Thema: die Wirtschaftsoberschule. Foto: Alex

Von Anica Edinger

Uli Richard Liebler wird es wieder tun. Jedes Jahr im Mai stellt der Rektor der Julius-Springer-Schule (JSS) den gleichen Antrag beim Regierungspräsidium in Karlsruhe: nämlich den zur Einrichtung einer Wirtschaftsoberschule in Heidelberg. Das macht Liebler seit Beginn seines Amtsantritts, also seit sechs Jahren. Und jedes Jahr wird sein Antrag aufs Neue abgelehnt. Jetzt starteten die Schüler der kaufmännischen Bildungseinrichtung selbst einen Vorstoß und luden Oberbürgermeister Eckart Würzner im Rahmen der Aktion "Hol’ den Oberbürgermeister" ein.

Wirtschaftsoberschulen gibt es in der Region bisher in Mannheim, die Eberhard-Gothein-Schule, und in Eberbach, die Theodor-Frey-Schule. Dort kann man sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg machen. An der Julius-Springer-Schule käme das für einen Großteil der Schüler infrage, nämlich für jene, die eine Ausbildung sowie das Berufskolleg absolviert haben. Wie viele das tatsächlich sind, zeigte der Andrang zur Veranstaltung mit dem OB: Über 100 Schüler kamen, die Sitzplätze reichten dafür nicht aus.

Doch Würzner hatte schlechte Nachrichten dabei. Denn die Schulentwicklungsplanung liege leider nicht allein in den Händen der Stadt. "Inhaltlich sind wir nicht zuständig", erklärte das Stadtoberhaupt den Schülern. Die Entscheidung liege nämlich beim Land: Zunächst sei das Regierungspräsidium verantwortlich und dann das Kultusministerium. Und deren Argumentation ist: In der Region gibt es ein ausreichendes Angebot an Wirtschaftsoberschulen - Mannheim und Eberbach deckten die Nachfrage gut ab.

Die Schüler selbst sehen das allerdings ganz anders. Amanda Mullag, ehemalige Schülerin der JSS, berichtet von ihren eigenen Erfahrungen mit der Mannheimer Schule: "Wir wurden in bestehende Klassen reingequetscht, die überfüllt waren." Und außerdem sei der Unterricht mit dem an der JSS nicht abgestimmt. Größtes Problem: In Mannheim wird im Matheunterricht ein computerbasiertes Programm genutzt. Von dem hörten Amanda und ihre Mitschüler von der JSS allerdings zum ersten Mal, als sie nach Mannheim kamen. Amanda hat die Wirtschaftsoberschule mittlerweile wieder abgebrochen.

Für Schulsprecher Jonas Wagner steht sowieso fest: "Wenn wir in Heidelberg so eine Schule hätten, würden sich mehr junge Leute dafür entscheiden, das Abitur an der Wirtschaftsoberschule zu machen." Die Wege nach Mannheim oder nach Eberbach schreckten viele ab. Diese These stützt auch Schulleiter Liebler: "Ich kenne niemanden von unserer Schule, der nach Eberbach gegangen ist." Liebler sagt deutlich: "Die Entscheidung, diese Schulart nach Eberbach zu geben, war falsch." Dort erreiche man gerade einmal so die minimale Klassengröße von 16 Schülern.

Wenn das so sei, meinte der OB, und die Schule nicht mehr überlebensfähig sei, müsse man auch vonseiten der Stadt und der Lokalpolitik einen neuen Vorstoß wagen. Doch dafür bräuchte man stichhaltige Argumente. Wenn sich die Quote der angehenden Abiturienten dank einer Heidelberger Wirtschaftsoberschule tatsächlich erhöhen würde - wie Schulsprecher Wagner ja versicherte - wäre das ein solches Argument. Deshalb gab der OB der JSS einen Arbeitsauftrag: Sie sollen eine Umfrage in Auftrag geben, die differenziert genau das belege.

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