Heidelberger Hoteliers lehnen die Bettensteuer strikt ab

Branchentreffen fürs lokale Hotel- und Gaststättengewerbe - Diskussion bis spät in die Nacht

25.10.2015 UPDATE: 26.10.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Bettensteuer für Touristen? Auch im Hotel Europäischer Hof müssten die Reisenden zahlen. Foto: Philipp Rothe

Branchentreffen fürs lokale Hotel- und Gaststättengewerbe - Diskussion bis spät in die Nacht

Von Anica Edinger

Die Heidelberger Gastronomen und Hoteliers machten ihrem Namen alle Ehre - und diskutierten im Europäischen Hof bis tief in die Nacht bei Bier und Wein; nicht privat, sondern lokalpolitisch. Die vielen Kneipiers, Restaurant- und Hotelbesitzer nutzten beim Branchentreffen der städtischen Wirtschaftsförderung für das lokale Hotel- und Gaststättengewerbe die Chance, kommunizierten ihre Ängste oder Sorgen - und machten auch ihrem Ärger Luft. Die richtigen Ansprechpartner aus der Verwaltung waren schließlich zahlreich erschienen: natürlich Oberbürgermeister Eckart Würzner, aber auch Bürgermeister Wolfgang Erichson, Dezernent für Umwelt, Bürgerdienste und Integration, Mathias Schiemer, neuer Chef von Heidelberg Marketing, und außerdem zahlreiche Stadträte aus fast allen Gemeinderatsfraktionen.

Das brennende Thema des Abends: die sogenannte "Bettensteuer" - oder wie es Dieter Stendel von der "Destille" in der Unteren Straße am späteren Abend ausdrückte: "Schwachsinn hoch zehn." Zunächst einmal machte aber Melanie von Görtz, Geschäftsführerin des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Baden-Württemberg (Dehoga), auf die Thematik aufmerksam: "Mit dieser Steuer stellen Sie den Gast vor Probleme, die man sich nicht vorstellen kann", sagte von Görtz und meinte dabei vor allem den zusätzlichen Buchungsaufwand, den man den Reisenden im Vorfeld zumuten würde. Denn nur der Privatreisende müsste eine solche Abgabe zahlen, so sieht es jedenfalls ein entsprechender Antrag vor, der am kommenden Mittwoch, 28. Oktober, im Haupt- und Finanzausschuss zur Diskussion steht. Demnach sollten auch Touristen ihren Anteil an den Kosten der guten Infrastruktur in Heidelberg leisten. Eine städtische Informationsvorlage, die sich an ähnlichen Übernachtungssteuern in Freiburg oder Köln orientiert, sieht folgende Rechnung vor: Pro Person zahlt der Tourist fünf Prozent pro Übernachtung ohne Nebenleistungen wie etwa Frühstück und ohne Umsatzsteuer. Gut 1,2 Millionen Euro würde die Bettensteuer dem städtischen Haushalt pro Jahr einbringen.

Von Görtz appellierte eindringlich in Richtung Stadträte: "Lassen Sie das." Auch für die Hoteliers bedeute diese Steuer einen erheblichen bürokratischen Mehraufwand - und das, wo "wir uns sowieso bereits zu Tode dokumentieren", so von Görtz - sei es, wenn es um Allergenkennzeichnung, um den Mindestlohn oder um die Legionellenuntersuchungen gehe. Die Gastronomen applaudierten laut. Und Michael Eckert, FDP-Stadtrat, berichtete bei der anschließenden Diskussion aus eigener Erfahrung: Er sei erst kürzlich geschäftlich in Dortmund gewesen und habe für Hotelauswahl und -buchung vielleicht insgesamt rund zwei Minuten Zeit benötigt. "Aber bis ich dem Hotel klar machen konnte, dass ich nicht privat, sondern beruflich unterwegs bin, verschickte ich etwa fünf bis sechs E-Mails", so Eckert. Und schließlich schloss sich der Stadtrat auch Destillewirt Stendel an: "Aus Sicht des Gastes ist das völliger Schwachsinn." OB Würzner griff aber noch einmal ein; er meinte, im jetzigen Doppelhaushalt sei die Steuer zwar nicht vorgesehen, "aber die politische Diskussion kommt".

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.