Hoffnungen und Wünsche der Heidelberger Stadtteilvereine für 2016
Integrieren, umgestalten und feiern – Die Stadtteilvereine schauen optimistisch auf das kommende, sehen aber auch einige Herausforderungen

Das Luftbild zeigt Heidelberg von Richtung Süden: Dort wird in diesem Jahr gefeiert. Der Stadtteil Rohrbach (rechts der Bahnlinie) feiert das 1250-jährige Jubiläum der ersten Erwähnung im Lorscher Codex. Foto: Stefan Weindl
Von Denis Schnur
Im Jahr 2016 stehen in Heidelberg viele Veränderungen und Herausforderungen an: Die Konversion der ehemaligen US-Liegenschaften wird mit großen Schritten weitergehen, in allen Stadtteilen werden Flüchtlinge untergebracht und Rohrbach feiert sein 1250-jähriges Jubiläum.
Die RNZ hat sich deshalb bei den Stadtteilvereinen umgehört und gefragt: Was wünschen sie sich in diesem Jahr für ihren Stadtteil, worauf hoffen sie und welche Herausforderungen warten im neuen Jahr?
Altstadt: Der Verein "Alt-Heidelberg" wünscht sich, dass die Altstadt 2016 für Touristen, Kulturinteressierte und den Handel ebenso attraktiv bleibt wie für die Anwohner. "Sie garantieren eine lebenswerte Altstadt, müssen aber vor rücksichtslos lärmenden und zum Teil gewalttätigen Nachtschwärmern durch mindestens Beibehaltung der alten Sperrzeitregelungen geschützt werden", findet die Vorsitzende Karin Werner-Jensen. Sie hofft außerdem, dass Verein und Altstädter zur Integration der angekündigten 150 Flüchtlinge im Stadtteil beitragen. "Nicht nur das Nötigste, sondern auch kulturelle Angebote - und Freundschaft - wollen wir anbieten." Sie freut sich zudem auf die Festveranstaltung "125 Jahre Verein Alt-Heidelberg" im Juli.
Bahnstadt: "Die Entwicklung der Bahnstadt muss ein zentraler Bestandteil der Stadtentwicklung bleiben", fordert der Stadtteilvereinsvorsitzende Dieter Bartmann. "Dazu passen Verkehrsanbindungen in alle Stadtteile, zentrale Projekte wie Kino oder Kongresszentrum, aber nicht die Streichung von Verkehrswegen oder Busverbindungen." Weitere Stichpunkte für 2016 sind seiner Ansicht nach die notwendigen Anpassungen im Parkraumkonzept, das gesellschaftliche Miteinander durch Wochenmarkt, Feste und Veranstaltungen, die Freiflächengestaltung und Konzepte für die Nutzung des Bürgerzentrums im B³. "Wir als Stadtteilverein sind bereit, alle Prozesse in enger Abstimmung mit dem Bezirksbeirat und der Stadt zu begleiten."
Bergheim: Der Stadtteilverein Bergheim blickt laut seinem Vorsitzenden Thomas Morr auf ein Jahr zurück, in dem der Stadtteil einige "Kröten" schlucken musste: "Penta- Park und Betriebshof sind hier zu nennen", so Morr. "Als gelungen erachten wir dagegen die Neugestaltung der Schwanenteichanlage." Für 2016 erneuert Morr den Wunsch des Stadtteilvereins, für die Überlastung der Mittermaierstraße eine nachhaltige Lösung zu erreichen. Mit Blick auf die anstehenden Flüchtlings-Themen betont er, dass der Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen will und wünscht sich von allen Beteiligten "eine Kooperation auf Augenhöhe und einen umsichtigen Umgang, der Irritationen und Missverständnissen keinen Raum bietet".
Boxberg: "Für unseren Stadtteil hoffen wir, dass der Zuzug junger Familien, der im letzten Jahr begonnen hat, weiter anhält", sagt Ingo Smolka vom Boxberger Stadtteilverein. Zudem hofft er, dass auch die Bewohner anderer Stadtteile den Boxberg besser kennenlernen. "Wir werden uns 2016 für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Waldparkschule mit einer tollen Mensa einsetzen, die auch den Stadtteilbewohnern als Treffpunkt zur Verfügung stehen könnte", so Smolka. In diesem Zusammenhang hofft er auch auf das Beibehalten des Stadtteilvereinsraumes in der Schule. Wünschenswert wäre seiner Meinung nach auch die Einführung eines eigenständigen Stadtteilmanagements, das die Weiterentwicklung des Boxbergs vorantreibt.
