Heidelberg

Hermann Maas – Pfarrer, Widerstandskämpfer, gütiger Opa

Das "Motion Comic" über sein Leben wurde nach dem Gedenkgottesdienst in der Heiliggeistkirche gezeigt.

14.11.2022 UPDATE: 14.11.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Im Anschluss an einen Gedenkgottesdienst lief in der Heiliggeistkirche der „Motion Comic“ über das Leben und Wirken des Pfarrers und Widerstandskämpfers. Foto: Philipp Rothe

Von Hannes Huß

Heidelberg. All die Facetten von Hermann Maas in fünf Minuten packen – das sei die besondere Herausforderung dabei gewesen, das Leben des Heidelberger Pfarrers und Widerstandskämpfers zu erzählen. Das berichtete Luisa Lehnen von der Gedenkstätte "Lernort Kislau" bei der Vorführung ihres Animationsfilms "Ein stadtbekannter ,Judenfreund’: Hermann hilft Verfolgten bei der Flucht" in der Heiliggeistkirche am gestrigen Sonntag.

Im Anschluss an einen Gedenkgottesdienst konnten sich Interessierte, darunter Oberbürgermeister Eckart Würzner und sein Karlsruher Amtskollege Frank Mentrup, den aufwendig recherchierten und liebevoll gestalteten "Motion Comic" anschauen.

Auch der Gottesdienst zuvor beschäftigte sich ausschließlich mit dem Wirken des ehemaligen Pfarrers der Altstadtgemeinde: "Ich schäme mich fast zu Tode für jedes neue Anzeichen für das Wiedererwachen des Antisemitismus", zitierte Pfarrer Vincenzo Petracca aus einem Brief von Maas an die jüdische Gemeinde 1952. Für seinen unermüdlichen und persönlich riskanten Einsatz für die jüdische Gemeinde in Heidelberg während und nach der Nazi-Diktatur wurde Maas als erster Deutscher in den neugegründeten Staat Israel eingeladen. Dort wurde ihm gar die Ehrung "Gerechter unter den Völkern" zuteil. Um die Kraft, Rassismus und Antisemitismus ebenso entschlossen entgegenzutreten wie Maas es dereinst tat, bat Petracca in der anschließenden Fürbitte.

Den Aspekt der Zivilcourage in Maas’ Wirken schon vor 1933 hob Lehnen hervor: "Die Nazis kamen nicht mit dem Ufo." Daher sei es dem Lernort Kislau ein besonderes Anliegen, auch über die Weimarer Republik zu informieren und dabei Geschichten wie die von Hermann Maas zu erzählen, der sich schon frühzeitig gegen die Nazis und ihre Ideologie einsetzte.

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Von der Privatperson Hermann Maas erzählten seine Enkel Joachim und Wolfgang Hartmann: "Er war ein gütiger, fröhlicher Opa", erinnerte sich Joachim. Von ihm habe er eine "offene Glaubensrichtung und eine bescheidene Lebensführung" gelernt. Er habe noch vor Augen, wie sein Großvater immer sein Käsebrot in seinen Tee tunkte, das Brot von der Gabel rutschte und es anschließend in der Tasse schwamm.

Wolfgang, der älteste Maas-Enkel, sprach vor allem vom Schreibtisch und Stuhl seines Großvaters. Dieser sei inzwischen über seinen Vater in seinem Besitz gelandet. Statt eines Füllers liegen dort nun "Laptop, Tablet und Handy". Doch sobald er sich an das Erbstück setzt, scheint es "als ob die Zwei da oben zuschauen und meine Hand führen".

Nach der Filmvorführung zeigte sich Uli Liebler, Schulleiter der Julius-Springer-Schule, ganz begeistert von der Möglichkeit, den "Motion Comic", verbunden mit einem Besuch der Enkel, in den Unterricht einzubinden: "Das spricht unsere Schüler sicher an." Für ihn persönlich sei Hermann Maas ein Vorbild, dessen Vermächtnis er erhalten möchte.

Info: Den "Motion Comic" sowie die weiteren elf bisher produzierten Filme gibt es unter https://kurzelinks.de/i0sx.

Luisa Lehnen vom Lernort Kislau und Pfarrer Vincenzo Petracca (links) gemeinsam mit den Enkeln und Urenkeln, darunter Wolfgang (4.v.l.) und Joachim Hartmann (r.). Foto: Philipp Rothe
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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