Emmertsgrund: Der Stadtteilverein Emmertsgrund hofft auf ein gutes Gelingen beim Umsetzen der Flüchtlingsstrategie und fühlt sich verpflichtet, das bislang erfolgreiche und friedliche Zusammenleben der Stadtteilbewohner unterschiedlichster Herkunft weiterhin tatkräftig zu unterstützen. Der Vorsitzende Hans Hippelein erwartet auch in 2016 eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt und den Institutionen, Vereinen und Initiativen des Stadtteils. Zur Imageoptimierung wünscht er sich eine noch intensivere Nutzung des Bürgerhauses für regionale kulturelle Großveranstaltungen sowie eine verbesserte Busanbindung.
Handschuhsheim: Nach dem Jubiläumsjahr steuert Handschuhsheim wieder in ruhigere Fahrwasser. Der Stadtteilvereinsvorsitzende Gerhard Genthner freut sich auf die Fertigstellung des Jubiläumsprojekts eines Füllfederhaltermuseums im Alten Rathaus. Gespannt ist er auch auf die Umsetzung der Parkraumbewirtschaftung und der Neugestaltung des Tiefburgvorplatzes. Dabei hofft er, dass diese Maßnahmen nicht die ansässigen Geschäfte nachteilig beeinflussen. Eine besondere Herausforderung wird es laut Genthner sein, auf die Unterbringung der Flüchtlinge zu reagieren, denen man in Form eines Arbeitskreises beim Einleben helfen will.
Kirchheim: Das Jahr 2016 wird für den Stadtteilverein Kirchheim vor allem im Zeichen der Vorbereitungen für das 1250-jährige Jubiläum im Jahr 2017 stehen. Daneben werden die üblichen Veranstaltungen wie Umzüge oder Straßenkerwe gemeistert werden. Als Herausforderung bestehen bleiben wird die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen in Kirchheim. "Unsere Initiative ,Kirchheim sagt Ja’ wird hier weiterhin aktiv sein", so der Vorsitzende des Kirchheimer Stadtteilvereins Jörn Fuchs. Politisch erwartet der Stadtteilverein von Gemeinderat und Stadtverwaltung eine ehrlichere Bürgerbeteiligung. Reizthemen sind hier die Änderung der Linie 26 und die Vorfestlegungen im Bereich der Konversionsflächen.
Neuenheim: "Nach dem Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen werden wir es 2016 etwas ruhiger angehen lassen", kündigt die Schriftführerin des Neuenheimer Stadtteilvereins Bärbel Hufen-Fischer an. Die traditionellen Veranstaltungen wie das Heringsessen für Mitglieder und geladene Gäste, das Fischerfest, der Frühschoppen auf der Neckarwiese und der Martinszug sollen natürlich trotzdem stattfinden, außerdem die eine oder andere Lesung oder Ausstellung. Für den Stadtteil Neuenheim wünscht sich Hufen-Fischer auch in diesem Jahr ein friedliches Miteinander, Rücksichtnahme, Freundlichkeit und Toleranz.
Pfaffengrund: "Das Jahr 2015 war gezeichnet von Kriegen und Menschen auf der Flucht. Deshalb denke ich, dass wir dankbar sein können in einer Stadt zu leben, in der unsere Probleme doch ganz klein sind", sagt der Stadtteilvereinsvorsitzende Heinz Schmitt. "Wir im Stadtteil Pfaffengrund sollten uns vornehmen, in unserer kleinen Gemeinschaft miteinander in gut nachbarschaftlicher Beziehung zu leben, zusammen zu feiern und versuchen, andere Meinungen zu akzeptieren." Schmitt hofft zudem, dass die baulichen Maßnahmen neuer Netto-Markt, Sanierung Eppelheimer Straße und Beleuchtung des Fahrradweges am Diebsweg auf den Weg gebracht, beziehungsweise begonnen werden.
Rohrbach: Der Stadtteil feiert in diesem Jahr sein 1250-jähriges Jubiläum. Höhepunkt wird das Festwochenende Anfang Juli sein. "Beschäftigen werden uns 2016 auch die Planungen für das Hospitalgelände", kündigt der Stadtteilvereinsvorsitzende Hans-Jürgen Fuchs an. "Wir werden darauf drängen, dass dessen Bebauung zu einer echten Aufwertung des Umfelds beiträgt." Auch die Unterbringung von Flüchtlingen beschäftigt den Stadtteil in diesem Jahr: "Wir begrüßen, dass die Stadt alle Stadtteile einbeziehen möchte." Im Vergleich mit ähnlich großen Stadtteilen soll Rohrbach laut Fuchs mehr Menschen aufnehmen. "Dazu sind wir auch bereit. Aber wir möchten, dass nicht alle Geflüchteten im Hasenleiser untergebracht, sondern auch andere Bereiche Rohrbachs einbezogen werden."
Schlierbach: Für den Stadtteilverein Schlierbach stehen 2016 Projekte für die Allgemeinheit im Fokus, allen voran der geplante "Platz der Begegnung", für den Anfang 2016 die Konzepte vorgestellt werden sollen. Nun hat die Stadtverwaltung diesen Platz für die Unterbringung von Flüchtlingen ausgewählt. "Für uns ist wichtig, dass dort trotz der temporären Wohnanlagen ein ,Platz der Begegnung’ sowohl für Schlierbacher als auch für die Flüchtlinge entsteht", fordert der Vorsitzende des Stadtteilvereins Christopher Klatt. Zudem hofft er, dass der Ausbau des Bürgerzentrums vorangehen wird. Wünschenswert wäre laut Klatt zudem ein Kurzstreckenticket für die S-Bahn ab Schlierbach.
Südstadt: 2016 wird die ersten sichtbaren Veränderungen auf den Konversionsflächen bringen. Mark Twain Village Süd wird bezogen, der Norden sich in eine Baustelle verwandeln. Noch offene Planungen werden abgeschlossen. "Unser Wunsch ist hier eine weitgehende und frühzeitige Beteiligung unter Nutzung unseres lokalen Sachverstands", betont Ursula Röper, die Vorsitzende des Stadtteilvereins. Sie freue sich auf den Einzug neuer Bewohner im Mark Twain Village und erwarte zudem eine Entscheidung im Investorenverfahren zur Bebauung der Campbell Barracks. "Wir wünschen uns dringend, zum Entscheidungsprozess zugezogen zu werden", so Röper. Aus Campbell solle sich ein lebendiges Gewerbequartier entwickeln können, für den Karl᠆storbahnhof und das Kino müssten optimale Voraussetzungen geschaffen werden.
Weststadt: Auch für die Weststadt dürfte eine der größten Herausforderungen 2016 in der Integration der Flüchtlinge bestehen, denkt Stefan Hauck, Vorsitzender des Stadtteilvereins. "Wir wollen den Menschen offen entgegentreten und sie unterstützen. Dies wird nur gelingen, wenn die Bewohner beteiligt werden." Die Ortswahl für die Aufstellung der mobilen Unterkünfte ist dabei ein stark diskutiertes Thema, der Wilhelmsplatz bewegt die Gemüter. "Im Moment erlebe ich wenig Verständnis der Bewohner, zumal andere geeignete Plätze vorhanden sind. Mein Wunsch an die Stadt wäre daher, den Platz zu überdenken und Alternativen vorzuziehen", so Hauck. Der Stadtteilverein würde sich zudem freuen, wenn die "Zwitscherstube" als fast schon kulturelle Einrichtung bestehen bliebe.
Wieblingen: Im Mittelpunkt der Arbeit des Stadtteilvereins Wieblingen wird die Planung der 1250-Jahr-Feier im Jahr 2017 stehen und der Aufbau eines Ortsmuseums. "Wir freuen uns, dass wir dafür die bisherigen Räume der Feuerwehr im Helbinghaus erhalten", so Walter Petschan vom Stadtteilverein. "Wir werden weiterhin den Grenzhof und unsere Aussiedlerhöfe in ihrer Ablehnung der Windräder unterstützen." Eine schwierige Aufgabe werde außerdem die Umsetzung der Erhaltungssatzung Wieblingen sein. "Wir wünschen uns deshalb einen Gestaltungsbeirat wie in der Altstadt." Außerdem bedauert der Stadtteilverein, dass auch 2016 der versprochene Kreisel an der Umgehungsstraße/Grenzhöfer Weg nicht gebaut werden wird.
Ziegelhausen: Für die bewilligten Mittel der Stadt für das Projekt "Stadt an den Fluss" will der Stadtteilverein ein schlüssiges Konzept erarbeiten, um die Neckarufer attraktiver zu gestalten. Auch in Ziegelhausen werden Flüchtlinge untergebracht. "Zusammen mit unseren Kirchen und Mitgliedsvereinen wollen wir diesen Menschen Mithilfe bei der Integration leisten", so Raimund Beisel, der Vorsitzende vom Stadtteilverein Ziegelhausen und Peterstal. Nachdem ein Grundstück für das Alten- und Pflegeheim in Ziegelhausen gefunden wurde, hofft er zudem auf zügige Umsetzung des Vorhabens.



